Andreas Franz - Der Finger Gottes
Waldstein, ein kleines, verschlafenes und idyllisches Nest in der Nähe des Städtchens Hof, das erst durch den Tod einer Anwohnerin aufgerüttelt wird, die dem ansässigen Polizisten Brackmann einen Brief hinterlässt, in dem sie von einem sechs Jahre zurückliegenden Mord schreibt, den es nun zu klären gilt. Als am selben Abend ein urplötzlicher Tornado die Stadt von Grund auf verwüstet und die Menschen, die teilweise ihr Hab und Gut verloren haben, in tiefe Verzweiflung stürzt, zeigt die Stadt ihr wahres Gesicht, das aus Intrigen und dem Spiel mit der Macht besteht.
Die unsichtbaren Fäden der Stadt hält die wohlhabende und etwas abseits lebende Familie Vandenberg in Händen, die sich im Laufe der Zeit beinahe jeden Menschen der Stadt durch Geld gefügig machen konnte. Macht, Korruption, Gewalt; all das steht auf der Tagesordnung der Familie. Brackmann stößt in seinem Mordfall bald auf die Spuren eben jener Familie, aber wird er es schaffen, sich dem Netz aus Erpressung und Gefahr zu entziehen?
Der Krimi beschreibt eindrucksvoll das Geflecht einer beherrschten Stadt. Nebst der Haupthandlung, also des ermittelnden Brackmann, werden zahlreiche Einzelschicksale beschrieben; sei es die 16-jährige Caroline, die in dem erzkatholischen Dorf ein uneheliches Kind gebären wird, oder der Pfarrer Engler, der sich durch seine Homosexualität erpressbar gemacht hat. Dies macht die einzelnen Akteure dem Leser um ein Vielfaches verständlicher und zeigt deren Verwundbarkeit, was wiederum die Erpressbarkeit erklärt. Jedes einzelne Schicksal zeigt, wie leicht es für die Vandenbergs ist, sich die Person gefügig zu machen, wenn es denn nötig werden sollte.
Ich habe das Buch relativ gerne gelesen, gestört hat mich aber die Langatmigkeit, vor allem in den Dialogen. Die Ermittlungen Brackmanns waren zwar an sich spannend, doch alleine die Gespräche, die er führte, hätte man um die Hälfte verkürzen können, ohne den Sinn zu verfremden. Vor allem die Konversationen zwischen ihm und dem Pfarrer zogen sich manches Mal wie Kaugummi. Zudem fehlte es mir bei einigen Personen an Vielschichtigkeit, vor allem bei den Vandenbergs ist mir das aufgefallen: Während zwei Söhne der Familie nur machtbesessen und grausam schienen, bestand die Persönlichkeit mancher Dame nur aus Leiden. Hier hätte man die Handlung noch ausbauen können, um zu zeigen, dass die Reichen nicht immer nur grundlos die Bösen sind, zumal das ja bei den restlichen Anwohnern des Dorfes auch relativ gut glückte.
Wie hat euch das Buch gefallen? Wie fandet ihr es im vergleich zu anderen Werken des Autors? Ich muss sagen, dass ich wohl erst einmal eine Pause einlegen werde, nach solch einem ausführlichen Werk von Andreas Franz werde ich wohl erst einmal auf andere Autoren zurückgreifen, auch weil ich gehört habe, dass seine Werke sich teilweise sehr ähneln sollen.
Ich kannte dieses Buch von Andreas Franz bisher noch gar nicht und deswegen habe ich mir mal dessen Bewertungen auf Amazon durchgelesen und die fallen ja nun auch nicht gerade berauschend aus. 16 Bewertungen von insgesamt 56 fielen mal gerade mit einem Stern von 5 möglichen aus und das finde ich schon ziemlich schlecht. Bemängelt wird dort auch überwiegend der langatmige Schreibstil. Viele Leser wussten am Ende des Buches auch gar nicht so richtig um was es denn überhaupt ging. Na ja, es war das erste Buch von Andreas Franz, vielleicht kann er sich ja noch steigern.
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