Als Lehrer absichtlich zu spät zum Unterricht erscheinen?

Ein Bekannter von mir ist Lehrer und ich habe mich kürzlich mit ihm über seinen Beruf unterhalten. Er meinte dann etwas ironisch, dass er manchmal absichtlich fünf Minuten später zum Unterricht kommt, um seinen Schülern die Hoffnung zu geben, dass die Stunde ausfällt, nur um ihnen dann die Hoffnung wieder zu zerstören.

Das klang erst recht scherzhaft, als er das so sagte, aber ich bin mir mittlerweile nicht mehr so sicher, ob er es vielleicht doch ernst meinte.

Könnt ihr nachvollziehen, dass ein Lehrer absichtlich zu spät zum Unterricht kommt eben aus dem oben genannten Grund? Ist ein Lehrer, der Spaß daran hat, seinen Schülern Hoffnungen zu zerstören überhaupt als Lehrer geeignet?

Sollte er es wirklich so machen finde ich es für die Schüler richtig mies. Jeder weiß doch wie toll dieses Gefühl ist eventuell eher Schluss zu haben, weil der Lehrer nicht kommt und wenn er das mit Absicht macht ist es einfach nur mies. Wenn er seine Schüler ärgern will, sollte er vielleicht andere Dinge machen aber nicht so etwas. Zumal es ja auch seine Arbeitszeit ist, die er da nicht wahrnimmt. So sollte man sicherlich nicht handeln als Lehrer.

Wenn man sich den Spaß mal gegen Ende des Schuljahres, wenn kein Stoff mehr behandelt wird, erlaubt, ist das sicher okay. Schüler spielen Lehrern auch oft Streiche, da darf man sich ruhig mal revanchieren. Wenn das allerdings auf Kosten des Stoffes geht und regelmäßig auftritt, dann muss ein Wort mit dem Lehrer und wenn nötig auch mit der Schulleitung gesprochen werden. Ich glaube aber eher, dass dein Bekannter das scherzhaft gemeint hat.

Ich denke eher, dass dein Bekannter nicht zugeben möchte, dass er lieber fünf Minuten länger im Lehrerzimmer sitzt und seinen Kaffee in Ruhe austrinken möchte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Lehrer regelmäßig oder manchmal zu spät kommt, damit er seine Schüler ärgern kann.

Außerdem sind die meisten Schüler nicht so dumm und werden früher oder später merken, dass Herr X immer fünf Minuten zu spät kommt, während Frau Y nie zu spät kommt. Wenn sich Frau Y verspätet, dann wird man eher mit einer Freistunde rechnen, aber bei Herr X ist das inzwischen Normalität.

Die armen Schüler, denken die Stunde fällt aus und dann doch nicht. Was ist daran so schlimm? Man muss nicht immer mit allem rechnen wenn es dann doch nicht eintrifft hinterher ein Fass aufmachen und dann anfangen noch zu heulen. Enttäuschungen gehören mit zum Leben dazu und als Schüler hat man lange genug Frei und Freizeit, da sollen diese sich mal umsehen wie es hinterher in der Berufswelt aussieht. Da ist nichts mit früher gehen nur weil es mal warm ist, oder der Vorgesetzte nicht kommt der einem alles vorkaut. Reichlich albern diese Aussage, dass man die armen Kinderchen doch damit so traurig macht.

Ich denke auch eher, dass es in diese Richtung geht, dass dein Bekannter lieber seinen Kaffee fertig trinkt und die Blagen somit 5 Minuten weniger ertragen muss. Bezahlt wird er dennoch und ihm kann es egal sein ob die Blagen hinterher wenn sie von der Schule weg sind das Wissen haben, damit sie im Leben bestehen können. Denn als Lehrer ist man nicht dafür verantwortlich, dass die Brut von anderen alles kann und weiß, es ist die Verantwortung der einzelnen Blagen und deren Eltern die das gerne auf andere abwälzen.

Aber man muss es auch mal so sehen, es kann auch für deinen Bekannten nach hinten los gehen. Denn er wird bezahlt für seine Dienstleistung und wenn er diese immer kürzt um 5 Minuten und das bei jeder Stunde, dann macht das einen nicht geringen Anteil pro Jahr auch aus die er dann lieber im Lehrerzimmer mit Kaffee als Pause verbringt, anstatt zu arbeiten. Sprich auch da kann ein Riegel vorgeschoben werden und Konsequenz für ihn erfolgen, ganz gleich aus welchem Grund er es nun tatsächlich macht. Hausieren würde ich damit jedenfalls nicht gehen, denn somit fällt es noch schneller auf.