Werden Bewerbungen nicht mehr selbst geschrieben?

Ich habe meine Bewerbungen - egal ob für Studium, Minijob oder richtigen Job - immer selbst geschrieben. Ich hole mir zwar Feedback von einer guten Freundin oder einer anderen Person, die ich für fachlich kompetent halte, aber ansonsten schreibe ich meine Bewerbungen immer selbst. Ich habe bisher nie einen Anlass gesehen, einen Ghostwriter damit zu beauftragen.

Heute hörte ich die Aussage einer Kollegin, die meinte, dass inzwischen doch kaum noch jemand die Bewerbungen selbst schreiben würde. Gerade, wenn es darum gehen würde, zu einem Studium zugelassen zu werden, die Studienplätze begrenzt wären würden eher andere Menschen für die Bewerber die Bewerbung schreiben. Nun weiß ich natürlich nicht, ob sie aus eigener Erfahrung spricht (was bedingt durch das höhere Alter durchaus möglich wäre) oder ob das nur Spekulation war.

Wie denkt ihr darüber? Werden Bewerbungen gar nicht mehr selbst geschrieben, sondern immer mehr andere Menschen damit beauftragt? Schreibt ihr eure Bewerbungen noch selbst oder habt ihr auch schon Ghostwriter damit beauftragt? Findet ihr es moralisch verwerflich, seine Bewerbungen nicht mehr selbst zu schreiben und andere die Arbeit machen zu lassen?

Mein Ex hat auch nie eine Bewerbung selber geschrieben. Er hat sich immer alles brav von seiner Mutter schreiben lassen. Das geht in meinen Augen gar nicht. Selber habe ich auch immer alles für mich selber geschrieben und mir auch nicht wirklich helfen lassen. Bisher kam ich auch so klar. Wobei ich es auch komisch finde, wenn man das selber nicht hinbekommt.

Ich kenne so einige, die ihre Bewerbung nicht selbst schreiben, oftmals, weil ihnen außer Standardsätzen aus dem Lehrbuch nichts einfällt oder sie wirklich schlecht darin sind, Sätze gut zu formulieren. Wenn jemand eine schlechte Schreibe hat, sich nicht gut ausdrücken kann und sich auf einen Job bewirbt, bei dem es nicht wichtig ist, ob man tolle Dinge schreiben kann, dann finde ich das auch nicht so schlimm. Die Bewerbung ist eben immer der erste Eindruck und es wäre schon arg, wenn man sich für die Stelle sehr gut eignet, aber nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, weil der Text nicht überzeugt.

In diversen Online-Foren wird manchmal so viel Hilfestellung bei Bewerbungsschreiben geboten, dass man am Ende nur die Sätze von anderen übernommen hat. Ein älterer Bekannter hat sich bei Bewerbungen immer von seiner Frau helfen lassen, weil diese gute Texte schreibt, während er sich seit Schulabgang vor Jahrzehnten nicht mehr mit Bewerbungen auseinandersetzen musste. Und sicherlich gibt es auch einige Leute, die einfach nur faul sind und Vorlagen aus dem Netz kopieren oder gute Seelen kennen, welche die Arbeit für sie übernehmen.

Ich persönlich habe jede Bewerbung selbst geschrieben, es wäre mir auch gar nicht wohl dabei, wenn das jemand anderes tut. Ich will schließlich selbst ausdrücken können, warum ich diese Stelle möchte und warum ich dafür geeignet bin. Natürlich lasse ich im Nachhinein noch einmal jemanden einen Blick darauf werfen und bin Verbesserungsvorschlägen nicht abgeneigt, ganze Absätze aber von anderen formulieren zu lassen käme für mich nicht in Frage.

Auch ich kenne mehr Menschen, die ihre Bewerbung nicht selber geschrieben haben, als ich Leute kenne, die sich die Mühe gemacht haben. Bewerbungen sind einfach etwas, was den meisten ein Graus ist. Zumal sie sich ja durch diesen Wisch verkaufen müssen und sie aber nicht wissen, wie sie das am sinnvollsten machen.

Sehr viele holen sich auch Unterstützungen durch diverse Agenturen. Nicht zuletzt bei einer Schulung, bezahlt durch das Arbeitsmarktservice. So kommt es, dass oft eine professionelle Bewerbung aber gar nicht zu dem Mensch passt, der sie geschrieben hat, und die Enttäuschung der Firma dann groß ist, wenn zu viel versprochen und wenig von dem Versprochenen gehalten wurde.

Deshalb halte ich nicht viel davon, seine Bewerbung von jemandem anderen schreiben zu lassen. Denn wichtig ist immer, dass man authentisch ist. Und authentisch kann man nur sein, wenn die Art und Aufmachung etwas mit der eigenen Person zu tun hat.

Scheint wirklich eine Stilfrage zu sein. Ich gebe mir bei meinen Anschreiben immer Mühe, besonders individuell auf die Position zugeschnitten. Dann schlafe ich auch oftmals noch eine Nacht darüber und am Morgen stolper ich über Formulierungen, die ich verbessere.

Allerdings kenne ich da ganz wilde Geschichten aus dem Freundeskreis. Von "Ich schicke ganz vielen das gleiche zusammenkopierte Ding. Die meisten lesen sich das sowieso nicht durch. Ich will nur das Vorstellungsgespräch, da glänze ich dann..." bis zu "Ich gebe 300€ für einen Coach aus, der all meine Unterlagen auf mich abstimmt und perfektioniert."

Für mich ist die Bewerbung meine erste Arbeitsprobe. Deswegen mache ich das auch gerne.

Viele Bewerbungen werden nicht mehr selbst geschrieben. Gerade die jungen lassen sich dann gerne von den Eltern helfen oder besuchen die Angebote vom Arbeitsamt und bekommen dort Hilfestellungen. Es fällt auf und man merkt es, da diese Bewerbungen nicht dem aktuellen Format und den Anforderungen entsprechen. Inzwischen ist ein Deckblatt zur Pflicht geworden und ohne die berühmte Dritte Seite ist es ebenfalls schwer, aber das meinen viele immer noch weg lassen zu müssen. Eltern kennen das gar nicht, diese sind einen anderen Standard gewöhnt und auch das Arbeitsamt lehrt nach der alten Methode wie auch die Schulen.

Aber einem Berufsanfänger der sich auf eine Ausbildung bewirbt verzeiht man so etwas noch eher, oder auch jemanden der seine erste Bewerbung nach dem Studium abgibt. Jemand der aber den Arbeitsplatz wechseln möchte und solche gravierenden Fehler bereits in den Unterlagen macht, der hat es schon einmal schwer dann auch noch weiter Ernst genommen zu werden und da müssen dann andere Dinge sehr hervorstechend sein, dass man darüber hinweg sieht.

Vor allem sind viele nicht mehr in der Lage die Anforderungen überhaupt zu lesen und zu verstehen. In meinen Anzeigen steht überall, dass die Dritte Seite gefordert ist und gerade einmal 20% der Bewerbungen kommen mit dieser. Spricht man Bewerber darauf an die das weg gelassen haben, dann wussten diese nicht einmal was mit der dritten Seite gemeint ist, dabei lässt sich das mit einer einfachen Internetrecherche herausfinden was es ist, und was dort zu stehen hat und wie es auszusehen hat. Viele machen es sich einfach zu einfach.

Ich habe meine Bewerbungen zum Großteil selbst geschrieben aber habe meine Unterlagen ebenfalls zur Prüfung gegeben, damit diese verbessert werden und man das nochmals überarbeitet. Sprich im Endeffekt habe ich auch bezahlt für die Endfassung die mich dann erfolgreich in so manchen Job gebracht hat, aber die größte Aufgabe habe ich vorher selbst erledigt und nicht alles schreiben lassen von A bis Z und das dann abgegeben.