Referentinnen, die sich für eine gute Beurteilung einkaufen?

vom 13.06.2017, 20:32 Uhr

Es ist so, dass meine Kollegin diese Fortbildung macht. Sie dauert gesamt zwei Semester und es sind etwa vier verschiedene Referentinnen, die sich die Kursnachmittage so ungefähr zu gleichen Teilen aufteilen. Allerdings ist meine Kollegin mit einigen Referentinnen etwas glücklicher, als mit anderen.

So kam es also, dass von einer Referentin ein ziemlich negativer Eindruck gewonnen wurde, da sie nicht auf die Meinungen der Kursteilnehmer einging und immer noch auf ihrem Standpunkt beharrte, auch wenn sich in den letzten paar Jahren schon sehr viel geändert hatte. Sie kam dann sogar mit dem Gesetz, als ein paar Teilnehmer ihre Meinung offen äußerten.

Das kam nicht so gut bei meiner Kollegin, und laut Austausch mit den anderen Kursteilnehmerinnen, auch bei den anderen nicht sehr gut an. Immer im Halbjahr geht ein Bogen hinaus, wo die Teilnehmerinnen des Kurses die verschiedenen Referentinnen bewerten müssen. Ob die Referentinnen die Bögen lesen, oder ob nur die Direktion der Fortbildung dies zu lesen bekommt, ist meiner Kollegin unbekannt.

Jedenfalls ist es glaube ich im Interesse einer jeden Referentin, bei solch einer Beurteilung gut abzuschneiden, damit man auch weiterhin den Bildungsauftrag gesichert bekommt und sich seinen Nebenverdienst sichern kann. So hat die Referentin beim letzen Kursnachmittag kräftig aufgetischt, mit teuren Säften und Leckereien aus der Bäckerei.

Findet ihr, dass das eine Art Einkaufen war? Hättet ihr dann eine bessere Bewertung abgegeben, nur weil die Referentin für das leibliche Wohl der Kursteilnehmerinnen gesorgt hat, was ja sonst eigentlich nicht so der Fall ist?
Glaubt ihr, dass das eine mit dem anderen gar nichts zu tun hat? Also meine Kollegin und ihre Leidensgenossinnen fanden es schon ziemlich auffällig.

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Ich muss ja auch Seminare geben und das ist gerad deswegen nicht so meine Lieblingsaufgabe, weil man immer negative Bewertungen fürchten muss. Ich hatte das vorher nie gemacht und habe dann meine Seminare so gestaltet, wie ich einen Vortrag an der Uni gemacht hätte, nur eben mit niedrigem Niveau. Da habe ich dann teilweise nicht so nette Bewertungen bekommen und mich sehr darüber geärgert. Eigentlich war ich kurz davor, den Job deswegen hinzuschmeißen, weil die Kritiken auch echt gemein formuliert waren und nicht konstruktiv.

Die Seminare habe ich dann aber umgestellt, notgedrungenermaßen. Das war dann mehr interaktiv und witziger, wo die Leute was mitmachen sollen und sich beteiligen. Wobei ich eigentlich finde, dass ein Kurs kein Meinungsaustausch ist, sondern eine Wissensvermittlung frontal. Aber weil das nicht so ankam, habe ich dann eben alles so gemacht, wie die Leute es wollten, damit sie daran Spaß haben. Die Wissensvermittlung trat dann in den Hintergrund. Und wenn wieder Kritik kam, habe ich wieder was geändert usw.

Aber letztlich gefällt es mir nicht, dass ich mich ständig dem Druck der Bewertungen aussetzen muss. Zudem habe ich den Eindruck, dass man nie alle zufrieden machen kann. Egal, wie viel Mühe ich mir gebe und wie sehr ich auf die Teilnehmer eingehe, es gibt ab und an doch jemanden, der wieder was zu nörgeln hat und das nervt mich unwahrscheinlich, das demotiviert sehr. Wenn dieser eine mich schlecht bewertet, dann muss ich mich eventuell beim nächsten Mitarbeitergespräch rechtfertigen, warum der mich negativ bewertet hat.

Eine Zeit lang habe ich den Leuten auch was mitgebracht, Kaffee kredenzt oder Süßigkeiten in den Seminaren mitgebracht. Das hatte aber nicht den positiven Effekt, wie ich ihn mir erwartet hatte und wenn einen dann jemand negativ bewertet, obwohl er sich schön an den von mir mitgebrachten Süßigkeiten vollgefressen hat, dann ist das erst recht ärgerlich.

Ich denke, man muss irgendwie damit leben, dass es ab und an jemanden geben wird, der unzufrieden ist und wenn eine Gruppe eine ungünstige Dynamik hat, dann bringt der die anderen Gruppenteilnehmer auch gegen den Referenten auf. Manche Leute haben einfach total überhöhte Ansprüche und sind nie zufrieden bzw. es ist dann nicht menschlich umsetzbar, diese Leute zufrieden zu machen.

Es hat ja beispielsweise auch nicht jeder Kursteilnehmer den Wunsch, mit dem Referenten zu diskutieren und Meinungen auszutauschen. Manche wollen vielleicht auch einfach nur zuhören und das sind vermutlich gar nicht wenige. Und nun einen Referenten schlecht zu bewerten, weil er nicht diskutieren will und es ihm übel zu nehmen, wenn er was mitbringt, um gut bewertet zu werden, finden ich auch nicht ok.

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