Wegen Beruf oder Charakter zu Burnout neigen?
Ich habe kürzlich eine Frau getroffen und bin mit ihr ins Gespräch gekommen. Sie erzählte dann auch, dass sie früher als Hebamme gearbeitet hätte und diesen Beruf sehr geliebt hätte, aber es leider zum Burnout gekommen wäre und sie aus diesem Grund auf der Suche nach einer Umschulung wäre.
Ist es inzwischen schon normal, dass Hebammen zu Burnout neigen und ist das Risiko da größer, weil überall zu wenig Hebammen sind oder ist das nur Zufall? Kann man eurer Meinung nach in jedem Beruf einen Burnout bekommen, wenn man selbst die Prioritäten nicht richtig setzt oder sind manche Berufsgruppen anfälliger für die Entwicklungen eines Burnouts als andere?
Ich denke, dass Menschen eher zum Burnout neigen, wenn sie ihren Beruf übermäßig wichtig nehmen. Es sollte meiner Meinung nach eine gewisse Distanz zum Job geben. Es ist ein Gelderwerb und der ist dafür da, dass man ein Einkommen hat. Auch schön, wenn man den Beruf gerne macht. Aber man darf daran nicht zu sehr klammern und das zu wichtig nehmen. Wenn man anfängt, das als Hauptquelle der Bestätigung zu sehen, läuft man Gefahr, dass es einem nicht mehr so gut geht, wenn diese Bestätigung ausfällt.
Zudem denke ich, dass Menschen, die zu lieb sind und alles zu ernst nehmen, eher zum Burnout neigen. Wenn man auch mal eine Aufgabe ablehnt und nicht alles perfekt machen muss, wenn man damit leben kann, dass alles irgendwie funktioniert, auch wenn man nicht zu den Besten gehört, dann schützt einen das davor, irgendwann durchzudrehen.
Ich glaube auch, dass es Berufsgruppen gibt, in denen man eher dazu neigt, weil man einfach viel Stress ausgesetzt ist. Wenn man aber einen guten Ausgleich und letztendlich auch starken Charakter hat, kann es durchaus sein, dass man trotzdem keinen bekommt. Ich denke letztendlich ist es die Mischung aus Charakter und Beruf.
Wieso "inzwischen schon normal"? Hebamme ist ein schlecht bezahlter Knochenjob mit unberechenbaren Arbeitszeiten und immenser Verantwortung für Gesundheit und Leben von Dritten und gerade als Selbständige hat man hier meines Wissens nicht viel zu lachen. Deswegen hat wohl auch kaum noch jemand Bock auf den Job. Nur weil man mit Babys zu tun hat und weil es sich um einen Frauenberuf handelt, ist es schließlich kein netter Zeitvertreib, weil einem Fernsehen und Stricken zu anstrengend geworden sind.
Ich bin zwar prinzipiell eher skeptisch, was die oft allzu inflationär gebrauchte Diagnose "Burnout" angeht, weil sich Burnout einfach schicker anhört als "zu viel zugemutet" oder "die Schnauze voll von dem schlecht geführten Affenstall". Aber generell kann man meiner Meinung nach in jedem Job zu viel bekommen und sich die Psyche ruinieren. Burnout ist nämlich auch nur ein schickeres Wort für "Erschöpfungsdepression". Und ich glaube, dass man mit fast jeder Berufsbezeichnung eine relativ ruhige Kugel schieben oder aber sich auch völlig aufreiben kann. Man muss für den Job eben auch geeignet sein. Ich würde daher sagen, dass Burnout weder nur eine Job- noch nur eine Charakterfrage ist, sondern dass es auch darauf ankommt, dass der richtige Typ am richtigen Ort sitzt.
Gerbera hat es doch sehr treffend beschrieben und man kann es weder am einen noch am anderen alleine festmachen. Es gehört immer beides mit dazu. Gerade jemand der mit falschen Vorstellungen einen Beruf antritt und zu viel will und dann irgendwann feststellt, dass er nichts bewerkstelligen kann bezeichnet sich dann auch nicht selten mit einem Burnout. Nur weil Hebammen immer weniger werden und die Arbeit zunimmt, sind diese nicht anders und mehr betroffen als andere Berufsgruppen eben auch. Denn dann müsste jeder der im sozialen Bereich arbeitet direkt den Stempel aufgedrückt bekommen mit Burnout, da es dort nicht anders ist.
Aber auch andere Berufe, es wird allgemein immer mehr erwartet und das steigt auch immer weiter. Manche können das einfach nicht auf die Dauer tragen oder fangen bereits am Anfang ihrer Karriere an auf der Maximalen Stufe zu laufen. Kommt dann noch etwas oben drauf, dann bringt es das Fass zum Überlaufen und schon schreien sie, dass sie ein Burnout haben.
Für mich ist das ebenfalls eher ein Modewort welches genauso Missbraucht wird wie andere Dinge z.B. Mobbing. Bei dem kleinsten Anzeichen einer Überforderung wird direkt geplärrt, dass man ein Burnout hat. Aber auch wenn man keinen Bock mehr auf seinen Beruf hat, wird das gerne missbraucht und eigentlich für alles was einem gerade nicht in den Kram passt.
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