Sollte man Nachwuchs erst nach Ostern zeugen?

vom 13.04.2017, 11:37 Uhr

Ich habe von einer Hebamme gelesen, die dazu rät, dass man die Familienplanung erst nach Ostern in Angriff nehmen sollte und bis Ostern sollte man eben verhüten. Begründet hat sie das damit, dass das Kind ja sonst im Dezember oder Januar zur Welt kommen würde und da würde personaler Engpass in Bezug auf Hebammen herrschen.

Viele Hebammen würden sich Zeit für ihre Familien nehmen wollen und dabei dann kürzer treten. Es soll wohl so sein, dass zur Adventszeit, aber auch Weihnachten und Silvester der größte personelle Engpass herrschen soll und daher wäre es unklug, ausgerechnet da ein Kind zu bekommen. Die Gefahr von Risiken wäre da einfach höher. Daher sollte man das eben berücksichtigen und mit der Zeugung entsprechend warten.

Was haltet ihr davon? Habt ihr euch bei der Familienplanung bisher mit solchen Details befasst und würdet ihr soweit gehen und die Geburt so detailliert planen? Es kann ja auch sein, dass das Kind früher kommt und wenn man Pech hat, kommt es dann trotzdem im Dezember, auch wenn der Geburtstermin vielleicht im Februar gewesen ist. Würdet ihr den Rat der Hebamme befolgen oder eher ignorieren?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Warum wohl wird in der Weihnachtszeit ein Engpass herrschen? Natürlich, die Hebammen wollen auch mal Urlaub machen und Zeit mit ihrer Familie verbringen und gönnen sich da eine Auszeit. Aber ist das so verwerflich und muss sich daran jeder anpassen? Immerhin entbindet kaum jemand Zuhause sondern die meisten gehen in die Klinik oder auch ins Geburtshaus, da sind die Hebammen festgelegt die vorhanden sein müssen und auch an Weihnachten, Wochenenden und Feiertagen. Von kritischer Zeit und Risiko würde ich da nicht sprechen.

Wenn es alleine um die Nachsorge geht, dann hat man in bestimmten Regionen die immer mehr werden zu jeder Jahreszeit bereits Probleme eine Hebamme zu finden. Die gestiegenen Versicherungen für Hebammen zwingen Hebammen dazu das nicht mehr anzubieten, sich anstellen zu lassen in den Kliniken und haben damit auch weniger Zeit eine Nachsorge zu betreiben. Ist auch logisch, ich kann keine Nachsorge machen wenn ich zeitgleich Dienst in der Klinik schiebe.

Dennoch findet man immer wieder Hebammen, die auch zu dieser Zeit arbeiten müssen in der Klinik und nicht in den Urlaub fahren. Diese machen auch Nachsorge dann neben der Anstellung in der Klinik, nach dem Dienstende oder auch vor dem Dienst. Für die Hebammen eine große Belastung die finanziell wenig bis gar nichts einbringt, aber das ist auch ein typischer Job aus dem sozialen Bereich den man aus Überzeugung macht und nicht wegen der Menge des Geldes. Es sollte zum Leben reichen, aber wenn man jeden Monat 30 Schwangere zur Nachsorge braucht nur damit man seine Versicherungskosten decken kann, dann ist das halt nicht mehr gegeben und somit arbeiten auch immer weniger Hebammen auf Freiberuflicher Basis.

Wie gesagt, die Jahreszeit spielt dabei gar keine Rolle. Mein Kind kam im Oktober zur Welt, das ganze Jahr war Geburtsstark und die Zahlen steigen weiterhin. Die Hebammen hier sind allgemein weniger geworden, Geburtshäuser haben dicht gemacht, freiberufliche Hebammen gibt es so gut wie gar nicht mehr und inzwischen ist auch nur noch eine Hebammenpraxis vorhanden, die ebenfalls zum Ende des Jahres dicht gemacht wird. Mit Glück findet man so noch eine Hebamme die die Nachsorge bei einem macht, ansonsten kann man über die Klinik vielleicht eine ergattern oder man geht leer aus und muss selbst zusehen wie man das hin bekommt.

Die Hebamme hier spricht aber auch von Risiken. Es ist nicht so, dass die Vorsorgeuntersuchungen Pflicht sind und viele Frauen suchen dafür klassisch den Frauenarzt auf und nicht die Hebamme die das macht. Die Geburten finden immer mehr in Kliniken und Geburtshäusern statt, eine Hausgeburt mit Hebamme zu bekommen ist schon fast ein Wunder. Hier bekommst du keine mehr dazu, dass zu machen auch wenn es dein Wunsch als Mutter ist. Nachsorge ist so und so schwierig, hier kommen mehr Kinder zur Welt, die Hebammen werden weniger und da ist klar, dass dann auch nicht jede eine abbekommt auch wenn die Hebammen hier viel in ihrer Freizeit noch machen mit Nachsorge, aber irgendwann ist auch da Ende.

Bevor man also nun anfängt zu raten wann man das Kind zeugen sollte, sollte man Energie darauf verwenden auf seine Situation als Hebamme aufmerksam zu machen. Die gestiegenen Versicherungsbeiträge, die Arbeitsbelastung die mehr wird, Geburtsstarke Jahrgänge, wenig Freizeit bei finanziell keinem Anreiz. Würde sich daran einiges ändern, dann würden auch wieder mehr Menschen bereit sein diesen Beruf zu erlernen und könnten die Versorgung auch übernehmen. Das wäre ein sinniger Ansatzpunkt als nun zu sagen, zeugt alle eure Kinder nach Ostern. Damit verschiebt man das ganze dann nur weiter und auf einmal suchen dann 200 werdende Mütter eine Nachsorgehebamme für Januar oder Februar, weil es diese Dame so geraten hat das es doch dann besser, sicherer und einfacher wäre eine zu finden.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kann mich hier Sorae nur anschließen. Das Problem ist hier völlig anders gelagert und wird durch gezieltes Bumsen ohne Kondom nicht gelöst. Außerdem ist es ja nicht so, dass am gewünschten Zeugungstermin eine Klappe aufgemacht und die befruchtete Eizelle innen angetackert wird, sondern es werden auch Kinder spontan und ungeplant gezeugt oder es dauert eine Zeitlang, bis Sperma und Eizelle auch tatsächlich zusammenfinden. Nicht jede setzt die Pille ab und ist zwei Eisprünge später schon gesegneter Hoffnung. :roll:

Meine Nichte zum Beispiel hätte auch am 25. Dezember Geburtstag gehabt, wenn sie nicht so getrödelt hätte. Soll man da tatsächlich den Eltern einen Vorwurf machen, weil sie ihr Kind zu einem strategisch ungünstigen Zeitpunkt in Marsch gesetzt haben, oder sich eher mit der Frage befassen, warum es so wenig Hebammen gibt, dass manche Zeitpunkte im Jahr für Unannehmlichkeiten wie eine Geburt tunlichst gemieden werden sollen?

Eigentlich sollte zudem doch jeder Mensch, der medizinische Hilfe braucht, diese auch rund ums Jahr bekommen. Schließlich rät man auch keinem davon ab, in der Hauptsaison Skifahren zu gehen, weil da die Notaufnahmen und die Gips-Stationen so überfüllt sind, oder exakt zwischen Weihnachten und Silvester einen Herzinfarkt zu bekommen, weil da Urlaubssaison herrscht. Ich halte diese Herangehensweise daher für totalen Schwachsinn.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das ist ja witzig. Als wäre es so leicht machbar, dass ein Kind genau dann entsteht wann man es will. Manche Kinder entstehen zwar schon beim ersten ungeschützten Geschlechtsverkehr, aber es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass es ein ganzes Jahr dauern kann, bis das gewünschte Baby auf dem Weg ist. Da kann man so viel machen, tun und planen wie man will.

» YariXxX » Beiträge: 635 » Talkpoints: 21,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich habe den Aufruf der Hebamme auch gelesen und mich sehr darüber amüsiert. Es mag ja eine gute Absicht hinter diesem Aufruf stehen, aber gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Mein erstes Problem, was ich mit diesem Aufruf habe, ist, dass sich meines Wissens die Zeugung und die Geburt nicht genau nach dem Kalender planen lassen.

Es gilt also nicht, dass immer wenn ich am Tag X das Kind zeuge, es am Tag Y zur Welt kommt, sodass wenn ich die Zeugung um eine Woche verschiebe, das Kind auch eine Woche später das Licht der Welt erblickt. Die Berechnung mit den neun Monaten bzw. die genauere Berechnung vom Arzt sind immer noch ungefähre Schätzungen, an die sich die Kinder allerdings nicht immer halten. Ich selbst bin zum Beispiel 14 Tage nach dem errechneten Termin auf die Welt gekommen.

Zum anderen lässt sich auch die Zeugung nicht unbedingt so genau planen. Es hängt immer noch von recht vielen Faktoren ab, ob überhaupt ein Kind entsteht. Und es ist auch nicht hundertprozentig sicher, wenn man sich vor Schwangerschaften schützt, denn keines der Verhütungsmittel ist absolut sicher. Nur Enthaltsamkeit führt sicher nicht zur Schwangerschaft.

Dazu kommt meines Erachtens auch, dass wenn man auf Weihnachten und Silvester Rücksicht nimmt, weil da die Personaldecke recht schlecht ist, man etwa auch auf die Urlaubszeiten Rücksicht nehmen sollte, denn da ist ebenfalls wenig Personal anwesend. An Feiertagen, die sich für ein verlängertes Wochenende eignen, nehmen sich ebenfalls erfahrungsgemäß viele Menschen frei. Himmelfahrt und das darauf folgende Wochenende sollte man also ebenfalls nicht für die Geburt auswählen.

Und so ergäbe sich dann, dass Mann und Frau vor jeder Tätigkeit, die eine Zeugung zur Folge haben könnte, sich einen Kalender vornehmen müssten, um zu sehen, ob so ca. acht bis zehn Monate später, wenn ein Kind auf die Welt kommen könnte, ein Engpass im Krankenhaus oder Geburtshaus vorliegen könnte. Dies halte ich dann doch für ein wenig utopisch und kaum umsetzbar.

Ich halte diesen Aufruf jedoch insofern für wichtig, als er erkennen lässt, wie schlecht es generell um die Versorgung im Krankenhaus bestellt ist.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde diesen Aufruf eigentlich gar nicht so schlecht, denn man muss sich nicht daran halten und wenn man Bock dazu hat im Januar oder Dezember ein Kind zu bekommen, wenn man ganz genau weiß, dass nicht viele Hebammen unterwegs sind, dann muss man das eben auch in Kauf nehmen. Ich finde es wichtig, dass man auf die Arbeitssituation der Hebammen auch aufmerksam macht.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Artikel eher wachrütteln soll und eben darauf Aufmerksam machen, dass auch bei den Hebammen Missstände herrschen. Ich kann mir auch nicht unbedingt vorstellen, dass jemand seine Kinderplanung danach ausrichtet. Vor allem weiß man ja nie genau, wann man schwanger wird.

Aber ich denke auch, dass die meisten doch im Krankenhaus entbinden werden dort gibt es ja auch sicher Krankenschwestern die geschult sind. Ich glaube daher, dass es vielleicht wirklich darum geht, darauf Aufmerksam zu machen, dass eben gerade in den Wintermonaten Personalmangel herrscht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich würde meine Familienplanung auch nicht danach ausrichten, ob bei Hebammen ein personaler Engpass herrscht oder nicht, sondern ich mache es eher von privaten und eigenen beruflichen Situationen fest. Wenn die finanzielle Situation dann auch gut aussieht und ich mir einfach in dem Moment denke, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, wird darauf hingearbeitet. So war es zumindest auch bei unserem Sohn.

Bei einigen Paaren klappt es ja auch nicht sofort, wenn sie sich entschlossen haben, mit der Familienplanung zu beginnen. Ich kenne ein Paar, bei denen es stolze drei Jahre nicht geklappt hat und da würde ich z.B. auch nicht vor Ostern eine Pause einlegen wollen und wieder verhüten. Ich glaube solche Paare sind dann generell froh, wenn es dann mal geklappt hat und lassen sich da zeitlich nicht einschränken.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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