Hirnentzündung für eine psychische Erkrankung halten?

vom 07.06.2017, 11:31 Uhr

Eine Frau hatte psychische Störungen, wie Angstzustände und auch plötzliche komische Verhaltensweisen wie eine Art Zwang. Sie hat zum Beispiel an Weihnachten den Weihnachtsbaum immer wieder geschmückt und dann die Dekoration wieder abgenommen, um dann alles wieder anzubringen.

Sie kam dann auch wohl in eine Psychiatrie und viele Freunde und sogar Familie haben sich von ihr abgewendet. Es hat wohl gedauert, bis dann heraus gefunden wurde, dass die ein bestimmtes seltenes Gen hat, dass wohl irgendwie für eine Hirnentzündung gesorgt hatte. Nur deswegen hatte sie die psychischen Probleme. Als dies dann behandelt werden konnte, ging es ihr auch endlich besser.

Ich muss sagen, dass ich zuvor noch nie von solch einem Fall gehört habe, dass eine Hirnentzündung für eine psychische Erkrankung gehalten wurde. Daher denke ich, dass dies doch sicherlich eher selten vorkommen wird.

Habt ihr schon erlebt oder gehört, dass eine Hirnentzündung mit einer psychischen Erkrankung verwechselt wurde? Sind die Symptome dann wirklich sehr ähnlich? Gibt es da keine bestimmten Anzeichen die eindeutig sind? Passiert es eher selten, dass es zu solch einer Verwechselung kommt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Deinen Fall finde ich komisch. Ich hatte selber mal eine Gehirnentzündung. Da wäre ich aber nicht im Traum auf die Idee gekommen noch das Bett zu verlassen um einen Weihnachtsbaum zu schmücken. Da war ich froh, dass ich die 5m zum Telefon geschafft habe um den Notruf zu wählen. Im Krankenhaus war ich dann entweder im Koma oder so voll mit Medikamenten, dass ich auch hier nichts hätte aktiv tun können.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


So oft kommt das sicher nicht vor, aber eigentlich ist die theoretische Möglichkeit auf jeder neurologischen oder psychiatrischen Station bekannt. Aus dem Grund wird als Eingangsdiagnostik ja auch mindestens ein EEG geschrieben und gegebenenfalls bei manchen Symptomen auch routinemäßige CT und MRT-Untersuchungen des Hirns sowie Liquoruntersuchungen vorgenommen. Gerade auf dem Feld der Neuroimmunologie und der neuropsychiatrischen Erkrankungen wurde in den letzten zwei Jahrzehnten viel geforscht und sogar neue Erkrankungen entdeckt.

So wurde erst 2007 die Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis entdeckt, die mit vielen psychiatrischen Symptomen einhergeht. Bei den hier beschriebenen Zwängen musste ich sofort an eine Krankheit aus dem Kreis der Pan-Syndrome denken, die meistens, aber eben nicht immer, Kinder nach Infekten befallen kann. Das plötzliche Auftreten von schwersten Zwängen bei ansonsten vorher unauffälligen Kindern in zeitlicher Nähe zu einem Infekt ist ein auffälliger Indikator in diese Richtung.

Und dann gibt es auch noch das postinflammatorische Hirnsyndrom, was ebenfalls durch eine physische Grunderkrankung oder sonstige Traumatisierung des Hirns psychiatrische Symptome auslösen kann. Da all diese Krankheiten teilweise noch relativ unerforscht sind, kann ich mir schon vorstellen, dass dem Wald- und Wiesendoktor bzw. Psychiater da mal so ein Patient durch die Lappen gehen kann.

» Verbena » Beiträge: 4943 » Talkpoints: 1,99 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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