Buch in Autorengemeinschaft schreiben vorteilhafter?
Viele Menschen träumen ja davon, mal ein Buch zu schreiben und dies dann auch zu veröffentlichen. Wie ich jetzt mal gelesen habe, kann man dies ja auch in einer Autorengemeinschaft bewerkstelligen. Hört sich ja sehr interessant an, aber wie bildet oder findet man denn eigentlich eine Autorengemeinschaft? Würdet ihr eine Autorengemeinschaft grundsätzlich als vorteilhaft erachten oder können daraus auch eventuelle Nachteile erwachsen?
Ich habe keine eigene Erfahrung auf diesem Gebiet, stelle mir das aber kompliziert vor, je mehr Autoren beteiligt sind. Man sagt ja nicht umsonst, dass viele Köche den Brei verderben (können). Daher würde ich mich eher auf so wenige Autoren und Mitschreiberlinge konzentrieren wie möglich. Ich kriege schon bei wissenschaftlichen Artikeln eine Art Staunen, wenn ich da zig Autoren sehe, die alle an demselben Artikel gearbeitet haben. Da frage ich mich dann auch immer, wie das reibungslos und ohne Streit funktionieren soll.
Das kommt darauf an, was für eine Art Buch es werden soll. Es macht da deutlich einen Unterschied, ob es ein Sachbuch wird oder etwas belletristisches.
Bei einem Sachbuch ist es sogar relativ verbreitet, wenn mehrere Autoren gemeinsam das Projekt verwirklichen. Dann kann jeder die Teile des Buches verfassen, für die er am besten qualifiziert ist. Bei einem Buch über zum Beispiel die Restaurierung von alten Möbeln schreibt einer über Holzschäden und Schädlinge und wie man das repariert oder die Schädlinge bekämpft. Ein anderer schreibt, welche Mittel zum Beschichten von Holz über die Jahrhunderte verwendet wurden und wie man da Schäden historisch korrekt repariert oder Beschichtungen auffrischen kann. Und ein dritter erklärt zum Beispiel, welche Holzarten in welcher Epoche verwendet wurde und für welche Zwecke und für welche Kundenkreis. Ein anderer kann erläutern, welche Leime, Schrauben, Holzsplinte oder andere Methoden wann noch nicht oder gerade zum ersten mal verwendet wurden, um Holz zu verbinden. Damit nicht noch einer auf die Idee kommt, bei der Restaurierung eines Möbels aus dem Mittelalter Torx Schrauben zu verwenden oder ähnliches.
Bei einem erzählenden Buch ist es schon schwieriger. Bei einer Sammlung von Kurzgeschichten kann man die Arbeit recht sauber aufteilen, dass jeder der Autoren zum Beispiel drei oder mehr Geschichten zum Sammelband beisteuert. Bei einem Roman wird es schon komplizierter. Gut gelöst haben das damals zum Beispiel Wolfgang und Heike Hohlbein. Die haben als Paar mehrere Romane zusammen verfasst und ich persönlich fand die Gemeinschaftswerke in meiner Jugendzeit schöner, als das was er alleine verfasst hat. Aber das ist auch reine Geschmackssache. Es wird sicher auch eine Reihe Leser geben, die das genau umgekehrt beurteilen.
Vorteile hat das schon einige, aber ob man sich damit wohl fühlt, ist eine Typfrage. Nicht jeder kann schreibend produktiv sein, wenn er seine Ideen mit jemand anderem besprechen muss. Mancher Autor fühlt sich wohler, wenn er einsam über dem Text brütet, bis er so lange überarbeitet ist, bis er als halbwegs vorzeigbar empfunden wird. Und manchem hilft es gerade bei Blockaden, nicht alleine schreiben zu müssen. Denn wenn an als Team zum Beispiel über einen fest gefahrenen Plot reden kann, kommen einem beim gemeinsamen Brainstorming gelegentlich Ideen, die einem alleine nicht so gekommen wären. Bei Sachtexten ist der klare Vorteil, dass man recht effizient arbeiten kann. Wenn drei absolute Experten jeweils über ihr Fachgebiet schreiben, müssen sie nur wenig recherchieren und können mehr Zeit und Energie ins Schreiben stecken. Und der Text ist wahrscheinlich auch fundierter und detailreicher, als wenn jemand sich das Wissen erst selbst schnell für das Kapitel aneignen muss. Und je nach Zielpublikum, das das Buch bedienen soll, ist das mehr oder weniger gut möglich, dass man über Dinge schreibt, bei denen man keine Koryphäe ist.
Wenn einer der Autoren schon einen gewissen Namen in der Verlagswelt hat und gerne von Verlegern gebucht wird, dann kann es auch ein Vorteil sein, so jemand im Team zu haben, weil das Buch dann bessere Chancen hat, verlegt zu werden, als wenn lauter Unbekannte als Neulinge ihr Werk einem Verlag anbieten.
Die Nachteile sind natürlich die, die Teamarbeit immer mit sich bringt. Wenn einer im Team die Arbeit nicht so ernst nimmt wie die anderen oder in Verzug gerät oder eine ganz andere Meinung zum Stil des Buches hat, kann das zu zwischenmenschlichen Spannungen führen. Eventuell kann an solchen menschlichen Problemen auch schon mal die Veröffentlichung scheitern. Oder wenn zu Beginn des Projekts alle Autoren einig waren, dass es ein Liebesroman mit Happy End werden soll und im Verlauf des Schreibens einer plötzlich sich darauf versteift, dass die Hauptfigur besser als tragische Figur enden sollte und eine Reihe gebrochener Herzen am Ende übrig bleiben muss und man sich nicht einigen kann? Welche Version wird dann geschrieben?
Finanziell hat so eine Arbeit als Autorenteam auch ganz handfeste Nachteile. Das Buch bringt in der Regel nicht mehr Umsatz und Gewinn, wenn mehrere Autoren daran mitwirken. Das heißt, dass der Anteil, den der Verlag an die Autoren zahlt eben durch die Anzahl der Autoren geteilt wird. Sprich, ein einzelner Autor streicht dann den ganzen Anteil ein, mehrere Autoren bekommen halt nur einen Bruchteil von dem Autorenteil. Je nachdem, wie viele Autoren es sind, kann der Anteil dann schon recht überschaubar werden, wenn es nur eine kleine Auflage gibt und das Buch wie meistens nicht zum Bestseller wird. Vom Leben als Schriftsteller wird kaum jemand reich und als Autorengruppe noch weniger.
Ich denke auch, dass es auf das Genre und das Thema ankommt. Bei Sachbüchern sehe ich es auch oft, dass da mehrere Autoren an einem Buch beteiligt sind und dabei finde ich es auch durchaus sinnvoll, weil bestimmt jeder Autor seine Spezialthemen hat, bei denen er sich am besten auskennt und über die er am besten schreiben kann. Wenn sich das dann mit den anderen Autoren gut ergänzt, dann ist das doch ideal.
Bei einem Roman stelle ich es mir schon schwieriger vor, weil man dann ja unter Umständen auch mehrere Meinungen über die Handlung unter einen Hut bringen muss. Ich stelle es mir dann schon nicht so leicht vor, solche Fragen zu klären, wie die Tatsache, welcher Autorenname zuerst genannt wird und solche Dinge.
Es gibt ja durchaus auch Romane, die von mehreren Autoren geschrieben wurden und werden und ich muss sagen, dass ich das immer bewundere, wie man da auf einen gemeinsamen Nenner kommt. Ich denke mal, dass das nicht immer ohne Streit abgeht, dass es aber auch toll ist, wenn ein anderer eine Idee hat, wenn man selber gerade da sitzt und nicht weiß, was man weiter schreiben soll.
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