Spinnen lernen - Wie geht es am besten?
Manch einer spinnt schon ganz von selbst, aber das meine ich nicht. Mir geht es hier um das Spinnen von Garnen aus Rohwolle oder pflanzlichen Fasern. In früheren Jahrhunderten vor der Industrialisierung war das ja eine Technik, die ein großer Teil der Bevölkerung beherrscht hat und eine klassische Beschäftigung, die man im Winter betrieben hat. Die Fertigkeiten wurden dabei von einer Generation an die andere weiter gegeben, in vielen Haushalten, gerade im bäuerlichen Umfeld, standen Spinnräder und wurden auch genutzt.
Heute ist es etwas umständlicher, das Spinnen zu lernen. Entweder über Bücher, oder über Kurse oder über online Tutorials. Eine ältere Verwandte, der man über die Schulter schauen kann, hat heute kaum noch jemand. Aber wie umständlich ist es wirklich? Wie habt ihr Spinnen gelernt? Wie lange habt ihr gebraucht, bis ihr einen brauchbaren Faden produzieren konntet? Oder wenn ihr nicht selbst spinnen könnt, wie war es bei euren Bekannten? Findet ihr, dass sich der Aufwand gelohnt hat, oder würdet ihr heute das Spinnen nicht mehr lernen wollen und es lieber dabei belassen, fertiges Garn zu kaufen kaufen?
Wenn ihr findet, dass es eine gute Entscheidung war, das Spinnen zu lernen, wie habt ihr es gelernt? Würdet ihr diese Methode wieder wählen oder würdet ihr aus eurer Erfahrung lieber einen anderen Zugang zum Spinnen wählen? Warum ist das so?
Ich habe es autodidaktisch gelernt und kann aus Erfahrung sagen, dass es wirtschaftlich keinen Sinn macht. Es ist ein Hobby, das der industriellen Fertigung in Geschwindkeit und Herstellungskosten weit unterlegen ist. Das mag sich anders darstellen, wenn man dieses Hobby professionalisiert und sich erfolgreich auch um entsprechende Vertriebswege bemüht.
Die Technik ist, wenn man viel Geduld hat, recht einfach zu erlernen. Perfektionieren muss man sie mit viel Übung, bis ein brauchbarer Faden herauskommt. Aber auch dieser Faden wird erst nach langer Zeit so gleichmäßig sein, dass er zur Weiterverwendung zu feineren Wollwaren wie Socken, Pullovern, Stulpen und Ähnlichem geeignet ist.
Um einen ersten Einblick zu bekommen, würde ich einfach zwei glatte Stücke eines Ästchens verwenden, ein Kurzes und ein Langes. Das Kurze steckt man am unteren dicken Ende des langen Stöckchens hindurch oder man bindet es einfach im 90°-Winkel fest. So hat man schon einmal ein brauchbares Werkzeug gebaut.
Den ersten Anfangsfaden spinnt man einfach ohne Hilfsmittel: Wolle zu einem Strang ziehen, sich so hinsetzen, dass man ein Ende des Strangs über einen Oberschenkel abrollen kann. Es entsteht eine Drehung innerhalb des Wollstrangs und schon hat man seinen ersten Anfgangsfaden.
Den Anfangsfaden muss man nun im Spindelkreuz befestigen und schon kann es mit der selbstgebauten Handspindel losgehen. Mit einer einfachen Schlinge sichert man den Faden, der vom Spindelkreuz ausgehend ankommt, am oberen, schmalen Ende des langen Hölzchens. Dann dreht man das Ganze wie einen Kreisel und erhält so den Drill in der losen Wolle, durch den der Faden entsteht.
Dass es sich wirtschaftlich nicht lohnen wird, ist mir klar. Das ist ja bei vielen Hobbys so. Auch beim Nähen ist es ähnlich. Wenn man die Kosten für Stoff, Garn, Nähmaschine, Strom und Arbeitszeit rechnet, dann ist selbst genähtes viel teurer, als wenn man einfach in einem gewöhnlichen Klamottenladen ein preiswertes Stück kauft.
Was mich daran aber reizt, ist, dass man sich so Unikate schaffen kann. Beim Nähen wie eben auch beim Spinnen. Gewöhnliches Garn kann man natürlich preiswert kaufen. Aber wenn ich mir spezielles Effektgarn vorstelle, dass es so nicht zu kaufen gibt, dann hätte Spinnen schon einen Vorteil. Und genau das reizt mich.
Was heißt genau, du hast es dir autodidaktisch beigebracht? Eher mit Büchern oder mit Videos oder einfach so mit Versuch und Irrtum ohne Anleitung? Das fände ich interessant zu wissen.
Und bei deiner Anleitung zum Bauen einer Kreuzspindel habe ich auch noch eine Frage. Wenn man die kurzen Äste als Kreuz anbindet, das kann ich mir gut vorstellen. Aber wie meinst du das, dass man die kurzen Äste durch das lange senkrechte Ästchen stecken soll? Bohrst du dafür Löcher in den senkrechten Ast? Oder spaltest du ihn vorher mit zwei Schnitten? Kannst du das bitte näher beschreiben? Und wie schwer sollte so eine selbst gebaute Handspindel sein?
Das hängt von der Holzart hab, die du verwendest. Wenn du an frische Haselnuss- oder Weidenzweige kommst, kannst du die kurzen Äste oder auch nur einen kurzen Ast problemlos in das dicke Ende des langen Aststücks einstecken. Dazu brauchst du nur mit einem Pfriem oder einem Schlitzschraubendreher ein Mal durch das dicke Ende stechen, damit die Öffnung entsteht. Wenn du Holz verwendest, dass nicht so flexibel ist, dann wäre es besser, Löcher zu bohren.
Das Gewicht einer Spindel muss nicht sonderlich hoch sein. Als Anfängerin war für mich hauptsächlich wichtig, dass sie unten schwerer ist als oben, weil die Dreheigenschaften dann besser sind. Wenn die Spindel unten zu leicht ist, kann man aber auch einfach einen kleinen Stein befestigen.
Wenn du einen Steinbohrer, einen flachen, möglichst runden Stein und die zugehörige Geduld hast, wäre eine noch bessere Spindel einfach zu bauen: Mit Schmirgelpapier müsste ein flacher, möglichst runder Stein so bearbeitet werden, dass er weitgehend rund ist. Dann bohrt man einfach ein Loch hinein und steckt ein glattes Ästchen rein, dessen unteres Ende dicker als das obere ist, sodass es stecken bleibt. Fertig ist die Spindel, die jahrhundertelang auf dem Lande verwendet wurde
Autodidaktisch bedeutete in meinem Fall: In einem Museum ein Mal gesehen, wie es gehen kann, und dann fleißig ausprobieren
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