Immer wieder um Verstorbenen trauern, wenn betrunken?

vom 28.05.2017, 00:30 Uhr

Ich habe einen Bekannten, der seinen besten Kumpel durch Suizid verloren hat. Offensichtlich kam dieser eben mit dem Leben nicht mehr klar und nahm sich dieses. Nun weint und trauert mein Bekannter immer wieder um diesen Verstorbenen, aber eigentlich hauptsächlich im betrunkenen Zustand.

Also im betrunkenen Zustand trauert er vor anderen. Ich glaube schon, dass er auch nüchtern ab und an trauert, es aber nicht zeigt. Da frage ich mich aber manchmal, ob das nicht irgendwann vorbei sein wird. Ich verstehe den Schmerz, keine Frage aber ich denke, mittlerweile ist es schon zwei Jahre her.

Außerdem behauptet mein Bekannter auch, dass ihm der Verstorbene nie im Traum erschienen sei. Das finde ich ebenfalls sehr seltsam. Ich bin der Ansicht, dass, wenn jemanden etwas beschäftigt oder jemand ein Trauma oder ein schlimmes Erlebnis gehabt hat, dass derjenige auch davon träumt. Denn der Traum ist ja so quasi die Seelenreinigung.

Was meint ihr dazu? Wird es jemals besser werden oder sollte mein Bekannter psychologische Hilfe in Anspruch nehmen? Wie kann ich selber ihn unterstützen? Soll ich einfach immer wieder trösten und zuhören? Was ist das beste in diesem Moment?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke nicht, dass man von Themen, die einen beschäftigen, unbedingt träumen muss oder dass der Traum gar eine Seelenreinigung ist. Das finde ich viel zu esotherisch. Man kann sich ja auch nicht an alle Träume erinnern und generell würde ich dem Traum oder dem, was jemand träumt, nicht so viel Bedeutung beimessen.

Zudem finde ich es nicht schlimm, wenn jemand trauert, auch wenn das Erlebnis eine Weile zurückliegt. Dann ist es halt so. Deswegen braucht man keine psychologische Hilfe. Wenn jemand ansonsten mit seinem Leben klar kommt und nicht absackt, aber ab und an mal einen traurigen Moment hat, dann ist es so. Das gehört dazu. Menschen sind eben nicht andauernd gut drauf und nicht jeder, der ab und an mal traurig ist, ist gleich psychisch krank und muss zum Psychologen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Unter Alkohol löst sich ohnehin eine gewisse Hemmschwelle, die im Alltag da ist. Wenn er womöglich im nüchternen Zustand denkt, dass er anderen mit seiner Trauer auf den Senkel geht, verschwindet im Regelfall im "Rausch" genau dieser Gedanke. Die Hemmschwelle sinkt und es nicht selten so, dass Betrunkene in "Depris" verfallen und entsprechend weinen, trauern und mehr. Das kommt wirklich häufig vor und davon kenne ich auch Menschen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass er nüchtern gar nicht trauern würde, aber womöglich zeigt er es da niemanden? Betrunken kann er dann nicht mehr inne halten und trauert offen. Das wirkt auf andere manchmal nervig, to much oder eben nur dem Alkohol geschuldet, aber es ist nicht so, dass er nüchtern nicht trauern würde.

Er scheint den Tod schlecht oder noch nicht zu verarbeiten. Das ist auch bei Selbstmord oftmals immer schwer. Hinterbliebene stellen sich nicht selten die Frage, hätte ich etwas ändern können? Habe ich Zeichen missverstanden? Das sind auch Dinge, die einen meistens beschäftigen. Den einen mehr und den anderen weniger. Das alles zusammen mit Trauer kann auch dafür sorgen, dass sich jemand betrunken nicht mehr zügeln kann.

Wenn es jedoch jetzt ein dauerhafter Zustand ist, dass er trauert, trauert und trauert, dann sollte man womöglich mal darüber auf die Dauer nachdenken, ob ein Psychologe hilfreich ist, um das Thema besser verpacken zu können. Das ist ja nicht schlimm, weil nicht jeder kann das!

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich glaube, dass es durchaus normal ist, das man unter Alkoholeinfluss Dinge zugibt und erwähnt, die man sonst verdrängt und beiseite schiebt. Immerhin löst Alkohol auch die Zunge und hat nun mal eine gewisse Wirkung auf den Körper. Das heißt nun auch nicht, dass er das zu Hause nie versucht zu verarbeiten, aber es hat eben noch nicht geklappt.

Ich würde ihm schon dazu raten, dass er sich vielleicht mal mehr damit auseinandersetzt, vielleicht in eine Beratung oder in eine Trauergruppe geht. Da kann man mal darüber reden und kommt sich nicht komisch vor, weil man immer noch trauert und andere Leute schon wieder im Alltag angekommen sind.

Ich hatte selber lange Zeit am Tod meines Opas zu knabbern und kann daher verstehen, dass es nicht immer sofort verarbeitet ist. Dennoch sollte man sich damit auseinandersetzen und nicht einfach alles verdrängen. Was letztendlich der beste Weg für einen selber ist, muss man aber auch herausfinden. Es funktioniert nicht alles bei jedem gleich.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Zitronengras hat geschrieben:Ich denke nicht, dass man von Themen, die einen beschäftigen, unbedingt träumen muss oder dass der Traum gar eine Seelenreinigung ist. Das finde ich viel zu esotherisch. Man kann sich ja auch nicht an alle Träume erinnern und generell würde ich dem Traum oder dem, was jemand träumt, nicht so viel Bedeutung beimessen.

Zudem finde ich es nicht schlimm, wenn jemand trauert, auch wenn das Erlebnis eine Weile zurückliegt. Dann ist es halt so. Deswegen braucht man keine psychologische Hilfe. Wenn jemand ansonsten mit seinem Leben klar kommt und nicht absackt, aber ab und an mal einen traurigen Moment hat, dann ist es so. Das gehört dazu. Menschen sind eben nicht andauernd gut drauf und nicht jeder, der ab und an mal traurig ist, ist gleich psychisch krank und muss zum Psychologen.

Dem kann ich mich sogar mal anschließen und ich halte es ebenfalls mal wieder für typisch, dass man hier jemanden den man nicht kennt und nicht mehr weiß als den Eingangspost, direkt in eine Therapie oder eine Trauergruppe stecken will. Es ist die Sache von jedem einzelnen ob er sich damit auseinander setzen möchte und ob er Hilfe in Anspruch nimmt aber aufzwingen kann man rein gar nichts.

Im nüchternen Zustand ist das soweit kompensiert und nur im betrunkenen Zustand, soll die Person dann besoffen in die Therapie gehen damit es fruchtet oder wie stellt ihr euch das vor? Auch das mit dem Traum und Seelenreinigung halte ich für sehr weit hergeholt und definitiv nicht auf alles Zutreffend. Denn man träumt nicht von allem dem was einen belastet.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^