Als Patient Spenderorgane gar nicht zu schätzen wissen?
Ich kenne jemanden, der sehr krank war und eine Spenderleber bekommen hatte. Statt dann aber seinen Lebenswandel zu verändern, hat er trotzdem geraucht und auch viel und oft Alkohol getrunken. Eigentlich habe ich ihn immer nur so angetroffen. Er war ein herzensguter Mensch, aber ist viel zu früh gestorben.
Als ich dann erfahren habe, dass er ein Spenderorgan bekommen hat, hat mich das doch sehr überrascht. Ich hätte das nicht gedacht, da er sich eben nicht dementsprechend verhalten hat. Mir kam es dann immer so vor, als wenn er das Organ gar nicht zu schätzen wusste. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass man ein passendes Spenderorgan findet. Es warten doch so viele Patienten auf ein passendes Organ.
Wissen es manche wirklich nicht zu schätzen, wenn sie ein Spenderorgan erhalten haben? Oder gerät dies einfach in Vergessenheit, je länger man dann mit dem Organ lebt? Kennt ihr auch einen solchen Fall, in dem das gespendete Organ gar nicht wirklich geschätzt wurde?
Für mich hat das eine wenig mit dem anderen zu tun. Wir reden hier ja über jemanden, der wahrscheinlich eine oder mehrere Süchte hat und generell ist es eh immer schwer Gewohnheiten, die man schon lange hat, dauerhaft und radikal zu ändern. Ich meine, du schreibst hier ja auch ständig von deinen Diätversuchen, die daran scheitern, dass du nicht auf Zucker verzichten kannst. Kannst du da nicht nachvollziehen, dass es anderen Menschen mit Alkohol oder Nikotin genauso geht wie dir mit deinen Süßigkeiten?
Wahrscheinlich wird bei solchen Menschen am Anfang schon der Vorsatz da sein sein Leben zu ändern und die zweite Chance zu nutzen, die sie bekommen haben und so weiter. Aber die Gewohnheiten werden sich eben wieder einschleichen. Ich habe auch mehrmals mit dem Rauchen "aufgehört" bevor ich es dann endgültig geschafft habe. Ich weiß wie das läuft. Eine Zigarette ist ja nicht schlimm, das heißt ja nicht, dass ich wieder anfange, und aus der einen werden dann ganz schnell zwei oder drei.
Nun lasse mal deinen Bekannten in Frieden ruhen, er kann sich jetzt nicht mehr wehren und begründen, warum er getrunken hat. Und ob er nun das Spenderorgan zu würdigen wusste oder nicht, das können wir ihn nun auch nicht mehr fragen.
Es gibt zwei Dinge. Erstens darf jeder mit seinem Körper machen, was er will, solange er dadurch keinem anderen schadet. Zweitens hat jeder ein Anrecht auf medizinische Versorgung. Ich denke schon, dass jeder Patient es zu schätzen weiß, wenn er ein Spenderorgan bekommt. Aber es verpflichtet ihn doch zu nichts. Und im Grunde genommen auch nicht dazu, das Organ nun zu schätzen.
Sicher, es gibt genügend Menschen, die warten verzweifelt auf ein Spenderorgan, und wenn sie sehen, dass Jemand eines bekommt, aber trotzdem alles dafür tut, dass er nicht gesund bleibt, dann kann das frusten. Aber ob das nun bei deinem Bekannten wirklich so war, ist ja reine Spekulation.
Soweit mir bekannt gehen Spenderorgane nicht an Risikogruppen. Also Menschen, die noch süchtig sind, und wo auch entsprechend absehbar ist, dass sie das Spenderorgan "zu Grunde richten". Mit einem Spenderorgan muss man ja auch einiges beachten und einhalten, weil es sonst zu Abstoßungen kommt. Und wenn man nicht gewillt ist, dass einzuhalten, dann geht das Organ eben an jemanden anderen, der anders damit umgehen würde.
Eigentlich wird sowas schon im Vorfeld geprüft. Bei einem trockenen Alkoholiker mag das was anderes sein, aber ist derjeniger noch nicht weg von der Flasche, dann kann man sich die Transplantation ja auch direkt sparen.
Und nein, meiner Meinung nach kann man mit seinem Körper nicht machen was man will, wenn man das Organ eines anderen Menschen in sich trägt. In dem Fall muss man das schon zu würdigen wissen. Denn wenn ich mich Stück für Stück selber umbringen will, wie das bei Alkoholismus ja der Fall ist, dann kann ich auch auf das Organ verzichten und direkt sterben.
Ich glaube nicht, dass eine Organtransplantation einfach so "in Vergessenheit geraten" kann. Schließlich ist es nicht so, dass beim menschlichen Körper einfach ein Teil ausgetauscht werden kann, welches dann anwächst und seinen Dienst ganz normal aufnimmt, sondern die meisten Transplantationspatienten müssen zeitlebens irgendwelche Medikamente nehmen, die Abstoßungsreaktionen des Körpers unterdrücken und das Immunsystem in Schach halten. Das hilft schon dabei, sich zu erinnern, dass man mit geliehener Zeit lebt.
Wie es sich bei der Leber verhält, weiß ich zwar nicht, aber bei der Lunge beispielsweise gewinnt man auf diese Art auch "nur" fünf bis 10 Jahre Zeit, bis die Spenderlunge auch ihren Dienst versagt. Es ist also schon mal naiv zu glauben, dass man mit "Klappe auf, Leber rein" locker und ohne Einschränkungen 80 werden kann.
Des Weiteren finde ich auch nicht, dass man eine Transplantation davon abhängig machen kann, ob der Empfänger auch angemessen dankbar dafür ist. Aber das ist hier ja auch nicht die Frage. Die Sucht war in diesem Fall stärker, was leider oft der Fall ist. Man schaue sich einfach nur an, wie viele Leute sich auch ohne Spenderleber zu Tode saufen. Die machen das auch nicht zwangsläufig, weil sie einen qualvollen frühen Tod anpeilen, sondern weil die Sucht einfach stärker ist.
Deswegen muss ja leider sorgfältig abgewogen werden, bei welchen Empfängern die Organe am besten aufgehoben sind. In diesem Fall hat man sich wohl verschätzt. Das ist natürlich schade, aber von nicht zu schätzen wissen kann man hier meiner Meinung nach wohl kaum sprechen.
Auch wenn es Kriterien gibt wie man auf der Liste landet, dennoch führen sich mache hinterher so auf wie vorher auch. Davor damit sie auf der Liste landen und weil sie Angst um ihr Leben hatten, machen viele alles mit und über sich ergehen. Kaum haben sie dann ihr Organ und es gehen ihnen so gut, dass sie Bäume ausreißen können fallen manche in ein altes Muster zurück.
Erlebt habe ich das auf der Intensivstation nicht nur einmal und nicht nur bei Lebern, auch bei Nieren und Herzen waren durchaus Menschen dabei bei denen der Eindruck entstanden ist. Der eine hat eine Leber bekommen und lag keine 3 Jahre später wieder da, die neue Leber bereits versoffen und wollte wieder auf die Liste. Da wurde alles versprochen gemacht und beteuert, es half nichts da er die Kriterien nicht erfüllt hat. Er meinte auch, dass hinterher alles toll ist und man weiter machen kann wie vorher und ab und an einen Trinken aus dem dann wieder mehr wurde.
Niere das gleiche. Endlich weg von der Dialyse habe ich viele Patienten sagen hören die ich gefahren habe 3-5 mal die Woche hin und zurück. Manche waren kein Jahr später Tot, andere haben nichts "unversucht" gelassen damit sie die neue Niere auch wieder kaputt machen und fleißig mit falscher Ernährung und solchen Dingen nach geholfen.
Mit der Leber fand ich es besonders bitter, denn zeitgleich hatte ich einen Kollegen mit seiner kranken Tochter. Von dieser hatte die Leber seit der Geburt einen Schaden und brauchte alle 5-10 Jahre eine neue und sie stand auf der Liste und wartete darauf. Nichts gemacht, nie getrunken in ihrem Leben mehr in der Klinik als draußen, alle Kriterien erfüllt und sich an alles gehalten damit die Organe auch möglichst lange halten. Hat am Ende nichts gebracht und das Mädel ist mit 17 Jahren verstorben beim warten auf die dritte Leber, aufgrund eines genetischen Defekts. Und zeitgleich liegt jemand vor dir, der es mit Absicht versäuft, erst die eigene, dann die Fremde und noch die Hand aufhält und mehr will. Warum? Damit er auch noch Leber 3, 4, 5 und 6 versaufen kann?
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