Warum kümmerte sich niemand um den jetzt toten Marc?

vom 30.05.2017, 21:48 Uhr

Als „der Tote im Baum“ erreichte der 17-jährige Marc S. ja eine traurige Berühmtheit. Wenn man sich aber mal dessen Geschichte etwas genauer durchliest, dann kann man ja wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln. Die Mutter wird vom Vater vor den eigenen Augen abgestochen, der inhaftierte Vater begeht nach einem Jahr Haft Selbstmord und so einen damals 14-jährigen Jungen, überlässt man mehr oder weniger sich selbst.

Kennt ihr die Geschichte des Marc S. und was haltet ihr denn davon? Warum hat sich denn keiner so wirklich mal dem Jungen angenommen? Hätte man einen solchen Ausgang nicht erkennen und irgendwie verhindern können und müssen? Ist es nicht schlimm, dass da ein toter Teenager wochenlang tot im Baum hängt und keiner bekommt das mit oder vermisst ihn?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Was hätte man deiner Meinung nach denn tun sollen? Verwandte hatte er nicht mehr und im Heim blieb er nicht. In der geschlossenen Psychiatrie hat der arme junge Mann es gar nicht ausgehalten, dort musste er sediert und fixiert werden. Geschlossene Räume konnte er nicht ertragen, eine Therapie war einfach nicht möglich. Nur draußen fand er Ruhe.

Natürlich haben Sozialarbeiter sich gekümmert. Er hat im Büro sein Geld bekommen, geduscht und seine Wäsche gewaschen. Aber er ließ niemanden an sich heran. Zwangsmaßnahmen hätten und haben ihn nur gequält. Es ist furchtbar, wie sehr er gelitten hat. Aber man kann einfach nicht immer helfen. Ihm die Freiheit zu geben, so zu leben, wie er es ertragen konnte, das war sicher nicht falsch.

Denn kurz vor seinem Tod lebte er auf einem Dach. Als die Polizei ihn mitnehmen möchte, flieht er. Wahrscheinlich starb er kurz danach auf dem Baum. Vielleicht ist er erfroren, vielleicht waren es Drogen oder Tabletten. War es letzteres, dann würde er vielleicht noch leben, wenn sich niemand gekümmert hätte. Man weiß es einfach nicht. Immerhin leidet er jetzt nicht mehr, denn ob er sich jemals halbwegs erholt hätte, das ist sehr fraglich.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich finde das Ende seiner Lebensgeschichte auch nicht schön, aber andere Varianten wären ehrlich gesagt schlimmer gewesen. Das wirklich Tragische ist die Tat des Vaters, die er nicht verarbeiten konnte. Es klingt nicht so, als ob er das jemals geschafft hätte.

Die Alternative wäre also ein langes Leben ohne nennenswerten menschlichen Kontakt, in Trauer, Verzweiflung, mit zunehmender Verwahrlosung und wachsenden psychischen Problemen, eventuell lebenslanger Aufenthalt in der Psychiatrie. Es mag hart klingen, aber ich gönn es ihm, dass sein Leben vorbei ist.

Es wurde ja versucht, ihm zu helfen, wie Cooper75 schon beschrieben hat. Sehr viel mehr hätte man nicht tun können. Er war sicherlich nicht (mehr) therapiefähig. Die Alternative wäre wirklich das Einsperren gewesen. Da scheint er aber draußen "glücklicher" gewesen zu sein.

Verstehe mich nicht falsch. Ich finde es auch echt traurig und natürlich sollte man alles versuchen, um einen jungen Menschen nach so einem schlimmen Erlebnis zu helfen. Aber das geht leider nicht immer. Ich glaube nicht, dass man da irgendjemanden einen Vorwurf machen kann. Nicht jedes Trauma ist heilbar.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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