Bei Gerichtsverhandlungen zum Zeitvertreib zuschauen?

Vor kurzem habe ich eine Frau gesehen, die meinte, dass sie arbeitslos sei und deswegen nicht so recht wüsste, was sie mit ihrer freien Zeit so anfangen sollte. Daher hätte sie sich mehr oder weniger zum Hobby gemacht, bei öffentlichen Gerichtsverhandlungen anwesend zu sein.

Für sie wäre es nun ein richtiger Zeitvertreib geworden, bei Gerichtsverhandlungen als Zuschauer dabei zu sein und sie fände es doch immer wieder spannend. Natürlich wären manche Fälle auch eher langweilig, aber so hätte sie etwas gefunden, dass ihr doch Abwechselung bietet und sie mal aus dem Haus käme.

Ich muss sagen, dass ich noch gar nicht auf die Idee gekommen bin, zu einer Gerichtsverhandlung zu gehen, um einfach zuzuschauen. Bisher war ich nur einmal bei Gericht, aber dabei habe ich nur bei einer Zwangsversteigerung als Zuschauer gesessen. Das war nun auch nicht so spannend, als das ich dies immer wieder erleben wollen würde.

Könntet ihr euch vorstellen, Gerichtsverhandlungen als Hobby zu besuchen? Wäre das für euch auch ein sinnvoller und guter Zeitvertreib? Oder fändet ihr das nicht eher langweilig und irgendwann eintönig? Darf man als Fremder einfach so bei Verhandlungen zusehen? Wird da nichts gesagt, wenn immer wieder die gleichen Personen dabei anwesend sind?

Ich denke schon, dass das ganz interessant sein kann und man da durchaus etwas besseres macht als zu Hause zu sitzen und sich zu langweilen. Ich meine, gerade wenn einem das alles Spaß macht, kann man dann ja nochmal überlegen ob man in dem Bereich auch arbeiten wollen würde. Ich meine es ist ja auch nie zu spät etwas Neues anzufangen. Allgemein finde ich aber schon, dass das spannend sein kann. Ich war auch schon zu Gerichtsverhandlungen, aber wegen eines Praktikums und fand das auch sehr interessant.

Auch das ist ein Thema, welches es im Forum schon mehrmals gibt Beiwohnen öffentlicher Gerichtsverhandlungen - Hobby? und hier Gerichtsverhandlungen als Zuschauer beiwohnen als Hobby. Vielleicht interessieren dich ja diese Antworten in dem ersten Thread. Im zweiten wurde nur der erste verlinkt.

Ich durfte mal bei einer Gerichtsverhandlung von der Schule aus dabei sein und ich kann sagen, dass die Gerichtsshows im Fernsehen natürlich überhaupt nichts mit der Realität zu tun haben. Man wird also keine Action erleben oder extrem freche Personen, die vielleicht noch einen Stuhl umwerfen oder sich versuchen zu prügeln. Aber jeder hat halt da einen anderen Geschmack.

Durch meine Arbeit weiß ich, dass es schon mal aufregende Fälle gibt, denen man auch ohne Jurastudium in der Verhandlung folgen kann. Leider habe ich noch keine Verhandlung besuchen können, habe es aber mal in meinem Urlaub vor, wenn meine Chefin einverstanden ist, dass ich ihr bei der Arbeit zuschauen darf. Der Vorteil ist hierbei, dass ich dann nicht in einer langweiligen Sitzung bin und vielleicht fünf Stunden Wirtschaftsstrafrecht ertragen muss, sondern dass ich mir anhand der Akten etwas Interessantes heraussuchen kann.

Für mich wäre es gar nichts, da ich mich nicht im Geringsten um die Probleme anderer Menschen vor Gericht interessiere. Meistens sind es auch eher kleinere und unbedeutende Fälle, die mich gar nicht interessieren würden. Ich finde es auch ekelhaft, wenn man ständig seine Nase in die Angelegenheit von anderen Menschen stecken muss, so viel Langeweile kann man doch nicht haben.

Anders sieht es aus, wenn man sich für einen juristischen Beruf interessiert, da macht es Sinn, wenn man Gerichtsverhandlungen verfolgt und auch Eindrücke sammelt. Als Laie ist es aber uninteressant, wie ich finde.

Ich habe für ein Schulprojekt mal eine Reihe Gerichtsverhandlungen besucht und protokolliert. Ich habe mir das spannend vorgestellt, deshalb habe ich mich für dieses Projekt entschieden, obwohl klar war, dass ich nicht Jura studieren möchte.

Die Spannung hielt sich dann aber stark in Grenzen. Da gab es dann solche Sachen wie "Fahrerflucht" auf der Tagesordnung und man hat sich natürlich irgendwas ganz dramatisches vorgestellt. In Wirklichkeit hatte die Fahrerin wohl beim Einsteigen in ihr Auto mit der Tür ein anderes Auto beschädigt und hat das nicht mal mitbekommen weil sie von ihren Kindern abgelenkt war.

Selbst wenn ich über zu viel Tagesfreizeit verfügen würde, würde ich wohl nicht auf die Idee kommen mir eine Gerichtsverhandlung anzuschauen, es gibt so viele spannendere und sinnvollere Dinge, die man mit seiner Zeit anfangen kann. Wenn mich Gerichtsverhandlungen tatsächlich interessieren würden, würde ich schauen ob ich eine Stelle als Schöffe oder etwas in der Art bekommen kann. Ich glaube bei den Jugendgerichten gibt es auch irgendwelche ehrenamtlichen Stellen.

ich fand es ganz aufschlussreich, besonders parallel dazu die Zeitungsmeldungen zu lesen. Die haben immer schön plakativ aufgebauscht, um auf den Tätern herumzuhacken, obwohl es sich im Gerichtsaal deutlich entspannter zugetragen hat. Früher dachte ich, dass Zeitungen bei so etwas halbwegs objektiv berichten, aber nein, es geht auch hier nur um die Schlagzeile.

Beispiel: Ich dachte immer, es wäre mega die Action, dass ein Täter gesteht. Meistens kommt es dazu aber recht schnell und dann geht es all die anderen Verhandlungstage lediglich darum, eine angemessene Strafe zu finden. Oft wird auch immer so ins Lächerliche gezogen, wenn es heißt, dass der Täter von seiner schlimmen Kindheit erzählt hat. Jeder der das liest, unterstellt dann, dass der nur Mitleid erregen will und sich eine mildere Strafe erhofft. Tatsächlich ist es aber gar nicht so, dass die Täter solche herzerweichenden Stories auspacken, sondern die Richter gezielt danach fragen, wie der Täter aufgewachsen ist und wie er sein Elternhaus erlebt hat usw.

Gerichtsverhandlungen sind ja meist öffentlich, schlimm aber die Pöbler. Die setzen sich dann rein, um den Tätern "du Schwein" zuzurufen. Hobbylose Rentner oft...