Schuld immer bei Partner oder anderen suchen?
Eine Bekannte von mir war einmal kurz mit einem Bekannten von mir zusammen. Jedenfalls hat der Bekannte immer, in sämtlichen Beziehungen, die er bisher hatte, dem Partner die Schuld für das Beziehungsaus gegeben. Und das Schlimme war, da der Bekannte ja ein ziemlich guter Freund von mir war, habe ich ihm das auch immer geglaubt.
Nun ist es aber der Fall, dass ich die Bekannte, die der Bekannte da hatte, ebenfalls sehr gut kenne. Nun zieht der Bekannte wieder die Schuldnummer ab. So etwas kann doch nicht normal sein. Warum kann man seine Fehler nicht einsehen und muss ständig immer die Schuld bei anderen suchen? Hat das mit einem geringen Selbstwertgefühl zu tun?
Es ist halt bequem, wenn immer andere Schuld sind. Dann muss man sich nicht damit beschäftigen und kann auch nichts ändern. Man hat schließlich gar keinen Einfluss darauf. Mit mangelndem Selbstbewusstsein hat das nichts zu tun. Es wäre eben ziemlich ungemütlich, wenn man sich eingestehen müsste, dass man selbst dazu beigetragen hat. Nicht jeder hat den Charakter, Verantwortung zu übernehmen. Mittlerweile ist das doch eher out.
Wer würde denn beispielsweise sagen "Ich habe meine Ex betrogen und deswegen hat sie dann Schluss gemacht."? Das würde sicherlich keiner machen, weil man dann vor den Freunden schlecht da steht. Letztendlich wird man den Ex Partner nicht fragen und deswegen steht der Freund, der Verwandte oder Bekannte in so einem Fall immer gut da. Viele Menschen suchen aber die Schuld bei anderen und sehen eigene Probleme nicht.
Das erinnert mich sofort an einen lustigen Spruch: "Ich sollte aufhören, meinem Ex an Allem die Schuld zu geben. Es gehören immer zwei dazu. Er und seine Mutter." Ich fand ihn witzig, als ich ihn das erste Mal gelesen hatte, aber er entspricht natürlich nicht der Wahrheit. Ich weiß auch gar nicht, ob man immer so von "Schuld" sprechen kann. Man ist eben wie man ist - entweder man findet einen, der einen kompatiblen Knall hat, oder eben nicht.
Damit meine ich jetzt nicht so Dinge wie Fremdgehen etc. Wobei man es auch darauf anwenden kann. Im Grunde hat man einfach andere Vorstellungen von Treue, Werten etc. Wenn man dann mit jemanden zusammen ist, bei dem das nicht passt ist das traurig und auch verletzend und man sollte aus Respekt dem Anderen gegenüber lieber einen suchen, der das ähnlich sieht.
cooper75 hat geschrieben:Es ist halt bequem, wenn immer andere Schuld sind. Dann muss man sich nicht damit beschäftigen und kann auch nichts ändern. Man hat schließlich gar keinen Einfluss darauf. Mit mangelndem Selbstbewusstsein hat das nichts zu tun. Es wäre eben ziemlich ungemütlich, wenn man sich eingestehen müsste, dass man selbst dazu beigetragen hat. Nicht jeder hat den Charakter, Verantwortung zu übernehmen. Mittlerweile ist das doch eher out.
Korrekt so ist es. Es ist immer einfacher wenn man jemand anderen die Schuld in die Schuhe geben kann, anstatt in seiner Kiste mal zu wühlen was man selbst angestellt hat warum es zu Ende gegangen ist. Gerade vor anderen will man sich doch auch noch im perfekten Licht präsentieren und da ist man natürlich Fehlerlos und Fehlerfrei und alle anderen sind Schuld, gerade wenn es dann um die beste Freundin geht bei der man sich ausweint und alles schlecht und madig macht.
Leider gibt es immer wieder welche die nicht vor der eigenen Haustüre kehren können. Mein Ex Partner ist auch so einer, der mir die komplette Schuld gibt warum es mit der Beziehung nicht geklappt hat und unser gemeinsamer Sohn nun ohne Vater aufwächst. Soll er machen, da stehe ich darüber und wenn er es anderen an das Ohr bindet die ihn näher kennen, dann fällt auch das Lügen auf.
Denn sie kennen ihn und wissen wie er ist und teilen somit seine Ansichten auch nicht, auch wenn das die wenigsten dann auch offen sagen würden. Ich weiß auch, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe und kann dazu stehen, aber diesen Charakter und "Arsch in der Hose" hat halt nicht jeder, komplett unabhängig vom Geschlecht.
Wie heißt es so schön: Wenn man den ganzen Tag nur von Idioten umgeben ist, kann es gut sein, dass man selber der Idiot ist. Wenn ich eine ganze Sammlung negativer Erfahrungen mache und der hervorstechendste gemeinsame Faktor dabei die Beteiligung meiner Person ist, können eigentlich gar nicht immer die anderen oder sonstige Umstände schuld sein. Die sind schließlich variabel. Guter Freund hin oder her, ich würde auch skeptisch werden, wenn der Typ eine Partnerin nach der anderen verschleißt und hinterher über alle pauschal herzieht, weil keine eine Beziehung mit ihm durchhält, obwohl er doch so ein netter Kerl ist.
Natürlich ist es in meinen Augen nicht ausgeschlossen, dass die potenziellen Partnerinnen alle irgendein Manko oder Defizit hatten, aber umgekehrt hat der gute Mann sich die Damen ja auch der Reihe nach ausgesucht. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, ist aber eben auch ein gewisses Maß an Fähigkeit zur Selbstkritik und zum analytischen Denken erforderlich, welches in Liebesangelegenheiten (im weitesten Sinne) sowieso als Erstes über Bord geworfen wird. Ob hier ausgerechnet das viel beschworene Selbstwertgefühl eine Rolle spielt, bin ich mir auch nicht sicher. Man kann auch ein Übermaß an Selbstwertgefühl haben und gerade deswegen die Schuld immer bei anderen suchen, weil man selber ja gar nichts falsch machen kann.
Ich glaube, dass einige Menschen einfach nie gelernt haben, sich selbst zu reflektieren. Niemand will gerne Schuld an etwas sein oder einen Fehler begangen haben, vor allem, weil das ja auch immer gleich etwas mit dem Leid zu tun hat, das man anderen angetan haben könnte. Gerade in Beziehungen sind Gefühle betroffen, sodass die Schuldfrage immer auch gefühlsmäßiges Leid mit sich bringt. Wenn ich bei mir selbst die Schuld für das Leid meines Partners suche, werde ich mich also sehr schlecht fühlen. Damit können sehr viele Menschen nicht umgehen.
Von daher finde ich es schon nachvollziehbar, dass es Menschen gibt, die die Schuld nicht gern bei sich selbst suchen möchten. Allerdings kenne ich selbst mindestens eine Person, die mir spontan einfällt, die ihre eigene Schuld auch wirklich nicht sehen kann, selbst, wenn man sie deutlich darauf hinweist und ihr die entsprechenden Situationen nochmals schildert. Sie kann es einfach nicht stehen lassen, dass sie Schuld an etwas trägt, mitunter sogar die alleinige Schuld.
Ich glaube, diese fehlende Selbstreflexion ist kombiniert mit einer mangelnden Empathie dafür ausschlaggebend, wenn ein Mensch die Schuldfrage stellt und sich selbst nie die Schuld an etwas geben kann, sondern sich selbst als Leidtragenden und einen anderen daran als schuldig ansieht. Solche Charaktereigenschaften würde ich auf jeden Fall als Schwäche bezeichnen und finde es überaus unangenehm, mit solchen Menschen zu tun zu haben.
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