Kritisches Denken in Schulen unerwünscht?

vom 16.05.2017, 18:17 Uhr

Ein Bekannter von mir ist der Ansicht, dass kritisches Denken in Schulen komplett unerwünscht wäre und aus diesem Grund würden die Lehrer auch zusehen, dass die Schüler das nicht beigebracht bekommen. Immer nur würden die Lehrer eine einzige Meinung als richtig anerkennen, besonders in Klausuren.

Ich erinnere mich an einen Deutschlehrer der besonders schlimm war. Jede Interpretation, die nur minimal von seiner Meinung abgewichen ist, war direkt falsch. Dabei gibt es meiner Meinung nach keine falschen Interpretationen, wenn sie logisch und schlüssig sind und man sie auch belegen kann.

Das konnte ich, aber er war trotzdem nie einverstanden. Dennoch zweifle ich daran, dass alle Lehrer nicht wollen, dass Schüler kritisches Denken lernen. Kommt sicherlich auch auf die Schulform an. Wie seht ihr das? Ist kritisches Denken in Schulen grundsätzlich unerwünscht? Habt ihr in der Schule noch gelernt, kritisch zu denken?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das kommt, denke ich, stark auf Fach und Lehrer an. Mit meiner Altgriechischlehrerin haben wir öfters diskutiert, und sie hat uns auch immer gesagt, dass sie das gut findet, da sie ja will, dass wir uns auch später kritisch mit Themen auseinandersetzen. Genauso ging es auch mit beispielsweise einem Lateinlehrer und einigen meiner Deutschlehrer, die für neue Interpretationen offen waren und ebenfalls gerne diskutierten. Denn, wie du schon richtig gesagt hast, gibt es auch meiner Ansicht nach keine falsche Interpretation, höchstens falsche Begründungen, wodurch die Interpretation eben nicht genug belegt wurde.

Auf dem anderen Ende des Spektrums war eine andere Lateinlehrerin von mir. Die hatte, ihrer Meinung nach, immer Recht und alles andere war falsch, und das nicht mal "nur" auf Interpretationen bezogen. Einmal sollten wir einen Text übersetzen, und sie war mit einem Wort nicht einverstanden, weshalb sie uns die (ihrer Meinung nach) drei Übersetzungsmöglichkeiten genannt hat. Die Schülerin verteidigte sich, dass im Stowasser aber ihre Version stand, dafür eine Übersetzung meiner Lehrerin nicht. Reaktion der Lehrerin? "Das ist ein Tippfehler." Muss man als Schüler ja wissen, die Lehrerin hat mehr Recht als das Wörterbuch. :wall:

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Das konnte ich, aber er war trotzdem nie einverstanden. Dennoch zweifle ich daran, dass alle Lehrer nicht wollen, dass Schüler kritisches Denken lernen. Kommt sicherlich auch auf die Schulform an. Wie seht ihr das? Ist kritisches Denken in Schulen grundsätzlich unerwünscht? Habt ihr in der Schule noch gelernt, kritisch zu denken?

Eigentlich hast du dir die Antwort doch selbst gegeben. Es kommt ganz auf den Menschen drauf an, der dann da auch steht und an wen man gerät, dass weiß man nicht immer vorher. Manche bestehen nur auf ihre Meinung als die einzige und die wahre und andere lassen durchaus auch eine andere Meinung zu und können diese akzeptieren. Ein Lehrkörper ist auch nicht immer gleich, genauso wenig wie das Material welches er unterrichtet in Form der Schüler.

Man muss aber davon ausgehen, dass wenn man in einem Raum steht mit 30 Leuten, dass es immer welche geben wird die nicht alles so sehen wie einer selbst. Auch bei kleineren Mengen ist das so und im schlimmsten Fall hat man auch 30 unterschiedliche Meinungen, die sich in nicht einem Punkt überschneiden und jeder es anders interpretiert. Nicht nur in der Deutscharbeit, durchaus auch in anderen Themen.

Aber damit zu sagen es ist unerwünscht oder gar gewünscht kann man pauschal nicht sagen und auch nicht alle über einen Kamm scheren. Der eine ist so, der andere so. So ging es mir nicht nur in der Schule, dass manchmal das kritische denken positiv ankam aber auch negativ. Ausbildung, Beruf, Umschulung, Umfeld, Alltag überall das gleiche. Mal eckt man an, mal laufen alle mit und teilen die Meinung.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Es kommt, wie gesagt, sehr auf den Lehrer und das Fach an. Ein Fach wie Religion oder Ethik lässt viel Raum für die verschiedensten Meinungen und Ansichten. Und ich denke, dass es hier oft auch gut ankommt, wenn man angeregt diskutiert und viele Meinungen zusammen kommen. In anderen Fächern, wie Geschichte gäbe es auch viel zu Diskutieren, da wir wissen, dass immer der Gewinner die Geschichte schreibt und viele Ereignisse vielleicht ganz anders waren oder anders wahrgenommen wurden. Was in unseren Geschichtsbüchern steht, steht vielleicht ganz anders in Geschichtsbüchern aus China oder so.

Hier wird aber wahrscheinlich nicht so viel Raum für Diskussionen und verschiedene Meinungen sein, denn die Lehrer müssen einen Lehrplan verfolgen. Die Schüler müssen zu bestimmten Themen abgefragt werden und die Antworten stehen meist fest. Ich denke, dass viele Lehrer auch gerne diskutieren würden oder eine andere Meinung, als die Lehrmeinung vertreten, es aber nicht sagen können. Weil sie den Kindern etwas bestimmtes beibringen müssen. Es gibt aber sicherlich auch Lehrer, die nur ihre eigene Meinung akzeptieren, obwohl es Raum zur Diskussion gibt.

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» PinkPirate » Beiträge: 646 » Talkpoints: 2,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Es kommt doch wirklich auf den Lehrer an. Es gibt immer wieder Lehrer, die einfach nicht mit sich reden lassen und nur ihre Meinung lesen wollen in einer Klausur, aber es gibt mehr Lehrer, die auch Diskussionen wollen und dann auch kritisches Denken fördern und gut finden. Ich hatte viele Lehrer, mit denen man gut reden konnte und andere Meinungen gut akzeptiert wurden. Teilweise hat man auch bessere Noten bekommen, wenn man nicht die Einheitsmeinung geschrieben hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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