Von Menschen mit dem "Opfer-Abo" absolut genervt sein?
In der Oberstufe hatte ich eine Mitschülerin, die sich immer sehr schnell angegriffen fühlte und das schon wegen absoluter Kleinigkeiten. Sie selbst war Muslimin, trug auch offen das Kopftuch, war ansonsten aber sehr gut integriert. Leider hatte sie aber die "Macke", dass sie überall Diskriminierung gegen den Islam (und dann auch noch gegen islamische Frauen an sich) hinein interpretiert hat und sich dementsprechend auch so fühlte.
Wenn es beim Bäcker sehr voll war mit Kunden und man sie deswegen versehentlich übersehen hat und jemand anderes zuerst bedient hat, dann machte sie direkt einen Aufstand, pfiff die Verkäuferin zusammen und betonte dann, dass sie so einen diskriminierenden und rassistischen Laden nicht mehr betreten würde und verließ dann wutentbrannt das Geschäft. Dabei kann es ja auch mal passieren, dass man bei einem vollen Geschäft (und keiner intakten Warteschlange) durcheinander kommt und als Verkäufer gar nicht mehr weiß, wer zuerst als Kunde da war. Gerade zu Stoßzeiten kann man doch nicht auf alles achten.
Auch ist es mal vorgekommen, dass meine ehemalige Mitschülerin die damalige praktische Führerscheinprüfung nicht bestanden hat und sie dem Prüfer daraufhin direkt sexistische und rassistische Motive unterstellt hat für seine Entscheidung. So ging das im Endeffekt in einer Tour, weiter egal worum es ging. Sogar bei Lehrern, deren Noten und deren Verhalten im Unterricht machte sie nicht Halt.
Im Endeffekt war es egal um welche Person es ging und was sie gemacht hat, die Person war automatisch intolerant und rassistisch und meine Mitschülerin immer das "Opfer": Auf Dauer ging mir diese Einstellung tierisch auf den Keks und wenn man versucht hat das nüchtern und sachlich zu betrachten, wurden einem selbst auch derartige Motive unterstellt, weil man die "Feinde" ja "verteidigte". Kennt ihr auch solche Menschen mit dem "Opfer-Abo"? Wie reagiert ihr auf so etwas? Gibt es da irgendwelche Strategien, die die Nerven schonen?
Ich persönlich kenne keine Menschen, die ständig in der Opferrolle leben. Ich fände das auch sehr anstrengend und würde den Kontakt wohl nicht sehr lange aufrecht erhalten. Im Gegenteil, ich kenne viele Menschen mit Migrationshintergrund und von ihnen hat jeder schon mehr oder weniger Erfahrungen mit Rassismus oder Sexismus gemacht. Auch ich, als deutsche in Deutschland, habe schon Erfahrungen mit rassistischen Ausländern gemacht. Und Sexismus erlebt wohl jeder Mensch irgendwann mal im Leben, ob Frau oder Mann.
Trotzdem weiß man als vernünftiger Mensch, dass nicht hinter jedem scheinbar unfairen Verhalten sofort eine schlechte Absicht stehen muss. Ich denke viel mehr, dass solche Menschen genau wissen was sie tun und somit Aufmerksamkeit generieren, die sie vielleicht sonst nicht bekommen würden. Außerdem kann man sich tatsächlich mehr Privilegien herausschlagen, wenn man immer wieder betont diskriminiert zu werden. Denn wer will schon jemand anderen diskriminieren?
Ich denke, dass man sich so etwas schnell einredet, wenn man bereits viel Rassismus erlebt hat. Natürlich nervt es andere Menschen, wenn diese Menschen immer übertreiben und dann durchdrehen, aber ich glaube, dass man sich irgendwann einfach schneller hart zeigen möchte und nicht das Opfer sein möchte und deswegen schon mal vorsorglich durchdreht. Selber bin ich nicht so und kenne auch keinen, der das so macht, aber ich kann das Verhalten nachvollziehen.
Ramones hat geschrieben:Ich denke, dass man sich so etwas schnell einredet, wenn man bereits viel Rassismus erlebt hat.
Ich finde nicht, dass das zwangsläufig etwas mit dem Erleben an sich zu tun hat. Vieles kann man sich auch einreden und wer weiß, wie die Eltern da drauf sind. Viele muslimische Eltern sind ja auch so, dass die Töchter praktisch dazu gezwungen werden, das Kopftuch zu tragen, die Töchter hinterher aber behaupten (aus Imagegründen?) das Kopftuch absolut freiwillig und aus religiöser Überzeugung zu tragen. Vielleicht ist auch eine entsprechende Indoktrinierung von den Eltern her vorhanden, sodass man sich hinterher einredet, überall diskriminiert zu werden.
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