Auf was legt ihr bei eurem Partner am meisten Wert?
Nelchen hat geschrieben:Loyalität ist heute wirklich selten geworden und ich finde dies ebenso wichtig. Es ist sicher etwas anderes, wenn man mit einer Freundin mal darüber spricht, was gerade in der Beziehung nicht so gut läuft, aber schlecht hinter dem Rücken des Partners zu reden, finde ich auch wirklich unmöglich.
Was hat das mit Loyalität zu tun? Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, aber Loyalität in der Partnerschaft bedeutet dann doch etwas mehr, oder? Ein loyaler Partner wird alles tun, um den anderen nicht zu verletzen. Damit sind Ehrlichkeit und Treue schon gegeben. Er steht selbst bei Streit oder Auseinandersetzungen zum anderen und fällt ihm nicht in den Rücken. Er löst Probleme unter vier Augen und lässt sich nicht woanders aus, auch nicht beim besten Freund oder der besten Freundin. Er steht zu seinen Entscheidungen, auch wenn es unbequem wird, die Tagesform bescheiden ist oder die Hormone spinnen.
Natürlich muss niemand auf Biegen und Brechen und bis zur Selbstaufgabe Einigkeit demonstrieren. Aber auch im Widerspruch zeigt sich die Loyalität. Ein loyaler Partner widerspricht inhaltlich, aber er stellt den anderen nicht bloß. Er knickt nicht ein und stellt eine gemeinsame Entscheidung als dem Anspruch des anderen geschuldet dar, sondern trägt die Entscheidung auch dann mit, wenn es ungemütlich wird. Und er macht auch dann gute Mine zum bösen Spiel, wenn es nur um den anderen geht. Das gilt beispielsweise bei beruflichen Einladungen in Begleitung, wo er sich klaglos ins Damenprogramm fügt.
Für mich sind Eigenschaften wie Treue oder Humor noch keine Anzeichen, dass es sich bei einem anderen Menschen um "Partner-Material" handelt, sondern in meinen Augen eigentlich die absoluten Minimalvoraussetzungen, dass ich mich überhaupt auf eine nähere Beziehung einlasse, die über höfliches Grüßen im Treppenhaus hinausgeht.
Natürlich frage ich neue Bekannte auch nicht als erstes, ob sie ihre Frau oder ihren Freund schon mal betrogen haben und richte das Level meiner Herzlichkeit nach der Antwort aus, aber wenn etwa im Laufe einer Bekanntschaft herauskommt, dass der Typ oder die Tussi es in dieser Hinsicht nicht so genau nehmen mit der Ehrlichkeit, sinken die Betreffenden dann schon ganz gewaltig in meiner Achtung. Und Freundlichkeit ist nun wirklich das Minimum, welches ich sogar bei Angestellten im Servicebereich voraussetze. Was würde ich denn mit einem unfreundlichen Partner anfangen?
Was beziehungsspezifische Eigenschaften angeht, kommt es zudem für mich auf die Art der Beziehung an. Wenn man zusammen lebt, ist es wichtiger, dass beide ein bisschen ans Putzen und Aufräumen denken, als wenn jeder sein eigenes Reich hat. Das Aussehen ist in meinen Augen insofern wichtig, als dass in einer Beziehung schließlich auch der Sex eine Rolle spielt. Wenn man den anderen nicht zumindest irgendwie scharf findet, kann man in meinen Augen ja gleich mit dem eigenen Bruder zusammenleben. Hier findet, wie ich meine, oft die Unterscheidung zwischen Freundschaft und Beziehung statt - man kann ja auch mit einer Person befreundet sein, deren Äußeres einem nicht so besonders zusagt.
Aber im Großen und Ganzen kommt es auch in meinen Augen auf das Gesamtpaket an. Ich würde nie eine ernsthafte Beziehung mit jemandem eingehen, der eine der genannten Eigenschaften nicht in zufriedenstellendem Ausmaß in die Waagschale werfen kann. Sprich, ich könnte mich mit "strohdumm, aber sexy" genauso wenig zufrieden geben wie "humorlos, aber supergescheit". Es muss schon eine Kombination aus den genannten Eigenschaften sein plus das gewisse "Etwas", was die Person von allen andernen treuen, humorvollen, optisch ansprechenden usw. Kandidaten unterscheidet.
Ich finden den Begriff Loyalität in Bezug auf eine Partnerschaft irgendwie komisch. Es ist ja auch so ein schwammiges Wort. Was heißt loyal? Wann ist ein Partner loyal? Wann ist er es nicht? Und ist, das, was mit Loyalität gemeint ist, nicht bereits in anderen Werten - Treue, Ehrlichkeit usw. - enthalten? Meint ihr damit, dass der Partner zu euch stehen soll? Das wäre mir natürlich auch wichtig, wobei ich keine Situation wüsste, in der mein Partner nun unbedingt zu mir hätte stehen müssen, ich glaube, bei unserem doch sehr geregelten Alltag kommt so etwas eigentlich gar nicht vor. Da gibt es keine Ausnahmesituationen, in denen nun unbedingt Loyalität gefragt ist. Sollte diese einmal auftreten, wäre es natürlich schon wünschenswert, wenn mein Freund zu mir steht, wobei ich daran keine Zweifel habe.
Mir war es sehr wichtig, jemanden zu finden, der mir ähnlich ist; der genau wie ich keine Kinder will, der auch kein Interesse an zu viel Körperlichkeit hat, aber gerne kuschelt und ansonsten ein Stubenhocker ist, der nie freiwillig zu einer Party gehen würde und daher genau das auch nicht von der Partnerin erwartet, sondern zufrieden damit ist, zusammen auf dem Sofa herumzuliegen und was am PC zu spielen oder fernzusehen.
In früheren Beziehungen war es nämlich immer so, dass die anderen versucht haben, mich von ihren Interessen, Vereinen und Hobbys zu überzeugen und das wollte ich meistens nicht, sodass sie deswegen entweder beleidigt waren und es Streit gab oder ich gegen meinen Willen Dinge mitgemacht habe, die mich nicht interessiert haben und die ich als Zeitverschwendung angesehen habe. Natürlich wäre es rein theoretisch denkbar, dass in einer Beziehung jeder seinen eigenen Interessen nachgeht und den anderen damit aber nicht behelligt. Allerdings ist das nur die Theorie und in der Praxis versuchen Menschen meiner Erfahrung nach ganz oft, anderen die eigenen Hobbys überzustülpen.
Treue würde ich als Grundvoraussetzung einer Beziehung ansehen, Das ist vielleicht nicht bei jedem so; manche haben ja offene Beziehungen oder was auch immer. Aber mir persönlich wäre das schon wichtig, wobei das, was die meisten unter Fremdgehen verstehen, bei mir ja ohnehin nicht stattfindet und bei meinem Freund auch nicht, sodass es eher eine Frage der Definition wäre, was mit Treue gemeint ist. Küssen würde ich beispielsweise als Untreue ansehen oder zu intensives Kuscheln, aber wir haben beide ohnehin keine Gelegenheit, mit jemand anderem zu kuscheln und selbst da müsste man fragen, ab wann Kuscheln gegen die Treue verstößt. Ich würde es beispielsweise nicht als Kuscheln ansehen, wenn jemand traurig ist und von einem guten Freund zu Trostzwecken eine Weile im Arm gehalten wird, mal unabhängig davon betrachtet, dass das nur eine theoretische Überlegung ist, da wir beide keine guten Freunde haben.
Wichtig ist mir außerdem, dass er mir natürlich optisch gefällt. Ich mag einen bestimmen Typ Mann (dunkle Haare oder Augen, ansonsten eher blass) und ich finde Bärte nicht so schön (außer Drei-Tage-Bart oder ganz kurzer Vollbart, aber nicht mehr und schon gar keine Ziegenbärte oder Schnurrbärte - das sieht furchtbar aus). Auffällige Muttermale im Gesicht finde ich nicht schön und auch keine zusammengewachsenen Augenbrauen oder zu schütteres Haar. Ein bisschen hübsch soll der mann schon aussehen, sonst findet man den ja nicht attraktiv und auch wenn ich gewisse Dinge ohnehin nicht mache, soll derjenige, mit dem ich kuschle, dennoch hübsch aussehen.
Mit der Intelligenz ist es so eine Sache. Ich bin hochbegabt, aber die einzige andere männliche hochbegabte Person, die ich mal kennengelernt habe (und von dem ich wusste, dass er hochbegabt ist, es steht den Menschen ja nicht auf der Stirn geschrieben), fand ich furchtbar arrogant und angeberisch. Der hat mich andauernd belehrt und ich empfand mich wie ein kleines dummes Kind behandelt. Daher sehe ich es nicht so, dass ich nun unbedingt einen hochbegabte Mann haben muss. Manchmal ist es auch ganz schön, wenn man weiß, dass mein einen kleinen Tick intelligenter ist als der andere und manche Dinge schneller begreift, wenn der Unterschied nicht zu groß ist und der andere auch seine Spezialgebiete hat, auf denen er sich besser auskennt als ich.
Bezüglich der Bildung wollte ich früher immer nur Akademiker haben. Ich dachte, das wäre irgendwie besser, wenn man selbst Akademiker ist, dann auch einen Partner zu haben, der ebenfalls studiert hat. Allerdings habe ich nach dem Studium eben keine Akademiker mehr kennengelernt. Während meiner Studienzeit hatte ich meine Partner auch meistens im Studium kennengelernt und nachher bin ich online auf Partnersuche gegangen und habe da nur normale Leute kennengelernt, die eben eine Ausbildung und einen Realschulabschluss haben. Das war anfangs für mich schon komisch.
Die komplette Familie meines Partners hat nicht studiert und da hat auch niemand Abitur. Die haben alle nur so einfache Berufe. Die Mutter ist Verkäuferin, der Stiefvater ist Fleischer. Als ich denen gesagt habe, dass mein Vater Ingenieur ist, empfanden die das als was ganz Besonderes und ich hatte auch den Eindruck, dass ich mich da anpassen muss, damit ich nicht irgendwie arrogant wirke. Der Stiefvater hat auch mal zu mir gesagt, dass ich mich für was Besseres halten würde, was mich da schon vor den Kopf gestoßen hatte, weil ich mir eigentlich immer Mühe gegeben hatte, mich da zu integrieren.
Mein Freund hat damit tatsächlich kein Problem, zumindest habe ich nicht den Eindruck. Aber der Stiefvater schon. Wobei mein Freund seinen Stiefvater ohnehin nicht so mag und daher ist es nun nicht so tragisch. Wäre das aber eine Akademikerfamilie, dann hätte ich zumindest dieses Problem nicht und daher denke ich schon, dass es eigentlich ganz gut wäre, wenn man auch einen ähnlichen Bildungsstand hat. Mein Freund ist intelligent und er hätte sicherlich auch Abitur machen und studieren können, aber in der Familie ist das nicht üblich, man hätte ihn da vermutlich nicht unterstützt und er ist auch etwas sozialphobisch, was für ihn ein großes Hindernis bei allen schulischen Leistungen war, bei denen man irgendwas vortragen muss.
Zitronengras, Loyalität ist nicht schwammig, es ist eine Haltung. Das hat gar nichts mit außergewöhnlichen Situationen zu tun. Nehmen wir als Beispiel den Stiefvater. Natürlich ist deine Haltung, dass jeder Nicht-Akademiker mit einfachem Beruf dumm ist, arrogant. Der Versuch, sich zu integrieren, spricht schon Bände. Aber ein loyaler Partner zeigt dem Stiefvater die Grenzen auf und bezieht klar Stellung.
Loyalität bedeutet, die Ansichten und Werte eines anderen nach außen auch dann zu vertreten, wenn man sie nicht teilt. Während Solidarität eher dem Bedürfnis entspringt, zum anderen zu stehen, ist Loyalität eine Haltung oder Entscheidung. Das ist etwas, das heute sehr selten geworden ist.
Natürlich ist deine Haltung, dass jeder Nicht-Akademiker mit einfachem Beruf dumm ist, arrogant. Der Versuch, sich zu integrieren, spricht schon Bände. Aber ein loyaler Partner zeigt dem Stiefvater die Grenzen auf und bezieht klar Stellung.
Ich habe nie behauptet, dass jeder Nicht-Akademiker dumm ist. Das ist eine ganz ganz negative Eigenschaft bei dir, dass du einem Dinge in den Mund legst, die so nie geäußert wurden. Das solltest du echt mal sein lassen! Außerdem ist mein Freund auch kein Akademiker und meine Mutter ebenso nicht wenn ich die Meinung vertreten würde, dass alle Nicht-Akademiker dumm sind, dann müsste ich ja meinen Partner und meine Mutter für dumm halten, was definitiv nicht der Fall ist.
Dass man in so einem Fall als Freund Stellung bezieht, erwarte ich nicht. Erstens, weil das mein Freund nicht mitbekommen hat und ich habe es ihm auch nicht gesagt und zweitens weiß ich, dass er den Stiefvater selbst nicht mag und er viel zu schüchtern ist, um sich gegen den zu stellen. Drittens ist es nicht relevant, weil er nur minimal Kontakt zum Stiefvater hat, der sich aktuell nicht komplett vermeiden lässt, weil er im Haus der Mutter wohnt, aber wenn er ausziehen würde, würde er garantiert keinerlei Kontakt mehr zu ihm haben. Ich erwarte nicht von einem schüchternen Menschen, dass er entgegen seinem Charakter einen Aufstand probt. Das ist Loyalität, dass man von anderen nichts erwartet, was die gar nicht leisten können!
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