Als Single in die Stadt, als Paar lieber auf's Land ziehen?

vom 15.05.2017, 06:09 Uhr

Ich habe kürzlich mitbekommen, wie jemand eine sehr interessante - sehr diskussionswürdige - These aufgestellt hat. Diese Person meinte, dass Singles ja grundsätzlich eher in der Stadt wohnen wollen würden während Paare lieber aufs Land ziehen wollen. Denn Paare würden ja weniger feiern gehen und ihnen wäre die Nähe zum Arbeitsplatz viel wichtiger, damit nicht so viel Zeit für die Pendelei geopfert werden muss. Ich finde die These schon ziemlich gewagt, denke aber nicht, dass da sehr viel dran ist. Nach der Logik müsste es ja in Städten wie Berlin, Hamburg, Köln oder München überhaupt keine Paare mehr geben. :lol: :wall:

Das hängt doch viel mehr von der persönlichen Lebensplanung ab, vom Charakter an sich und welche Prioritäten gesetzt werden. Manche Paare ziehen ja dann in die Vorstadt ins Grüne, wenn Kinder geplant oder vorhanden sind. Aber nicht alle Paare sind so. Ich kenne auch genug Paare, die dann mit Kindern relativ zentral leben. Ich persönlich bin ein Großstadtmensch und mein Partner auch. Ich hasse das Landleben und das wäre mir persönlich viel zu langweilig und zu öde. Selbst wenn ich Kinder hätte würden mich keine 10 Pferde aufs Land kriegen (also dauerhaft als Wohnort jetzt).

Was haltet ihr von dieser These? Meint ihr auch, dass Singles grundsätzlich in der Stadt leben und Paare eher auf dem Land? Ist diese These nicht irgendwo auch zu kurz gedacht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich halte das doch für ein wenig kurz gedacht. Denn wenn Paaren der Weg zur Arbeit wichtiger ist als alles andere, dann dürften sie auch nicht am Land wohnen, es sei denn, beide Arbeitsstellen liegen auf dem Land. Die meisten Arbeitsstellen liegen aber in der Stadt und da beißt sich das ganze dann schon das erste mal.

Ich bin auf dem tiefsten Kaff aufgewachsen, weit und breit keine größere Stadt zu sehen für die nächste musste man schon 30 Kilometer weit fahren oder gar noch weiter. Es gab keinen Bus alles musste zu Fuß, mit dem Rad oder auch mit dem Auto gemacht werden. War man keiner der ansässigen Bauern, dann gab es dort auch keine Arbeit sondern man ist gependelt in die Stadt zu seiner Arbeit. Da gab es nichts, absolut nichts nicht einmal einen Supermarkt.

Entsprechend war es klar, dass ich direkt in die Stadt gezogen bin, näher an der Arbeitsstelle, nicht mehr dauerhaft auf das Auto angewiesen sein, öffentliche Anbindung. Bars und Feiern waren mir komplett egal, Mietpreise haben sich auch nicht viel geschenkt wenn man es mit den Pendelkosten gleich gesetzt hat, egal ob Single oder als Paar es hat einfach überwogen an den Vorteilen für mich.

Auch als ich noch mit meinem Ex Partner zusammen war und das Kind mit hatte, sind wir mitten in der Stadt wohnen geblieben. Grün war binnen 10 Minuten zu Fuß zu erreichen. Supermarkt um die Ecke in jede Richtung, Straßenbahn vor der Tür und Arbeitsstelle war auf dem tiefsten Hinterland. Seine aber in der andere Richtung, ebenfalls auf einem Kaff. Somit war die Stadt die Mitte für uns, dass jeder den gleichen Weg zur Arbeit hatte und die gleiche Zeit gebraucht hat.

Jetzt habe ich ein Haus gekauft, ebenfalls mitten in der Stadt. Warum auch nicht? Wenn es der Geldbeutel hergibt warum sollte ich aufs Land ziehen, wieder vom Auto abhängig sein und nur das brauchen damit ich einkaufen gehen kann, mein Kind zur Kita bekomme oder auch selbst zur Arbeit komme. Hier kann ich es mir aussuchen, wie ich zur Arbeit fahre und es schenkt sich nicht viel zwischen Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln. Supermarkt kann ich auf dem Heimweg eben machen und muss nicht extra fahren, alles vor der Tür egal was ich haben will und brauche.

Mit Paar, Familie und Single hat das für mich gar nichts zu tun. Ich überlege mir was ich brauche, was meine Bedürfnisse sind und wie ich denke diese am besten unter einen Hut zu bekommen. Landleben kann zwar schön sein, muss es aber nicht und gerade das letzte Hinterwaldkaff kommt ohnehin nie mehr in Frage für mich, da saß ich viel zu lange bereits in meinem Leben fest als das ich das "nett" finden würde.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich selbst bin auf einem Dorf aufgewachsen und fand es dort auch immer schön. Gerade als Kind kann man dort ja viel erleben und entdecken. Heute wollte ich aber nicht mehr zurück aufs Land mit meinem Mann ziehen. Hier in der Stadt haben wir einfach alles auf kurzem Weg: Arbeit, Einkaufsmärkte, Kino, Restaurants usw. Die These halte ich für etwas gewagt und kenne es von vielen Bekannten nur so, dass sie in eine ruhige Vorstadtgegend ziehen, sobald ein Kind da ist.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Keine These über Menschen stimmt, wenn man Wörter wie "alle" benutzt. Dazu sind Menschen einfach zu unterschiedlich. Die Frage ist, ob es eine Tendenz gibt. Ob es relativ viele Menschen so machen.

Ich würde nun auch nicht sagen, dass relativ viele Paare auf´s Land ziehen. Wann denn genau? Sobald feststeht, dass es was Festes ist und länger dauert? Ansonsten müsste man ja ständig hin- und herziehen, wenn man sich wieder trennt. Also sobald sie verheiratet sind? Oder sobald die Kinderplanung ansteht?

Dass viele Paare, die Kinder haben möchten, über ein Leben auf dem Land nachdenken, halte ich für wahrscheinlich. Es klingt immer sehr idyllisch, weniger gefährlich, kindgerechter. Aber das Stadtleben hat als Eltern auch sehr viele Vorteile. Also entscheiden sich einige dagegen, andere dafür.

Vielleicht hängt es sogar stark davon ab, wie man selbst aufgewachsen ist. Wie man bei meinen Vorrednern schon gesehen hat, prägt das sehr. Als kleineres Kind ist es meist toll, als größeres Kind, beziehungsweise in der Jugend wird es eher als nervig empfunden.

Welche These ich aber viel eher unterschreiben würde, ist die, dass Singles eher selten auf´s Land ziehen. Zumindest in dem Alter, in dem man noch standardmäßig nach einem Partner für´s Leben sucht. Also mit Mitte 20 bis Mitte 40 zieht doch so gut wie niemand ganz allein auf´s Land. Die Chancen, dort jemanden kennenzulernen, sind dann ja viel geringer. Außerdem unternimmt man halt schon tendenziell mehr mit Freunden, solange man nicht in einer festen Partnerschaft ist. Und das ist in der Stadt einfacher.

Aber auch das ohne das Wörtchen "alle". Ein Freund von mir hat genau das gemacht und sich mit Ende 20 ganz allein in einem anderen Bundesland einen Hof gekauft. Er war auch tatsächlich am Anfang extrem einsam und hat es fast bereut, aber dann hat er doch sehr schnell eine Frau gefunden, ist jetzt glücklich verheiratet und zweifacher Vater.

Wie gesagt, Menschen sind zu verschieden, als dass man allgemeingültige Thesen aufstellen könnte. Gerade weil sich an den Lebensmodellen so viel getan hat in den letzten Jahren. Heiraten und Kinderkriegen ist kein Muss mehr. Paare ohne Kinder sind ganz normal. Vor 30, 40 Jahren war die These sehr viel zutreffender.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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