Können Landmenschen besser Auto fahren als Stadtmenschen?
Ich habe kürzlich eine sehr provokante These mitbekommen. Ein Bekannter von mir ist der Ansicht, dass Landeier bzw. Landmenschen grundsätzlich besser Auto fahren könnten. Denn diese würden ja praktisch dazu gezwungen werden bei jedem Wetter Auto fahren zu müssen, weil sie anders weder zur Arbeit noch zum Supermarkt kommen. Man könnte ja wegen dem schlechten Nahverkehr nur auf das Auto als Transportmittel zurückgreifen, daher hätte man keine andere Wahl.
Städter hingegen würden sehr viel mit Bus und Bahn fahren, daher hätten sie viel weniger Fahrpraxis und besonders bei schlechtem Wetter wären sie dann komplett überfordert, wenn sie dann doch mal Auto fahren müssten. Daher rät mein Bekannter auch Landmenschen davon ab, mit dem Auto in die Stadt zu fahren, weil man wegen den ganzen Städtern und deren Fahrstil ja angeblich sofort Depressionen kriegen würde. Können Landmenschen tatsächlich besser Auto fahren als Stadtmenschen oder ist das kompletter Blödsinn?
Ich wohne im Ruhrgebiet und selbst hier ist der öffentliche Nahverkehr nicht wirklich an allen Ecken perfekt ausgebaut. Bei uns in der Stadt braucht man dafür teilweise sehr viel Zeit, kommt auf weiten Umwegen sehr viel herum und vor allen abends nicht nach Hause - oder man fährt halt Auto.
Dafür gibt es hier gewisse ländlich besetzte und berüchtigte KFZ-Zeichen, wo man vom Bauern ohne Transportschein (=BOT) spricht. Da weiß hier im städtischen Umkreis jeder Bescheid, die kommen nämlich nicht vorwärts.
Die Häufigkeit der Nutzung ist ja aber nur ein Punkt. Es stimmt schon, je häufiger man Auto fährt, desto besser wird man. So wie bei allem. Allerdings gibt es ja Städter, die sich niemals in einen Bus setzen würden und Menschen, die auf dem Land leben, aber nur ein Mal die Woche ihr Auto benutzen.
Und meiner Meinung nach kommt erschwerend hinzu, dass der Verkehr auf dem Land keine große Herausforderung ist. Man fährt vielleicht häufiger, vielleicht auch längere Strecken. Dafür ist alles überschaubar. Die Straßen, der Gegenverkehr. Es gibt kaum Gefahrensituationen und man kann gemütlich vor sich hinfahren.
In der Stadt muss man hingegen ständig aufpassen und tausend Dinge beachten. Überall sind Menschen, zu Fuß und auf dem Fahrrad, die Straßen überqueren, ohne Ampel oder mit. Da kommen Straßenbahnen aus allen Richtungen. Und Autos, Autos, Autos.
Ich bin relativ ländlich aufgewachsen und war da viel mit dem Fahrrad unterwegs. Als ich Fahrstunden gemacht habe, hat es bei mir vor allem bei der Verkehrsbeobachtung gehakt. Später habe ich in der Stadt gewohnt und war jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs. In Nullkommanichts hatte ich Verkehrsbeobachtung drauf. Wenn ich erst mit dem Fahrrad in der Stadt gefahren wäre, hätte ich im Auto nie Probleme mit der Verkehrsbeobachtung gehabt.
Somit würde ich zwar sagen, dass dein Bekannter Recht haben kann. Landmenschen, die sehr viel fahren, können vielleicht besser fahren als Stadtmenschen, die sehr wenig fahren. Aber auf die meisten trifft wohl das Gegenteil zu, weil der Verkehr in der Stadt einfach eine viel größere Herausforderung ist und man so viel schneller Erfahrungen sammelt.
Ich möchte mal so ein "Landei", wie man sich das vorstellt, im Hauptberufsverkehr in Frankfurt oder Berlin sehen. Ich denke mal, dann wird diesem "Landei" diese Aussage schon leid tun. Die Fahrpraxis alleine ist nicht das, was einem zu einem guten Autofahrer macht. Auch die Belastbarkeit in der Hauptverkehrszeit ist ausschlaggebend und da hat das "Landei" auf jeden Fall schlechtere Karten.
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