Trennungsschmerz als Universalentschuldigung für alles?
Einer meiner Bekannten benimmt sich derzeit einfach nur noch unmöglich. Seine frühere Partnerin ist mittlerweile so weit, dass sie die Schlösser zum ehemals gemeinsamen Haus ausgetauscht hat und sich weigert ihn ohne die Anwesenheit Dritter zu treffen. Er wird zwar nicht körperlich aggressiv, aber wüste Beschimpfungen und lautes Herumbrüllen kamen dann leider doch vor. Außerdem ist er sehr indiskret und geht mit vielen intimen Details hausieren, immer in dem Bemühen sie möglichst schlecht da stehen zu lassen.
Bei jeder sich bietenden Gelegenheit lästert er über sie und hat auch schon von einigen gemeinsamen Freunden verlangt, den Kontakt zu ihr abzubrechen, weil man ja schließlich auf seiner Seite sein müsse. Ganz abgesehen davon, dass von uns als Freundeskreis ganz selbstverständlich erwartet wird, quasi immer zur Verfügung zu stehen und alles andere stehen und liegen zu lassen, wenn er sich wieder einmal ausheulen will. Zwischendurch bekommt man auch unaufgefodert SMS mit Informationen über sein Befinden. Kurz und gut, er hat sich in einen unerträglichen Kotzbrocken verwandelt.
Darauf angesprochen, dass so mancher sein Verhalten inakzeptabel findet, reagierte er entrüstet, erklärte er sei schließlich verlassen worden, sein Herz sei gebrochen und sein Verhalten für eine solche Situation vollkommen normal. Uns mangele es an Toleranz und Mitgefühl, somit seien wir diejenigen, die ihr Verhalten und ihre Ansichten zu überdenken hätten. Er steht praktisch auf dem Standpunkt, dass er Höllenqualen leide und sich somit alles erlauben dürfe. Seine Exfrau (die dreckige Hure) habe sowieso gar keine Rechte mehr und unsere Aufgabe als Freunde sei es, ihn zu unterstützen und zu trösten.
Nach diesem Disput habe ich ihn an die Luft gesetzt und ihm eröffnet, bei mir brauchte er sich in näherer Zukunft nicht mehr zu melden, jedenfalls nicht bevor sich wieder eingekriegt hat und sich entschuldigen wollte. Weiterhin würde ich Lästereien über seine Ex, meine Freundin, nicht mehr akzeptieren.
Zu meiner großen Überraschung reagierten aber andere Bekannte von mir irritiert. Die hatten durchaus Verständnis für sein Verhalten und fanden, ich ginge zu hart mit ihm ins Gericht. Das ginge ja auch wieder vorbei und zeige keineswegs Charakterfehler, sondern sei der emotionalen Belastung geschuldet. Ich sehe das nach wie vor anders und finde nicht, dass verletze Gefühle einen berechtigen, die Sau rauszulassen. Sicherlich reagiert man anders, als wenn man ganz klar denken kann, aber es gibt auch Grenzen für die Toleranz.
Wie seht ihr das? Dürfen gebrochene Herzen sich alles erlauben und die Freunde müssen Verständnis für jede noch so unmögliche Verhalten zeigen. Oder kann man auch von frisch Getrennten etwas Verstand und Empathie erwarten?
Ich finde es eigentlich schon normal, dass man sich wünscht, dass Menschen einem beistehen, wenn man sich getrennt hat und dass das insbesondere bei einer konfliktreichen und strittigen Trennung der Fall ist. Ebenso kann ich nachvollziehen, dass man dann möchte, dass die Freunde die Ex nicht verteidigen oder mit der weiterhin befreundet sind. Eigentlich finde ich es absolut verständlich, wenn man will, dass die eigenen Freunde sich loyal verhalten. Das würde ich mir genauso wünschen.
Du schreibst etwa, dass man unaufgefordert SMS von ihm bekommt. Aber wie soll er das denn anders machen? Soll er vorher eine Genehmigung einholen, dass er dir SMS senden darf? SMS sind doch immer mehr oder weniger unaufgefordert, man fragt doch nicht vorher, ob man was schicken darf.
Es ist meiner Ansicht nach mit der Sinn einer Freundschaft, dass man sich ausheulen kann, wenn es einem schlecht geht. Also eigentlich finde ich es schade, dass du ihn dann so abblockst. Das ist dann aber keine Freundschaft.
Irgendwie haben schon beide Seiten recht, die Frage ist eher, welches Ausmaß das alles annimmt und hier sind, völlig unabhängig wie andere das finden, deine Grenzen für dich auf alle Fälle überschritten. Bei den Schilderungen könnte man schon mal überlegen, ob seine Verarbeitung mit Trauer und Frustration noch in einem normalen Rahmen liegt oder ob man ihm raten sollte, sich an einen Fachmann zu wenden.
Wenn die Frau sich genötigt sieht, Schlösser auszutauschen, sie vielleicht sogar regelrecht verfolgt wird, er sich auf einem regelrechten Rachefeldzug befindet und sie bzw. ihre Person mit Hass überschüttet, ständig Standbereitschaft und bedingungslose Loyalität der Freunde bis zur Aufgabe des Kontakts fordert, liegt aus meiner Sicht schon etwas im Argen. Das macht ihn natürlich nicht zu einem schlechten Menschen, aber deswegen muss man sich solche Sachen auch als Freund nicht bieten lassen. In meinen Augen hat er die Kontrolle über sein Handeln und das in Schach halten der eigenen Emotionen über die Maßen verloren.
Da kann man ihm dann schon sagen, dass man für seine Trauer und Verzweiflung Verständnis hat, er aber einfach übertreibt. Wer möchte sich denn über die eigene Freundin Hasstiraden anhören? Und sicher will keiner den psychiatrischen 24-Notdienst für die eigenen Freunde spielen, so etwas kann total belastend sein. Ich bin auch erst über den Passus mit den SMS gestolpert, aber dann fiel mir ein, wie sich das anfühlt, wenn man ungebeten zu jeder passenden oder eben unpassenden Zeit und Gelegenheit über das psychische Befinden des Absenders informiert wird.
Wenn so etwas mal passiert, ist es ja noch in Ordnung, aber manche Leute versuchen die anderen dann zu regelrechten Ersatztherapeuten zu machen und überschütten ihre Umwelt mit ihrem Seelenmüll. Das kann wirklich nicht zum Aushalten sein, wenn ständig kontextlose Nachrichten kommen, wo minutiös über das eigene Elend geklagt wird und dann noch möglichst umfangreiche Hilfe, Gespräche und Reaktionen erwartet werden. Da hilft nur noch, seine Grenzen deutlich aufzuzeigen.
Trennungsschmerz sollte gutes Benehmen nicht aushebeln. Ich hätte es also wie du gemacht. Freunde müssen auch wissen, wenn sie sich daneben benehmen und wenn man sie dann auch mal vor die Tür setzt, können sie durchaus mal über ihre Handlungen nachdenken. Schlechtes Benehmen dieser Art kann man auch nicht mit Trennungsschmerz schönreden.
Seinen Freunden sollte man schon auch mal die Meinung sagen dürfen und selbst wenn diese anfangs schlecht damit umgehen, wird ein wahrer Freund die Einsicht bekommen etwas falschgemacht zu haben. Ich würde keine Freunde haben wollen, die mir nicht auch mal die Meinung sagen und so einen Mist durchgehen lassen.
Trennungsschmerz ist natürlich bescheuert, aber man kann es doch nicht ändern und deswegen muss man nicht so kindisch reagieren und eine Person in dieser Art und Weise schlecht machen. Das ist einfach nur mies und kindlich.
Ich kann hier auch beide Seiten verstehen und natürlich sehe ich es schon ein, dass man dann, wenn man kürzlich verlassen wurde, nicht gut drauf ist und dass man sich dann vielleicht auch mal anders benimmt als das in einer anderen Situation der Fall wäre. Darum würde ich in dem Moment schon einiges auch akzeptieren und wenn ich einfach so SMS über das Befinden eines Freundes oder Bekannten bekomme, dann finde ich das in Ordnung.
Aber wenn man mit der Partnerin befreundet ist, dann zu verlangen, dass man das bleiben lässt und nur für den Bekannten da ist, der eben verlassen wurde, dann finde ich das schon nicht mehr in Ordnung und auch andere Dinge, die du hier beschreibst, sind nicht gut. Es kann doch nicht sein, dass man nach einer Trennung so ausrastet und die Exfrau anbrüllt.
Sicher ist es klar, dass sich das vermutlich auch wieder geben wird, wenn der Mann über die Trennung hinweg kommt und dass es kein reines Charakterproblem ist, sondern an der emotionalen Belastung liegt. Aber trotzdem finde ich, dass man dann auch durchaus mal sagen darf, dass derjenige sich unmöglich verhält und darum finde ich schon, dass du es in dem Moment richtig gemacht hast und vermutlich hätte ich irgendwann ähnlich gehandelt.
Trennungen sind selten schön und es gibt auch immer die Blickwinkel von beiden zu betrachten. Wenn sich dein Bekannter derart verhält ist es irgendwo kein Wunder, dass er verlassen worden ist. Auf der anderen Seite sieht man durch sein Verhalten auch wie verletzt und enttäuscht das er überhaupt ist.
Es kommt auch immer darauf an wie lange die Phase dauert. Man ist natürlich gerne eine Zeit lang für den betroffenen Freund da und hört ihm zu und versucht ihm Trost zu spenden. Wenn sich aber auch noch nach Wochen nichts ändert und das einzige Thema, dass es zu besprechen gibt die Trennung ist, dann ist es nicht verwunderlich wenn der Faden reißt und es den anderen reicht.
Irgendwann sollte man beginnen über eine Trennung hinweg zu kommen und sein persönliches Verhalten nicht ständig als Schutzschirm vor sich her schieben.
Sorcya hat geschrieben:Wie seht ihr das? Dürfen gebrochene Herzen sich alles erlauben und die Freunde müssen Verständnis für jede noch so unmögliche Verhalten zeigen. Oder kann man auch von frisch Getrennten etwas Verstand und Empathie erwarten?
Sicherlich dürfen sie sich nicht alles erlauben aber sind wir mal ehrlich, es wird so viel Rücksicht genommen und diese in Watte gepackt, zugestimmt auch wenn man anderer Meinung ist nur damit es nicht "schlimmer" wird. Aber genau mit solch einem Verhalten bestärkt man das noch und entsprechend bin ich immer für die Wahrheit auch wenn sie mehr weh tut und bei mir würde es das ebenfalls nicht geben, dass man sich über die Ex auslässt oder einfordert, dass ich den Kontakt abbreche nur weil er ein Problem mit ihr hat.
Warum sollte ich mir auch vorschreiben lasse wen ich treffe und mit wem ich Kontakt habe nur weil das alte Paar dann ein Problem miteinander hat? Darf ich dann als dritter keine eigene Meinung und kein eigenes Leben mehr haben und muss mich nach allen richten die sich getrennt haben? Dann hätte ich wohl einen wesentlich kleineren Freundeskreis wenn das der Fall wäre.
Ich hätte dabei wie du gehandelt und wer hier so die Sau rauslässt und mich noch angeht, der soll hier erst einmal gehen und wieder zu klaren Sinnen kommen. Vorher müsste er hier ebenfalls nicht mehr auftauchen und schon gar nicht mit solchen lächerlichen Forderungen, Trennung hin oder her, alles kann an damit auch nicht über Bord werfen und das Leben von anderen bestimmen nur weil es einem selbst schlecht geht.
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