Sich durch Bargeld einfach freier fühlen?

Ich habe neulich eine sehr interessante Diskussion mitbekommen. Einer meinte, dass man sich nur durch Bargeld wirklich frei fühlen würde, weil man damit nicht ständig seine Daten beim Einkaufen übermitteln würde und viel anonymer agieren könnte.

Eine andere Person meinte aber, dass das doch Quatsch wäre. Denn nicht immer wäre ein Automat in der Nähe und da würde man dann ziemlich blöd aus der Wäsche schauen, wenn man etwas kaufen wollen würde und es wäre nicht ausreichend Bargeld zur Verfügung. Mit einer Bankkarte oder Kreditkarte wäre man viel uneingeschränkter und freier in seinem Handeln. Wie ist das bei euch? Fühlt ihr euch durch Verwendung von Bargeld viel freier oder haltet ihr diese Aussage für unsinnig und für wenig nachvollziehbar?

Ich fühle mich schon freier und besser, wenn ich weiß, dass ich ein wenig Bargeld in der Tasche dabeihabe, aber das hat bei mir nichts mit der Speicherung oder Weitergabe meiner persönlichen Daten zu tun. Mir geht es eher darum, dass man nun mal nicht überall mit Karte bezahlen kann. Gerade in kleineren Läden, Kiosken und ähnlichen Einrichtungen hat man meistens nicht die Möglichkeit, die EC-Karte zu benutzen. Braucht man dann mal schnell etwas zu Trinken oder einen kleinen Snack, muss man sich erst einmal nach einem größeren Supermarkt oder einer Tankstelle umsehen und dort längere Wartezeiten an der Kasse oder höhere Kosten in Kauf nehmen.

Außerdem ist die Zahlung in Bar meistens schneller erledigt als die mit Karte, denn das Einlesen, Eintippen der Geheimzahl und das Unterschreiben des Zahlungsbelegs dauert je nach verfügbarer Technik schon immer einige Minuten. Hat man das Geld aber passend zur Hand, ist man in wenigen Sekunden mit seinem Einkauf fertig. Irgendwie ist es mir deshalb immer lieber, in Bar zu bezahlen, wenn das geht und wenn die Summe nicht allzu hoch ist.

Allerdings würde ich keine exorbitant hohen Bargeldbeträge mit mir herumtragen, denn das wäre mir auf Dauer zu unsicher. Ich fühle mich ganz wohl mit 20 oder 30 Euro im Geldbeutel, da ich weiß, dass das für die meisten spontanen Besorgungen an einem Tag locker ausreicht; aber alles, was darüber hinausgeht, lasse ich lieber zuhause oder hebe es für einen bestimmten Zweck erst kurz vorher ab. Ansonsten würde ich mich zu sehr ärgern, wenn ich meine Tasche verlieren oder mir etwas gestohlen werden sollte.

Meine Gefühle sind da etwas zwiespaltig. Kartenzahlung ist in Deutschland ja leider wirklich noch nicht so weit verbreitet wie in anderen Ländern und gerade in ländlichen Gegenden stoße ich oft auf Läden, die keine Karte akzeptieren. In dieser Hinsicht fühle ich mich mit Bargeld schon etwas freier, weil ich mir da eben keine Sorgen machen muss, dass meine Zahlungsmethode nicht angenommen wird.

Andererseits habe ich durch die Karte eben Zugriff auf höhere Beträge. Manchmal kommt eine unerwartete Ausgabe hinzu, die mein Bargeld übersteigt und da fühlte ich mich schon freier zu wissen, dass es hier weniger Einschränkungen für Ausgaben gibt. All zuviel Sorge habe ich wegen des Datenschutzes nicht, auch wenn das Thema sicherlich wichtig ist. Aber momentan hätte ich nur Sorge, wenn ich auf der Flucht bin und nicht über Kartenzahlung erwischt werden möchte, so wie im Film.

Ehrlich gesagt ist es die Mischung aus beidem. Klar schaut man dumm aus der Wäsche wenn man etwas Bar bezahlen möchte, man nicht genug dabei hat und kein Geldautomat weit und breit zu sehen ist und man erst rennen müsste. Da zückt man dann einfach seine Karte und zahlt und gut ist es und hat damit dann auch weniger Aufwand.

Allerdings ist es tatsächlich so, dass jede Buchung mit der Karte auch nachgewiesen werden kann was man dafür gekauft hat. Damit ist man transparent wie Glas und wer sich nicht daran stört, dass der Staat alles über einen Wissen kann wenn er es möchte, dann ist er nicht ganz sauber. Es gibt Dinge, die muss der Staat nicht von mir wissen, welches Klopapier ich kaufe oder das ich alle zwei Wochen mir neue Tampons kaufe. Geht ihn nichts an aber es wäre machbar diese Informationen zu erlangen mit der Kartenzahlung.

Barzahlung ist da etwas anderes. Da kann man zwar nachvollziehen wann du Geld geholt hast und auch wo, aber nicht was du gekauft hast, wo du es gekauft hast und solche Dinge. Sprich du kannst damit ebenfalls Geldwäsche betrieben haben, einen Auftragsmörder bezahlen oder was weiß ich, Dinge die eben nicht gewünscht sind, sind damit ebenfalls machbar ohne das dir direkt jemand auf der Pelle hockt oder einen Beweis gegen dich in der Hand hat.

Somit finde ich schon, dass die Barzahlung in der Hinsicht deutlich besser geeignet ist wenn man nicht alles von sich Preis geben möchte. Viele machen sich dazu auch keine Gedanken oder finden es nicht schlimm, wenn der Staat alles über einen weiß. Aber beschäftigen sie sich mal genauer mit dem Thema, dann wird es doch unangenehm oder willst du im Zweifel von deinem Stasinachbar hinterher angepfiffen werden, weil du in einer Woche das dritte mal Klopapier kaufst aber nur zwei mal vom Gesetz her in Ordnung wäre?

Nur als Beispiel, der Klopapierkauf ist gesetzlich nicht festgelegt aber für die Einfachheit, denn es gibt durchaus Limits was man wie oft und wann kaufen darf. Bei Barzahlung ist das nicht einfach nach zu vollziehen, bei einer Kartenzahlung schon.

Ich finde es ganz angenehm, wenn ich nur mit einem Geldschein und mit meinem Personalausweis in der Tasche das Haus verlassen kann. Da brauche ich auch kein klotziges Portemonnaie in der Jacken- oder Hosentasche und muss auch nicht befürchten, dass ich etwas verliere.

Für mich ist das schon eine Freiheit und ständig Geld abheben muss ich nicht und bis jetzt habe ich auch noch nie zu wenig Geld an der Kasse gehabt. Wenn ich mit meinen Freunden draußen ein Eis essen gehe, dann muss ich nicht die Reichtümer mit mir herum schleppen und mir fällt kein Einkauf ein, der nicht bis zum nächsten Tag warten kann.