In Zukunft Krankenkassenbeiträge abhängig vom Lebensstil?
Ein Bekannter von mir ist ziemlicher Pessimist und wir neigen auch dazu, ihn als Verschwörungstheoretiker zu bezeichnen. So hat er sich neulich eine neue Theorie ausgedacht. Er ist der felsenfesten Überzeugung, dass er gläserne Bürger irgendwann so transparent ist, dass die Krankenkassen eben mitgeteilt bekommen (oder man muss die Kassenbons selbst einreichen, weil man gezwungen ist) was man alles im Supermarkt gekauft hat. So würden die Krankenkassen eben sehen, wie viele ungesunde Produkte (in Form von Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten und Zigaretten) man gekauft hätte und darauf basierend würden die Krankenkassenbeiträge berechnet und erhoben werden.
So würden dann die Menschen, die einen besonders gesunden Lebensstil pflegen, weniger Beiträge zahlen müssen und die, die eben viele ungesunde Produkte kaufen, würden mehr zahlen müssen, weil diese eben mehr Folgeerkrankungen provozieren und so auch mehr kosten werden.
Ich halte diese Theorie zwar für Diskussionen sehr interessant, aber darüber hinaus glaube ich nicht an deren realen Umsetzung. Denn es würde ziemlich viel bürokratischen Aufwnad bedeuten, wenn man der Krankenkasse jeden Kassenbon einreichen müsste und dann besteht ja auch die Chance, dass man Kassenbons verlegt oder nicht einreicht. Ich halte das für Unsinn und glaube nicht an die Umsetzung. Wie seht ihr das? Werden die Krankenkassenbeiträge in Zukunft abhängig vom Lebensstil erhoben? Oder ist das gar nicht möglich und unrealistisch?
Ich glaube auch nicht daran. Wobei man ja nie weiß. Generell finde ich es in Ordnung, wenn Krankenkassen eine gesunde Lebensweise belohnen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass das realistisch umsetzbar ist bei dem Aufwand, den man betreiben müsste. Wobei ich durchaus finde, dass man die Beiträge, die man zahlt anpassen sollte und überdenken sollte.
Ramones hat geschrieben:Wobei ich durchaus finde, dass man die Beiträge, die man zahlt anpassen sollte und überdenken sollte.
Du möchtest also das Solidarsystem aufkündigen? Und dann zahlen der Dicke und der Raucher mehr Beiträge, während beim Sportler der Kreuzbandriss oder die Probleme mit der Rotatorenmanschette einfach gerichtet und mit günstigen Beiträgen belohnt wird? Und Frauen im gebärfähigen Alter zahlen dann halt einen Zuschlag, weil Schwangerschaft und Entbindung teuer und risikoreich sind.
Das solltest du dann aber bitte auch weiter denken! Warum sollen denn alle die Beträge für dich und deinen Sohn stemmen? Was hat die Allgemeinheit mit deiner persönlichen Lebensplanung zu tun? Dann ist die Familienversicherung aber auch ganz schnell weg, zumal man für kostenlos mitversicherte Angehörige den Beitrag ja nicht nach Risiko berechnen kann.
Dann wird es auch unfair, wenn man seine Beitrage entsprechend des Einkommens entrichtet. Das muss dann auch weg, denn warum soll ein Besserverdiener bei gleichem oder günstigerem Risiko mehr bezahlen als ein Geringverdiener? Wer sich seine Krankenversicherung dann nicht mehr leisten kann, der hat eben Pech. Aber Hauptsache du kannst wieder einen auf moralisch und erhobenen Zeigefinger machen und die "dumme" Masse belehren.
Zum Glück halte ich diesen vermeintlich für die Zukunft angedachten Plan für extrem unrealistisch und ehrlich gesagt fast schon ein wenig ins Paranoide abgleitend, das hat ja schon mehr als nur Anklänge an 1984. Aber interessant wäre so ein Gedankenspiel schon, bei dem man auch ganz schnell merkt, wie unrealistisch es wäre. Was ja schon gar nicht als Angstszenario unrealistisch wirkt, sind Befürchtungen Krankenkassen und gerade private Versicherer könnten anhand von verlangten Gen-Tests bestimmte Personen, die entsprechend genetisch vorbelastet sind, stärker zur Kasse bitten.
Aber hier geht es ja rein um den Lebensstil und den kann man nicht nur anhand der getätigten Supermarktkäufe festmachen. Was wäre mit umstrittenen Produkten wie dem hohen Konsum von Süßstoff, was mit dem Verzehr von Fleisch? Andere halten Gluten und Histamin und weiß der Geier was noch alles für gesundheitsschädlich. Was wäre, wenn ich für meinen Nachbarn Zigaretten kaufen würde, obwohl ich gar nicht mehr rauche und das taucht dann auf meiner Liste auf? Wer sollte das überhaupt alles überwachen und einordnen?
Die Idee, die Solidargemeinschaft auszuhebeln und bestimmte Gruppen schlechter einzustufen, kocht ja immer mal wieder hoch. Einmal sind es die Raucher, dann wieder die Dicken und morgen die Freizeitsportler. Was wäre mit den Autofahrern oder gar den Radfahrern? Radfahren ist gesund, solange man keinen Unfall hat, aber was dann? Wie ordne ich das ein, als konstruktiv oder destruktiv für meine Gesundheit? Die Liste könnte man jetzt noch seitenweise weiterführen.
Verbena, was hat Züge von 1984? Unsere bereits vorhandene private Krankenversicherungen, die Zuschläge für Erkrankungen erhebt und Leistungen ausschließt? Die keine Familienversicherung kennt? Das haben wir schon und die gesetzlichen Krankenkassen könnten sich dem annähern.
Oder die ganzen Menschen, die nie wieder mehr als eine Grundversorgung erhalten können, weil sie dank der Versicherungspflicht ihre ausstehenden Beiträge niemals abbezahlen können? So haben wir auf dem Papier keine nicht versicherten Menschen, tatsächlich erhalten viele aber nur eingeschränkte Leistungen.
cooper75 hat geschrieben:Verbena, was hat Züge von 1984?
Das bezog sich rein auf den initialen Beitrag von Täubchen und ihrem Bekannten und die Idee, die Kassen oder der Staat könnten und würden unsere Einkäufe zur Eingruppierung für die Krankenkasse nutzen wollen.
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