Eigenes Zuhause als eine Art Gefängnis betrachten?
Ich habe kürzlich eine Aussage von Obama in einem Interview mitbekommen. Obama wurde interviewt, wie das Leben nach der Präsidentschaft denn so wäre und ob er das weiße Haus denn vermissen würde. Obama meinte dann, dass er das Weiße Haus immer als eine Art nettes Gefängnis empfunden hätte, auch wenn er dort eben zu Hause gewesen ist.
Obama hat ja 8 Jahre lang in diesem Haus gelebt und daher kann ich nur bedingt verstehen, warum man das eigene Heim als Gefängnis empfindet. Das wird aber vermutlich eher daran liegen, dass er ständig beschützt und bewacht worden ist, ist ja auch logisch. Als Staatsoberhaupt ist man auch eine gewisse Zielscheibe für Terroristen und dergleichen. Daher kann ich schon verstehen, dass man sich gefangen fühlt, weil man sich vielleicht nicht so frei bewegen kann, wie man gerne würde.
Ich persönlich habe mich noch nie zu Hause wie in einem Gefängnis gefühlt, schließlich kann ich theoretisch tun und lassen was ich möchte und fühle mich nicht eingeschränkt. Wie ergeht es euch in dieser Hinsicht? Habt ihr euch schon wie in einem Gefängnis gefühlt obwohl das eigentlich euer zu Hause ist? Liegt das dann tatsächlich am Haus (siehe bauliche Besonderheiten wie Gitterstäbe etc.) oder an den Umständen?
Du kannst das weiße Haus nicht mit einer privaten Unterkunft vergleichen. Eine Privatperson auch nicht mit dem Präsidenten von Amerika und der Familie. Die Überwachung alleine schon hat einen Beigeschmack von einer Gefangenschaft im zu Hause. Auch kann man nicht einfach raus gehen und in die Stadt zum shoppen gehen. Das wäre einfach zu gefährlich ohne Personenschutz.
Dennoch muss ich sagen, dass ich mich in meiner zweiten Ehe auch wie in einem Gefängnis gefühlt habe, auch wenn ich raus durfte. Aber ich wurde überwacht, mir wurde hinterher telefoniert, auf mich wurden Bekannte meines Exmannes angesetzt, die mich beobachteten und wenn ich zu hause gewesen bin schellte ständig das Telefon, weil er wissen wollte, ob ich zu hause bin. Ich durfte nicht arbeiten gehen, weil da ja auch Männer sein konnten, die sich mit mir unterhielten usw. Aber ich denke, dass so was eher die Ausnahme ist und ich würde das heute nicht mehr mitmachen.
Na ja, wie schon gesagt worden ist, kannst du das weiße Haus nicht mit einem normalen Haus vergleichen. Dort wirst du auf Schritt und Tritt überwacht und bewacht und bist niemals alleine, kannst nicht raus wann es dir beliebt, denn es sagt dir immer jemand wie die Sicherheitslage ist und dann darfst du weg. Deine Entscheidung in der Hinsicht ist absolut beschränkt und damit wie in einem Gefängnis, in dem du dich auch nicht frei Bewegen kannst und kommen und gehen wann du möchtest. Von daher ist der Vergleich nicht einmal weit hergeholt den er da angestellt hat.
Ich muss sagen, dass ich mir Zuhause auch schon vor kam wie in einem Gefängnis. Dass war dann die Zeit, als ich krank war und nicht raus gehen konnte wegen der Keime und meinem schwachen Immunsystem. Von daher war ich die meiste Zeit drinnen und konnte auch da nicht raus wie ich es wollte und vor allem wann ich es wollte. Da gab es zwar keine Gitterstäbe vor den Fenstern und die Türen waren nicht verschlossen, aber der eigene Körper war der Wärter und hat einen dazu verdonnert über Monate im Haus zu bleiben und das nicht zu verlassen.
Jedes Haus und jede Wohnung wird zu einem Gefängnis, wenn man immer überwacht wird und keinen Schritt machen kann, der von zig Menschen gesehen wird. Ich meine man muss dann immer auf alles achten und kann nicht mal in Ruhe entspannen, weil man immer die Rolle des Präsidenten besetzt. Das kann schon sehr nerven. Wobei man das auf keinen Fall mit einer privaten Unterkunft vergleichen kann.
Ich habe bisher noch keine Wohnung als Gefängnis empfunden. Man kann ja jederzeit gehen, einen Urlaub machen oder einfach nach draußen gehen, wenn man die Nase voll von den eigenen 4 Wänden hat. Außerdem wird man ja nicht überwacht und kann tun und lassen was man möchte.
Es wurden doch aber schon zwei verschiedene Beispiele genannt, wie und durch welche Umstände man in der Wohnung auf gewisse Art gefangen gehalten sein kann, sei es durch einen kontrollierenden Partner oder eben auch bedingt durch gesundheitliche Gründe. Natürlich hat da in den meisten Fällen niemand von außen die Tür verschlossen und man ist im Wortsinn eingesperrt, aber man kann eben trotzdem ans Haus gefesselt sein und sich dort wie im Gefängnis fühlen.
Es gibt auch noch eine dritte, gar nicht so seltene Variante und das sind die Agoraphobiker, die sich nicht trauen ihre Wohnung oder ihr Haus zu verlassen und nur im äußersten Notfall noch ihr Heim verlassen. Eine meiner Großmütter war davon seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr bis zu ihrem Tod mit über 80 betroffen. Eigentlich ist sie nur für große und unvermeidbare Familienfeiern oder zum Zahnarzt raus gegangen, selten mal, wenn mein Opa im Krankenhaus war oder ein sonstiger Notfall anstand.
Dabei ist sie auch nicht allein gegangen, sondern nur in Begleitung einer vertrauten Person und wenn der Wagen direkt vor die Tür gefahren wurde. Selbst zum Bäcker auf der gegenüber liegenden Straßenseite konnte sie nicht gehen, obwohl das Luftlinie von ihrer Küche gerade mal fünf Meter gewesen sein müssen. Ich kann mich kaum je erinnern, dass sie nur mal groß vor der Haustür gestanden hätte. Da sie ein großes Haus hatte inklusive Gaststätte und Garten und in einer Zeit sozialisiert war, wo viele Frauen daheim bleiben, ist das alles auch gar nicht so aufgefallen.
Man kann sich ja mal überlegen, wie viel Bedeutung die eigenen vier Wände als Gefängnis bekommen, wenn man unter solch einer Krankheit, die von niemandem außer mir später als solche wahrgenommen wurde, leidet. Da hat es Obama noch leichter gehabt, denn sein Gefängnis war frei gewählt und er wurde nach acht Jahren daraus entlassen.
Ich denke auch, dass Obamas Aussage sich weniger auf das Haus an sich bezog, als auf die Tatsache, dass er als Präsident nun mal nie wirklich allein und unbeobachtet war und ständig auf Schritt und Tritt von Wachleuten und Securities begleitet werden musste. Das stelle ich mir durchaus ähnlich wie in einem Gefängnis vor, wo man ohne Aufsicht durch einen JVA-Beamten auch keinen Schritt aus seiner Zelle tun kann - auch, wenn die Situation und der Umgang natürlich völlig anders sind. Aber ich glaube, dass ich mich unter diesen Umständen auch nie wirklich zuhause fühlen könnte.
In meinen eigenen vier Wänden fühle ich mich nicht wie im Gefängnis. Das einzige, was mal passiert, wenn ich länger frei und keine festen Termine habe und ungewöhnlich lange Zeit am Stück in der Wohnung bin, ist, dass mir irgendwann die Decke auf den Kopf fällt und ich es nicht mehr aushalte, untätig herumzusitzen und mich lediglich mit Büchern, PC und Hausarbeit zu beschäftigen. Aber ich bin schließlich ein freier Mensch und kann hingehen, wohin und wann ich es will. Deswegen mache ich in solchen Fällen dann einfach einen ausgedehnten Spaziergang, einen Ausflug in eine nähere Stadt oder besuche Freunde und Bekannte. Es zwingt mich niemand, im Haus zu sitzen und die Wand anzustarren, und einsperren tut mich ganz sicher auch keiner.
Täubchen hat geschrieben:Das wird aber vermutlich eher daran liegen, dass er ständig beschützt und bewacht worden ist, ist ja auch logisch.
Ich habe mal gelesen, dass alle amerikanischen Präsidenten auch nach ihrer Amtszeit, lebenslang unter permanentem Personenschutz stehen. Das macht ein "Privatleben" natürlich auch nicht gerade angenehmer und ich kann mir gut vorstellen, dass man sich dann wieder eingeengt und eingesperrt vorkommt. Ich habe dieses Problem nicht, aber wahrscheinlich ist das der Preis, welchen ein amtierendes und auch ehemaliges Staatsoberhaupt bezahlen muss.
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