Tagebucheinträge mit "Liebes Tagebuch..." beginnen

Im Fernsehen werden oft, wenn aus Tagebüchern vorgelesen wird auf jeder Seite, wenn etwas eingetragen wird mit "Liebes Tagebuch..." angefangen. Viele meiner Freundinnen von damals aus der Schulzeit haben das auch gemacht. Ich habe nur kurze Zeit ein Tagebuch geschrieben und ich habe nie so angefangen.

Wird wirklich in einem Tagebuch jedes mal das Tagebuch praktisch angesprochen? Macht ihr das auch so, als wenn ihr einem Menschen etwas anvertraut, dass ihr das Tagebuch ansprecht? Warum macht ihr das so oder findet ihr das auch eher albern?

Ich finde das eher albern, jeden Tag "Liebes Tagesbuch..." zu schreiben. Das ist, wie du schon erwähnt hast, typisch für Filme. Ich selbst habe nie wirklich Tagebuch geschrieben, immer nur für eine relativ kurze Zeit, weil es mir persönlich zu umständlich ist, mich täglich vor ein Buch zu setzen und meinen Tag aufzuschreiben.

Das einzige Tagebuch, dass ich schreibe, ist ein Entwicklungstagebuch für meinen Kleinen. Da stehen so Dinge drinnen, wann er sich das erste Mal alleine gedreht, gelacht, Brei gegessen usw. hat. Das hat bereits meine Mutter für mich auch so gemacht und ist für mich eine schöne Tradition um schöne Erinnerungen weiterzugeben.

Ich habe zu Schulzeiten einmal den Versuch gestartet, ein Tagebuch zu führen. Damals habe ich tatsächlich die klischeehafte Einleitung "Liebes Tagebuch ..." für meine Einträge benutzt - allerdings nur deswegen, weil ich das eben aus Erzählungen und Filmen so kannte und davon ausgegangen bin, dass man das so machen sollte. Ich habe mir das Tagebuch dabei aber nie wie eine Person oder eine Freundin vorgestellt, der ich ein Geheimnis anvertraue. Es war für mich eher eine Standardfloskel, so wie man für gewöhnlich alle offiziellen Briefe mit "Sehr geehrte Damen und Herren ..." beginnt.

Heutzutage schreibe ich kein Tagebuch mehr, ich führe eher einen kreativen Kalender mit Zeichnungen und Basteleien. Ganze Texte kommen dort nicht hinein, weswegen auch die Anrede des Tagebuchs entfällt. Ich glaube aber, dass ich auch nicht mehr auf die "Liebes Tagebuch ..."-Schiene zurückgreifen würde, wenn ich noch richtig Tagebuch führen würde. Immerhin würde ich meine Erlebnisse nicht für das Buch aufschreiben, sondern für mich selbst in der Zukunft. Wenn überhaupt, müsste ich mich ja selbst ansprechen. Das würde mir allerdings komisch vorkommen, und so glaube ich, dass ich einfach vollkommen ohne Anrede meine Texte verfassen würde.

Ich kenne es auch aus der Kindheit noch, dass Tagebucheinträge mit "Liebes Tagebuch" begonnen haben. Ich habe als Kind mal zum Geburtstag ein Tagebuch bekommen und mir wurde dann auch gesagt, dass man die Einträge mit dieser Anrede beginnt. Ich habe das dann auch mal versucht, aber nicht lange durchgehalten.

Meistens wird dies sicherlich in Filmen so gemacht. Aber ich denke, dass viele die Tagebuch führen sich eine Anrede sparen. Immerhin liest man das Tagebuch höchstens selbst nochmal und niemand sonst sollte das machen. Von daher wäre es ja eigentlich egal, ob man nun eine Anrede geschrieben hat oder nicht.

Aktuell schreibe ich kein Tagebuch, aber aus meiner Kindheit kenne ich es auch noch, dass dann gerne die Einträge so begonnen wurden, als wenn man dem eigenen Tagebuch einen Brief schreiben wollte. Das habe ich aber nie so gemacht und es auch nicht gebraucht, das Tagebuch quasi als eine Art Bezugsperson zu sehen. Wenn Kinder das gerne so machen möchten, finde ich es in Ordnung. Natürlich können das auch Erwachsene so machen, aber dann muss ich doch zugeben, dass ich es eher albern finde.

In meiner Kindheit habe ich auch Tagebuch geführt und habe auch immer mit "Liebes Tagebuch" angefangen. Zu meiner Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass ich das nirgendwo anders gehört oder gelesen habe. Natürlich gibt es originellere Anfänge, aber welche 11-Jährige interessiert das schon? Schließlich möchte man sich hauptsächlich aufregen, seinen Kummer niederschreiben oder schriftlich freuen.

Also "Liebes Tagebuch..." habe ich selbst im Kindesalter nie verwendet. Mein Tagebuch bekam immer einen eigenen Namen. Sprich ich habe das Tagebuch mit "Hallo Julia..." oder Ähnlichem angesprochen. Schließlich habe ich meine Geheimnisse mit diesen Büchern geteilt, als wäre es die allerbeste Freundin. Und nur die besten Freundinnen wussten über die Gefühle eines Teenagers am besten Bescheid.

Ich muss mittlerweile Tagebuch über meine Stimmungen fühlen. Dort fällt eine Anrede komplett weg. Ich schreibe als Titel schlichtweg das Datum hin und dann lege ich meistens schon los und erzähle von meinem Tag und den entsprechenden Stimmungen. Danach werte ich die einzelnen Absätze aus und schreibe in die Kommentarspalte meine Gefühle, wie zum Beispiel Freude, Ärger, Trauer, usw. Aber Namen gebe ich diesem Heft keinen mehr.

Ich habe nie Tagebuch geschrieben und fand das schon immer lächerlich meine Gedanken aufschreiben zu müssen, denn mir hat das einfach nichts gebracht etwas auf Papier davon zu bringen. Meine Schwestern haben durchaus geschrieben und da fing es auch immer an mit "Liebes Tagebuch" einfach weil sie es auch vom Film her so kannten und was man nicht anders kennt, wird man nicht einfach so umstellen und hinterfragen wenn man damit neu beginnt. Folgt vielleicht im späteren Verlauf, aber anfangen werden damit doch sehr viele mit dieser Floskel.

Irgendwie muss man anfangen und wenn einige Personen sich mit der Floskel "Liebes Tagebuch" wohl fühlen, dann kann es so beibehalten werden. Das finde ich auch nicht lächerlich oder komisch. Ich muss zugeben, dass ich bei dieser Floskel auch eher an irgendeiner Hollywood-Romanze denken muss, bei der ein verliebter Teenager aus dem Tagebuch vorliest. Schlimm finde ich das aber nicht.

Außerdem geht es auch niemanden etwas an, was man so ins Tagebuch schreibt. Meistens wird ein Tagebuch auch nicht laut vorgelesen, weswegen man sich nicht für diese Floskel schämen braucht. Ich finde die Anrede ganz gut, um sich auf einen Text einzustimmen, nicht jeder kann einfach so spontan drauf los schreiben.