Ist es legitim, sich über Wochenenddienste aufzuregen?

vom 18.03.2017, 21:38 Uhr

Wir immer sind wir mit dem Lokalbus in unsere Landhaus gefahren. Als wir die Fahrkarte kauften, beschwerte sich der Busfahrer lautstark darüber, dass er wegen vier Leuten in der Gegend herumfahren müsste. Er würde die Wochenenddienste hassen, weil eh keine Leute unterwegs wären und er seine Wochenenden besser nutzen könnte.

Wie würdet Ihr reagieren, wenn sich ein Arbeitnehmer bei Euch laut über seinen Wochenenddienst beschwert? Ist dies für Euch legitim oder ein absolutes No-Go? Könntet Ihr dafür Verständnis aufbringen oder würde Euch diese Beschwerde über Wochenenddienste vollkommen kalt lassen? :scep:

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich kann absolut verstehen, dass es deprimierend ist, einen praktisch leeren Bus durch die Gegend zu fahren. Ich meine, da passen dutzende Menschen rein, das Teil schluckt Benzin ohne Ende und seine Zeit geht eben dabei drauf, ohne dass viele Menschen etwas davon hätten. Da fühlt man sich doch nicht produktiv, sondern verarscht.

Von daher kann ich sehr gut verstehen, dass er nicht die beste Laune hatte. Dass er persönlich für die Abschaffung des Wochenendfahrplans wäre. Dass er lieber bei seiner Familie wäre. Dass er die Stunden lieber unter der Woche arbeiten würde, anstatt am Wochenende, wenn seine Familie und Freunde frei haben.

Allerdings ist es nicht in Ordnung, das an den Fahrgästen auszulassen. Gut, man könnte es so sehen, dass sie indirekt was dafür können, dass der Fahrplan so erhalten bleibt, weil sie den Bus eben nutzen. Aber letztlich sitzen an den Hebeln doch ganz andere Leute, an die man die Beschwerde eher richten sollte.

Keine Ahnung, wie ich reagiert hätte. Schwanz eingezogen und ganz weit hinten hingesetzt, wahrscheinlich. Wie gesagt, ich kann ihn verstehen und es wird ihn auch nicht trösten, wenn man ihm sagt, dass man es ganz toll findet, am Wochenende mit dem Bus zu seinem Landhaus fahren zu können. Von daher würde ich ihn einfach schimpfen lassen, aber nichts dazu sagen. Ich glaube eh nicht, dass er eine Antwort erwartet hatte, sondern einfach nur Dampf ablassen musste.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde schon, dass es No Go ist vor anderen Menschen so zu meckern. Er müsste diese Route an dem Tag ja auch fahren, wenn keiner mitfahren würde.Er wurde für diesen Dienst eingeteilt und wenn ihm das nicht passt, muss er mit seinem Arbeitgeber sprechen, aber nicht mit seinen Fahrgästen, die ihm im Prinzip seinen Job finanzieren.

Ich würde in so einem Fall als Busfahrer Angst haben meinen Job zu verlieren, wenn ich immer wieder Fahrgäste beleidige, denn nichts anderes ist es ja. Dass man ärgerlich darüber ist Dienst zu haben, wenn nur so wenige Leute kommen ist nachvollziehbar, aber diese finanzieren sein Gehalt mit und deswegen sollte sie auch entsprechend behandelt werden.

Generell kann man sich über alles aufregen, aber vor Gästen sollte man dieses Verhalten sein lassen. Immerhin ist man ja immer noch auf deren Wohlwollen angewiesen. Wenn niemand mehr mitfährt, hat das Unternehmen ja kein Geld und kann sich keine Fahrer mehr leisten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



"Augen auf bei der Berufswahl", sage ich da nur. Man weiß doch von vorne herein, dass man in gewissen Jobs eben öfter mal am Wochenende arbeiten muss, wenn man das nicht will muss man sich eben einen anderen Job suchen. Das hätte ich dem Busfahrer sicher auch so gesagt, wenn er schon meint mich anpflaumen zu müssen.

Ich kann es schon verstehen, dass es keinen Spaß macht zu arbeiten wenn andere frei haben und wenn nicht viel los ist und die Arbeit so nicht besonders sinnvoll erscheint. Aber das geht doch ganz viele Leuten so. Als ich letztens Nachts getankt habe war ich weit und breit die einzige Kundin und der Mann an der Kasse hätte seine Zeit wahrscheinlich auch lieber woanders verbracht. Oder meine Freundin hatte an Silvester Nachts im Krankenhaus Dienst und der erste Notfall kam erst rein als sie gerade Dienstende hatte. Sie hätte natürlich auch lieber mit uns gefeiert.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Dass man als Busfahrer auch am Wochenende fahren muss und auch teils zu sehr frühen und späten Tageszeiten, muss jedem klar sein. Ich wäre eher froh, wenn nicht zu viele Leute im Bus wären, weil man dann nicht laufend anhalten muss, sondern auch durch etliche Haltestellen durchfahren kann. Außerdem fällt auch der ständige Verkauf von Busfahrscheinen flach, der auch nerven kann, wenn die Passagiere nicht wissen, bis wohin sie eigentlich fahren wollen.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Augen auf bei der Berufswahl ist ein netter Job, aber auch da gibt es gewaltige Unterschiede wie ich selbst festgestellt habe. Ich wusste in meinem Job als Rettungsassistentin, dass ich auch Nachts, am Wochenende und auch am Feiertag arbeiten musste. Aber warum hatte ich dann jeden Monat 3 Wochenenddienste komplett und andere nur eines oder auch gar keine über mehrere Monate?

Hat man dazu etwas gesagt, dann kamen fadenscheinige Ausreden, dass derjenige am Wochenende nicht kann (mich hat auch nie jemand gefragt ob ich "kann") oder es wurde auf den Zufall geschoben, Schichtverläufe usw. Prüfte man die Schichtverläufe nach, dann hatten diese Kollegen offiziell zwar Wochenenddienst wurden real aber nie eingeteilt und das ist unfair, darüber darf man sich auch aufregen.

Auch ist nichts daran, dass man sich vor den Kunden mal Luft darüber macht. Denn wie sollen diese ansonsten auf Missstände in den Unternehmen hingewiesen werden wenn nicht auf diese Weise? Denn nur so kann man auch die Kunden zum umdenken bewegen, dass sich dieser einer Sache anschließen und auch mit fordern wie zuletzt bei dem Mehrgehalt für Erzieher usw. Das ist nichts weiter als eine kleine Stufe des Streiks.

Und sind wir mal ehrlich, alleine aus wirtschaftlichen Gründen ist es Schwachsinnig jemanden eine Tour fahren zu lassen wenn dort kein Fahrgast fährt und man nur Sprit und Zeit verpulvert. Sicherlich bekommt man sein Gehalt, aber sein Gehalt bekommt man nicht von den Fahrgästen sondern vom Unternehmen. Das Unternehmen verdient Millionen im Monat durch die verkauften Tickets, da ist das Gehalt eines Busfahrers nichts. Ökologische Sicht muss man auch betrachten, da soll überall der Feinstaub reduziert werden, mehr für die Umwelt gemacht werden aber der Bus soll fahren falls dann doch mal eine Person fahren will von A nach B und somit der 5. Fahrgast im ganzen Jahr dann ist?

Hier sind es mehrere Dinge die auf einmal zusammen kommen die das ganze zum eskalieren gebracht haben. Verstehen kann ich den Busfahrer schon und Beleidigen ist es ebenfalls nicht, wenn er sich über diese Zustände beschwert und niemanden anspricht mit "dumme Sau". Seinen Job kann er damit aufs Spiel setzen aber wäre das so schlimm wenn er gekündigt wird wenn es doch solche Missstände gibt die ihn auf die Palme bringen? Es ist nicht so, dass Busfahrer nicht an jeder Ecke gesucht werden da der Nahverkehr ausgebaut wird bis zum erbrechen und das ein Mangelberuf ist. Somit würde es auch nicht lange dauern etwas neues zu finden was dann vielleicht nicht so ganz undurchdacht stattfindet.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich sehe diese Sache relativ zwiegespalten. Sicher verstehe ich es, dass der Busfahrer genervt ist, weil er am Wochenende unterwegs sein muss, aber doch sowieso kaum jemand mit dem Bus fährt und es sich daher auch kaum lohnt. Aber trotzdem ist das dann nichts, was vor den Kunden gesagt werden sollte. Sicher kann es sein, dass ein Kunde so reagiert, dass er das Busunternehmen anschreibt und auf das Problem hinweist.

Aber so richtig vorstellen kann ich es mir eigentlich nicht, weil der Kunde ja möchte, dass der Bus weiterhin regelmäßig fährt und das ist eben nicht der Fall, wenn der Dienst am Wochenende eingestellt wird, weil zu wenig Interesse daran besteht. Sicher ist es einem Busfahrer klar, dass er auch am Wochenende fahren muss, aber ich verstehe es eben auch, dass er dann auch das Gefühl haben möchte, dass es sinnvoll ist, was er da tut. Das ist es eben nicht so wirklich, wenn er einen fast leeren oder gar leeren Bus durch die Gegend fährt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich frage mich immer, so leid es mir ja tut, was einige Leute eigentlich glauben, was sie sich für einen Job angelacht haben? Das ist genau so mit den ganzen Streiks im öffentlichen Verkehr, bei Ärzten, die ja schon genug verdienen oder Piloten. Augen auf bei der Jobwahl und man wusste es. Das wäre genau so, als wenn ein Polizist sich wegen Überstunden beschwert, die sein halbes Leben ausmachen werden!

Ich kann das daher nicht verstehen oder nur sehr geringfügig. Natürlich nervt Wochenendarbeit und vor allem in ländlichen Regionen mit ein paar Männeken. Das verstehe ich, weil dem Herren natürlich auch eine gewisse Unterhaltung fehlen mag, die dann für Langeweile einsteht.

Doch ansonsten, hat er sich den Job ganz einfach auch selber ausgesucht und wusste, dass es nicht immer Unterhaltung gibt, doofe Schichten und wenige Leute, die gefahren werden wollen. So ist das Leben.

Ist im Pott bei Nachtdiensten oftmals auch nicht anders und das ist nun einmal Teil des Berufs. Mal haben Notarztpraxen was zu tun, mal nicht, mal dann volle Hütte usw. Jeder weiß im Vorfeld, was ein Beruf mit sich bringen kann, sodass ich das Meckern in diesem Sinne nur verdammt bedingt verstehen kann.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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