Sollte der Numerus Clausus abgeschafft werden?

vom 05.05.2017, 20:38 Uhr

Aktuell absolviert ein enger Freund von mir das letzte Jahr der Oberstufe in einem Gymnasium. Dementsprechendem Druck ist er ausgesetzt und er versucht nochmal jeden Punkt heraus zu kitzeln, damit er die größten Chancen hat, um später einen guten Beruf ausüben zu können oder entsprechend eine Ausbildung beziehungsweise ein Studium anfangen zu können.

Leider wird die Auswahl nicht allzu groß sein, da mein Freund bedauerlicherweise nur ein sehr schlechtes Abitur vorweisen wird.Dementsprechend werden bereits etliche Studienfächer für ihn nicht belegbar sein. Die verlangte Durchschnittsnote ist einfach zu hoch für ihn. Die Konkurrenz weist bessere Noten auf, sodass diese eher genommen werden, da eben nur das Abitur und nicht das Engagement zählt. Dies führt dazu, dass mein Freund lediglich eine Ausbildung machen kann oder eben ein für ihn nicht interessantes Studienfach belegen muss.

Es stellt sich die Frage, inwieweit der Numerus Clausus innerhalb einer Universität gerecht ist und ob er nicht ein Anachronismus in unserer heutigen Zeit darstellt. Meiner Ansicht nach müsste zumindest eine Reform stattfinden, damit es weiterhin fair bleibt.

Der erste Kritikpunkt wäre beispielsweise das unzureichend gerechte Abitur. Es ist offenkundig, dass in den Bundesländern gänzlich andere Ansprüche an die Abiturienten gelegt werden. Bayern wird zum Beispiel sehr oft als ein Bundesland beschrieben, welches sehr hohe Ansprüche an Abiturienten hat. Im Gegensatz dazu steht Berlin. Dort ist es mutmaßlich einfacher an sein Abitur zu kommen. Folglich stellt die Auswahl nach einer Durchschnittsnote keinen fairen Maßstab dar.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Berücksichtigung von Engagement seitens der zukünftigen Studenten. Meiner Meinung nach dürfte nicht nur die Abiturnote berücksichtigt werden. Wenn ein Bewerber sich viel engagiert hat, müsste man ihn entsprechend bevorzugen, denn Engagement ist ein Gut, welches heutzutage viel zu wenig honoriert wird.

Ebenfalls kritisch sollte man die Anzahl der freien Studienplätze betrachte. In vielen Fachbereichen hat Deutschland einen Mangel, sodass wir immer öfter auf Arbeiter aus dem Ausland angewiesen sind. Dies liegt jedoch nicht daran, dass sich hier im Land keiner für diese Berufe interessiert, sondern daran, dass es nicht genug Studienplätze für diese Fachgebiete gibt. Deshalb sollte man die Universitäten ausbauen, um somit mehr Plätze zu generieren, was als Resultat auch den NC entspannen würde.

Haltet ihr die Auswahl allein durch die Abiturnote für gerechtfertigt? Oder sollte man eher auf andere Aspekte mehr Wert legen?

» Dansun » Beiträge: 23 » Talkpoints: 20,42 »



Also ich finde schon, dass man für manche Berufe nur die Elite zu Rate ziehen sollte. Bei einem Arzt muss ich mir beispielsweise wirklich sicher sein, dass er sich in der Materie auskennt. Immerhin geht es da um Leben und Tod. Außerdem finde ich, dass in der heutigen Gesellschaft immer mehr Toleranz ausgeübt wird.

Dies beginnt schon in der Grundschule, wo das Niveau sehr herunter geschraubt wird und bei uns die Schüler schon drei Jahre Zeit haben, um den Stoff zu schaffen, den man eigentlich in zwei Jahren schaffen sollte. Dies kommt wahrscheinlich auch vom hohen Migrantenanteil.

Es ist aber so, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben und ich finde ebenso, dass wir von den unterschiedlichen Talenten profitieren. Es ist ja nicht so, dass es uns dadurch nur schlecht geht. Es gibt wirklich Vorteile, wenn man geschultes Fachpersonal hat.

Und wenn man sich beim Studieren schwer tut, dann wäre man wahrscheinlich besser dran, wenn man eine Lehre absolvieren würde. Auch solche Berufe sind sehr wertvoll. Allem Voran kann man in Lehrberufen noch viel mehr neben der Arbeit machen und sich so zusätzliches Geld verdienen.

Ich finde nicht, dass der Numerus Clausus abgeschafft werden sollte, obwohl ich selber auch schon einmal darunter gelitten hatte, da ich Ärztin werden wollte. Aber ein gewisser Standard müssen auch für mich manche Berufe einfach vorweisen können, damit ich Vertrauen in die Fähigkeiten setzen kann.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde all deine Gegenargumente ja ganz richtig. Aber sie sprechen nur dafür in diesen Bereichen Reformen durchzuführen. Nicht aber dafür, auf den Numerus Clausus zu verzichten.

Also die Ansprüche an die Abiturienten sollten vereinheitlicht werden. Die Unterschiede stehen im krassen Gegensatz zur gleichen Gewichtung. Leider ist das Ländersache. Aber vielleicht sollte man das umrechnen. Also wenn ein Abiturient in Berlin 15 Punkte erreicht ist das genauso viel wert wie ein 12-Punkte-Abitur in Bayern.

Das Engagement zu bewerten wird in vielen Fällen schwierig sein. Es ist einfach sehr individuell. Aber Praktika, ehrenamtliche Tätigkeiten oder andere Erfahrungen in dem Bereich des gewünschten Studiums könnten schon mit einbezogen werden.

Aber den Numerus Clausus abschaffen? Dann könnte auch jemand, der das Abitur mit Ach und Krach geschafft hat, aber seit Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr in der Sanitätsgruppe war, Medizin studieren? Das Engagement ist ja bewundernswert, das Interesse am medizinischen Beruf offensichtlich gegeben. Aber ein Medizinstudium ist halt extrem schwierig. Wenn er sich schon in der Schule nicht hinsetzen und lernen konnte, wie soll er dann das Studium schaffen?

Ein Studium ist halt sehr theoretisch und besteht aus viel Lernen. Die Vorstufe davon ist das Gymnasium und die Abiturnote beweist, wie sehr man sich dafür eignet, lange viel zu lernen oder Wissen aufzusaugen. Das kann durch nichts ersetzt werden und daher ist der Numerus Clausus bei vielen Fächern einfach ein Muss.

Außerdem ist es ja schon so, dass externe Faktoren die Abiturnote verbessern können. Aber halt nicht gleich nach dem Abitur. Aber eine Sanitäterausbildung während der Wartezeit auf ein Medizinstudium verbessert die Chancen. Und damit wird doch Engagement belohnt. Nur halt nicht 1:1 zur Note.

Zudem wird doch in manchen Bereichen auch schon zu Bewerbungsgesprächen und Eignungstest geladen. Da kann auch viel individueller herausgefunden werden, ob sich der Kandidat für ein Studium eignet. Manche verderben sich ja ihren Abiturschnitt mit der Deutschnote, was bei einem Studium der Mathematik nicht so wichtig ist. Aber das alles bedeutet leider auch einen viel größeren Aufwand.

Nach meiner eigenen Erfahrung muss ich aber auch sagen, dass die Note schon sehr viel aussagt. Ich war nie eine besonders gute Schülerin. Es wäre besser gewesen, wenn ich nicht studiert hätte. Aus welchem Grund hätte aus mir eine gute Studentin werden sollen, die sich plötzlich voll reinhängt? Da wäre eine Ausbildung sinnvoller gewesen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Die Abschaffung des NC wäre wohl tatsächlich eine äußerst drastische Maßnahme, die man nur im Notfall anwenden sollte. Reformen sollten wohl tatsächlich ausreichen, damit man die angesprochenen Probleme unter Kontrolle bringen könnte.

Ich habe nun bei den beiden Antworten auf dieses Thema herausgelesen, dass das Abitur ein wichtiges Kriterium ist, da man damit feststellen kann, inwieweit jemand für ein Beruf geeignet ist, der eben entsprechende Verantwortung mit sich bringt. Dieses Argument ist allerdings kaum haltbar.

Zunächst einmal ist z.B. der Arzt Beruf sicherlich eine Tätigkeit, die Menschen mit besonderen Fähigkeiten benötigt. Ich bestätige, dass man bei solchen Berufen die Elite heranziehen sollte. Allerdings wurde deshalb keineswegs der NC eingeführt. Der NC entstand einfach deshalb, weil sich zu viele Leute auf ein Studienfach beworben haben. Dementsprechend musste man selektieren. Das bedeutet, dass jeder Arzt werden können, wenn wir nur genug Plätze zu vergeben hätten. Der NC sorgt also keineswegs dafür, dass nur qualifizierte Bewerber angenommen werden, sondern er selektiert nur. Was ist wenn man bald aufgrund des Ärztemangels tausende neuer Studienplätze schafft? Vertraut ihr dann nicht mehr eurem Arzt?

Des Weiteren ist das Abitur bzw. die Durchschnittsnote keineswegs ein Beleg dafür, dass man zur Elite gehört. Wie schon angeführt, weichen die Durchschnittsnoten aufgrund der verschiedenen Bildungsstandards in den Ländern drastisch von einander ab. Im Übrigen weist die Fähigkeit stupides Auswendiglernen keinesfalls Intelligenz nach. Diese Fähigkeit belegt nur, dass man sich in kurzer Zeit sehr viele Fakten einprägen kann. Mehr bedeutet ein gutes Abitur nicht. Natürlich brauch man für eine 1,0 im Abi auch entsprechenden IQ, allerdings reicht für eine 1,x bereits einfache Disziplin.

Ein weiterer Punkt, weshalb ein NC immer fraglicher wird, ist die Tatsache, dass schlechte Schüler nicht unbedingt auch schlechte Studenten sind. Wenn man sich für gewisse Fächer nicht interessiert, dann ist es nun mal so. Dies bedeutet nicht, dass man im Lieblingsfach nicht besser abschneiden würde. Ich denke so entgehen der Gesellschaft viele Talente, da man gnadenlos aussortiert.

» Dansun » Beiträge: 23 » Talkpoints: 20,42 »



Das bedeutet, dass jeder Arzt werden können, wenn wir nur genug Plätze zu vergeben hätten. Der NC sorgt also keineswegs dafür, dass nur qualifizierte Bewerber angenommen werden, sondern er selektiert nur. Was ist wenn man bald aufgrund des Ärztemangels tausende neuer Studienplätze schafft? Vertraut ihr dann nicht mehr eurem Arzt?

Nein, es bedeutet nur, dass jeder ein Medizinstudium beginnen könnte, wenn wir genug Plätze zu vergeben hätten. Aber die allermeisten davon würden den Anforderungen nicht gewachsen sein und müssten wieder aufhören. Um den Ärztemangel auf diese Weise zu beheben, müssten auch die Studienanforderungen heruntergeschraubt werden und ja, dann würde ich einem Arzt weniger vertrauen. Der NC ist nur die erste Selektionsmaßnahme, die viel Geld spart. Weitere folgen dann jeden Tag während des Studiums.

Im Übrigen weist die Fähigkeit stupides Auswendiglernen keinesfalls Intelligenz nach. Diese Fähigkeit belegt nur, dass man sich in kurzer Zeit sehr viele Fakten einprägen kann. Mehr bedeutet ein gutes Abitur nicht. Natürlich brauch man für eine 1,0 im Abi auch entsprechenden IQ, allerdings reicht für eine 1,x bereits einfache Disziplin.

Stupides Auswendiglernen gehört aber zum Studium dazu. Die Fähigkeit dazu sollte nicht fehlen oder sollte durch enorme Intelligenz ausgeglichen werden können. Und wenn für 1,x bereits einfache Disziplin ausreicht, sollte doch wenigstens die bewiesen worden sein. Warum sollte ein Bewerber für ein hartes Studium zugelassen werden, der nicht mal diszipliniert ist? Wenn er wirklich nur diszipliniert und nicht intelligent genug ist, wird er das Studium nicht schaffen. Aber eins von beidem sollte schon vorhanden sein.

Wenn man sich für gewisse Fächer nicht interessiert, dann ist es nun mal so. Dies bedeutet nicht, dass man im Lieblingsfach nicht besser abschneiden würde. Ich denke so entgehen der Gesellschaft viele Talente, da man gnadenlos aussortiert.

Das stimmt schon. Aber zum einen glaube ich nicht, dass das auf wirklich viele Menschen zutrifft. Wenn man Talent für ein Fach hat, dann bekommt man auch die anderen zufriedenstellend hin. Und jeder hat Lieblingsfächer, aber auch im Studium gibt es Dinge, die einen weniger interessieren. Es ist nicht sehr intelligent, da schlechte Noten zu akzeptieren, obwohl man weiß, dass es auf das Gesamtpaket ankommt.

Es wäre doch auch nicht sinnvoll, Menschen mit mathematischer Begabung überhaupt keinen Deutsch- oder Erdkundeunterricht zukommen zu lassen. Die Schulbildung ist für die Allgemeinbildung da und letztlich braucht man die in jedem Beruf. Ein Arzt, der am Krankenbett fragen muss, auf welchem Kontinent das Heimatland seines Patienten liegt, ist doch auch irgendwie verkehrt.

Ich verstehe schon, dass es schwierig ist, Menschen nach Noten einzuteilen. Aber als wir zur Schule gingen, wussten wir alle, dass es so läuft. Wenn man etwas Besonderes studieren wollte, durfte man keinen Kurs links liegen lassen. Und es bleibt die objektivste Entscheidungsmöglichkeit.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke nicht, dass der NC komplett abgeschafft werden sollte. Ich bin aber dafür, dass man die Zulassungsverfahren entsprechend modernisieren sollte, aber eher abhängig vom Fach. So würde ich es zum Beispiel gut finden, wenn man gerade bei medizinischen Studiengängen auch andere Kompetenzen abfragen würde und nicht nur den NC bei der Zulassung beachten sollte. Es gibt ja auch Mediziner-Tests, wie sie (ich glaube) in Österreich üblich sind um die Eignung eines Bewerbers festzustellen. Je nach Studienfach ist das möglicherweise auch übertragbar.

Ansonsten kann ich da nur aus eigener Erfahrung und Beobachtung berichten. Ich weiß von einer Universität in NRW, wo das Zulassungsverfahren eher ungewöhnlich ist. Diese ist seit fast 10 Jahren (meines Wissens nach) gängige Praxis und ist immer noch nicht geändert worden. Etwa 20 Prozent aller Studienplätze gehen da an die Abitur-Bestnoten, 20 Prozent der Studienplätze werden an die Menschen mit Wartesemestern vergeben und die restlichen Plätze werden über das Losverfahren zugeteilt. Ich spreche hier wohlbemerkt von NC-Fächern aber ohne Medizin oder Jura.

Auf diese Weise hatte jeder eine Chance, einen Platz zu bekommen, wobei aber nicht bekannt war, wie genau das Losverfahren funktioniert oder durchgezogen wird. Dadurch hatten aber dennoch viele Bewerber eine Chance, die etwas schlechter waren als der geforderte NC. Andere Unis sind da natürlich viel härter und konsequenter. Im Master ist das ja unter Umständen noch einmal etwas anderes, aber ich würde es begrüßen, wenn man gerade bei Bachelor-Studiengängen jedem eine derartige Chance einräumt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Die 20-20-60 Regel zur Auswahl ist doch mittlerweile Standard. Die Frage ist eben nur, wie die jeweilige Universität bei den 60 Prozent die Auswahl trifft. Das steht den Hochschulen nämlich frei. Die Universitäten Düsseldorf oder Köln gehen eben bei Medizin weiterhin nur nach Abiturnote. Aber die Universität Bochum beispielsweise kombiniert die Abiturnote mit dem Ergebnis des fachspezifischen Tests für Mediziner. Gewichtet wird 51 % Abiturnote und 49 % Testergebnis.

Damit kann man seine Chancen nun wirklich verbessern. Für alle anderen Studiengänge, auch Jura geht es nach Abiturnote, für das Fach relevante Einzelnoten, fachspezifische Testverfahren und ein Auswahlgespräch. Wer demnächst studieren möchte und immer noch nicht verstanden hat, dass er die Universität vernünftig und seinen Stärken und Schwächen auswählen muss, der sollte besser eine Lehre machen. Was tut so jemand als Arzt in einer Notsituation?

Außerdem sollte man nicht vergessen, dass man insbesondere in Medizin und Jura unter hohem Zeitdruck Unmengen auswendig lernen muss und das Wissen dann punktgenau erbrechen muss. Das Hammerexamen heißt nicht ohne Grund in Studentenkreisen so und angehende Juristen schwitzen nicht aus Spaß an der Freude ewig im Repetitorium. Lernen muss man schon können. Das sind Studiengänge für den Hintern und nicht für den Kopf. Wer das wirklich machen möchte, der entdeckt nicht erst nach dem Abitur das Lernen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Die 20-20-60 Regel zur Auswahl ist doch mittlerweile Standard.

Sprichst du nur von Medizin oder auch von anderen Fächern? Auf welche Unis beziehst du dich konkret? Denn meiner Ansicht nach gibt es Unterschiede zwischen dem, was offiziell auf Papier steht und der tatsächlichen Praxis.

Meine Universität hatte zum Beispiel offiziell auch die 20-20-60 Regelung, allerdings nur offiziell. Die Realität sah da ganz anders aus, besonders an unserer Fakultät und das obwohl diese Regelung für alle NC-Fächer gelten sollte. Bei uns an der Fakultät war das aber so, dass wirklich knallhart nach Abiturnote sortiert wurde und die Berufserfahrung, die Wartesemester und alles andere überhaupt keine Rolle gespielt haben. Das war sowohl beim Bachelor, als auch beim Master der Fall und kurioserweise wurde bei uns auch ein Master angeboten, der gezielt an Berufserfahrene gerichtet war. In der Realität sah das aber anders aus.

Da ich das Vergnügen hatte, als Werkstudentin an meiner Fakultät zu arbeiten, habe ich eben auch mitbekommen, dass seit Jahren knallhart nach Abiturnote selektiert worden ist und alles andere gar keine Rolle gespielt hat. So viel zum Thema die 20-20-60-Regel sei "Standard". Offiziell vielleicht, aber das ist nicht selbstverständlich. Es gibt zu wenig Kontrollen und nur Insider können beurteilen, ob das überhaupt so läuft wie angegeben, als außenstehender Bewerber hat man da gar keine Chance.

Das ist genauso wie mit der Kapazitätsberechnung der Hochschulen. Eigentlich sollen diese auch jedes Jahr die Studienplätze berechnen laut Hochschulpakt. In der Realität werden die Plätze aber willkürlich festgelegt und die Kapazitäten nicht vollkommen ausgeschöpft. Das kommt dann nur heraus, wenn ein Student mal die Dreistigkeit besitzt, eine Kapazitätsklage einzureichen und die Kapazitäten neu berechnet werden müssen. Kontrollen gibt es auch hier viel zu wenig. Also Papier und Realität klaffen leider viel zu oft weit auseinander.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen, alles, was du anführst, steht doch schon in der Antwort. Für alle Bereiche, die eine Zulassungsbeschränkung haben, gibt es die Regel. Aber jede Universität darf das Auswahlverfahren der 60 Prozent selbst fest. Und man muss nun eben kein Insider sein, wenn man das wissen möchte.

Denn dass beispielsweise die Universitäten Düsseldorf und Köln ihre 60 Prozent nach der Abiturnote wählen, sprich dass dort 80 Prozent der Plätze nach Note und 20 Prozent nach Wartezeit vergeben werden, das wird ganz transparent mitgeteilt. Genauso wie Bochum weitere Auswahlkriterien und ein eigenes Auswahlverfahren für Medizin hat.

Genauso sollte ein Bewerber für Medizin wissen, dass Bochum eben Abiturnote und Medizinertest wertet, während die Universität Duisburg Essen auf Note und Auswahlgespräche setzt und dabei sechs Themengebiete abfragt. In München dagegen kann man für Medizin seine Abiturnote durch eine Ausbildung oder den Medizinertest verbessern. Eine Ausbildung verbessert die Note 0,3, mit einem sehr guten Test verbessert man seinen Schnitt um 0,8.

Das sollte nun jeder angehende Studierende, der ein Fach mit NC studieren möchte, wissen und seine Bewerbung dahingehend ausrichten. Es ist von einem Abiturienten wohl kaum zu viel verlangt, zumal die Kriterien von den Universitäten offen gelegt werden müssen.

Nehmen wir an, ich möchte Medizin studieren und meine Abiturnote ist 2,3. Dann wäre ich dämlich, wenn ich Duisburg Essen als erste Wahl angebe, weil die Einladung zum Auswahlgespräch nach Note erfolgt. Besser wäre Bochum, wo der Medizinertest fast so viel wert ist wie die Abiturnote oder München, wo ich meine Note auf 1,5 anheben könnte. So viel Intelligenz kann man wohl von angehenden Studierenden erwarten.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


nordseekrabbe hat geschrieben:Also ich finde schon, dass man für manche Berufe nur die Elite zu Rate ziehen sollte. Bei einem Arzt muss ich mir beispielsweise wirklich sicher sein, dass er sich in der Materie auskennt. Immerhin geht es da um Leben und Tod. Außerdem finde ich, dass in der heutigen Gesellschaft immer mehr Toleranz ausgeübt wird.

Ach wirklich muss er das? Für mich ließt sich das hier, dass du erwartest das jemand schon diese ganzen Kenntnisse mitbringen muss bevor er anfängt mit dem Studium. Ist nicht so und auch jemand der vorher kein Experte war, kann hinterher ein guter Arzt werden. Nur schmeckt das Studium nicht jedem, da es viel auswendig lernen ist gerade in den ersten Semestern in kurzer Zeit und daher schaffen es auch viele nicht, da sie sich das "leichter" und anders vorgestellt haben als den trockenen Stoff schlucken zu müssen und hinterher zu kotzen auf Knopfdruck. Jura sieht nicht anders aus, aber deswegen ist noch lange nicht jeder ein super Rechtsanwalt der das geschafft hat, ebenso wenig wie ein guter Arzt. Dazu gehört mehr und das lernt man erst hinterher und nicht im Studium.

Ich finde nicht, dass der NC abgeschafft werden sollte sondern schön weiter beibehalten. Wer ein Berufsziel hat, der muss ich dann halt mal anstrengen und ansonsten gibt es noch Zulassungstests, Tests zur Verbesserung oder man legt die Wartesemester ein wenn man eben auf der Kippe steht. Die Zulassungen sind jedem vorher bekannt und ich kann erwarten, dass jemand der studieren gehen möchte sich auch im Vorfeld darüber informiert was er braucht um seine gewünschte Richtung studieren zu können und darauf hinarbeitet. Druck hin oder her, wenn es für einen selbst zu viel ist und zu groß mit dem Druck, dann muss man sich etwas anderes suchen und nicht krampfhaft daran festhalten.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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