Ausbildung im gleichen Bereich nach bestandenem Studium

vom 12.02.2015, 00:51 Uhr

Ich studiere Betriebswirtschaft nun hat mir letztens eine Kommilitonin erzählt, dass sie große Angst hat, nach dem Studium nichts zu finden und sich deswegen einen Ausbildungsplatz gesucht hat. Fertig wird sie im März und den Ausbildungsplatz hat sie seit Oktober und fängt dort dann im März an. Sie studiert auch Betriebswirtschaft und hat den Schwerpunkt Steuern und hat sich eine Ausbildung als Steuerfachangestellte gesucht.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich sehr viel von betrieblichen Ausbildungen halte und im Nachhinein auch überzeugt davon bin, dass für mich eine betriebliche Ausbildung das bessere gewesen wäre. Und halte auch viel davon, wenn man vor dem Studium eine Ausbildung macht. Aber der Sinn nach einem Studium eine Ausbildung zu machen, erschließt sich mir nicht ganz.

Natürlich verstehe ich die Angst nichts zu finden, aber es erst gar nicht zu versuchen finde ich schon etwas seltsam. Ich denke eine Ausbildung kann intelligent sein nach dem Studium wenn man in seinem Bereich einfach nichts findet, aber ich frage mich schon, ob sie dann mit der Ausbildung als Steuerfachangestellte dann wirklich mehr Chance auf dem Arbeitsmarkt hat.

Mich würde einmal interessieren, wie andere das so sehen. Würdet ihr nach einem erfolgreichen Abschluss auch eine Ausbildung dran hängen, oder seht ihr nicht viel Sinn darin. Würdet ihr nicht erst so versuchen etwas zu finden? Denkt ihr es erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und die Karriere Chancen, wenn man nach dem Studium eine Ausbildung im gleichen Bereich macht?

» llohv » Beiträge: 250 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge



So etwas habe ich noch nicht gehört, wenn ich ehrlich bin. Mir ist bekannt, dass manche Menschen eine Ausbildung machen in einem Bereich und im Prinzip dann ein Studium mit demselben Inhalt dranhängen zur Vertiefung quasi. Dass es auch Menschen gibt, die das genau umgekehrt machen, habe ich vorher noch nie gehört und war mir so auch nicht bewusst.

Ich finde es ein wenig übertrieben, direkt eine Ausbildung dranzuhängen, weil man panische Angst vor der Arbeitslosigkeit hat und noch nicht einmal versucht hat, Arbeit zu finden. Ich finde das ehrlich gesagt nicht mehr normal und kann das Verhalten nicht wirklich nachvollziehen. Ich meine, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich habe auch schon von Absolventen gehört, die durchschnittlich ein ganzes Jahr nach dem Abschluss auf Jobsuche waren und erst danach etwas gefunden haben.

Natürlich trifft das nicht auf jeden Studiengang zu, das ist mir klar und ich auch habe so meine Sorgen, ob ich schnell nach dem Abschluss einen Job finden werde. Aber um dem vorzubeugen, vernetze ich mich wie eine Verrückte und knüpfe Kontakte zu potentiellen Arbeitskollegen und Chefs, in der Hoffnung, dass es dann sehr schnell mit dem Job nach dem Abschluss klappen wird. Aber es gar nicht erst zu versuchen und dann direkt auf eine Ausbildung zu setzen empfinde ich es befremdlich und falsch.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Für mich persönlich würde das nie in Frage kommen. Ich studiere ja nicht umsonst fünf Jahre lang, um danach eine Ausbildung in dem Bereich anzufangen, die noch einmal drei Jahre lang geht. Ich hätte in dem Fall ja fünf Jahre lang umsonst studiert, was für mich nicht in Frage kommen würde. Ich studiere ja nicht, weil ich keine Ausbildung bekommen habe oder weil ich nichts mit meinem Leben anzufangen weiß, sondern weil ich eine Richtung einschlagen möchte, für die ein Studium notwendig ist.

Dass man Angst hat, nach dem Studium nicht direkt eine Arbeit zu finden, kann ich ja nachvollziehen. Allerdings sollte man es doch wenigstens versuchen und nicht direkt den Schwanz einziehen und sich eine Ausbildung suchen. Man studiert doch auch mit der Aussicht, sich danach einen Job in dem Bereich zu suchen, so dass ich es nicht verstehen kann, wie man sich quasi kampflos mit einer Ausbildung zufrieden gibt, wenn man doch so viel mehr erreichen könnte, wenn man sich nur bemühen würde.

Deine Kommilitonin könnte ja noch immer dann eine Ausbildung anfangen, wenn sie merken würde, dass sie einfach keine Arbeit findet. Allerdings hat sie ja scheinbar keine Bewerbung für eine normale Arbeit geschrieben, da sie ohnehin der Meinung ist, dass es nicht klappen wird. Ich kann so eine Einstellung wirklich nicht nachvollziehen und finde das einfach nur merkwürdig. Man bemüht sich ja nicht einmal, so dass das Studium in dem Fall wirklich nicht notwendig gewesen ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe es für das Studium umgekehrt gemacht. Bei meinem ersten Studium habe ich zuerst eine Ausbildung absolviert. Das hat sich gelohnt. Umgekehrt hätte ich nun gar keinen Sinn darin gesehen. Ebenso wenig hätte ich nach meinem zweiten Studium niemals eine Ausbildung als Steuerfachangestellte drangehängt.

Den den Job sollte man nach einem entsprechendem Studium doch eigentlich beherrschen. Damit zieht man seinen Abschluss doch total runter. Anders sieht es aus, wenn man etwas komplett anderes machen möchte, aber das Studium durchgezogen hat.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich würde niemanden einstellen, der sich nach einem Studium nicht traut, in seinem Bereich zu arbeiten. Auch nicht, wenn derjenige sich nur für eine Ausbildung bewerben würde. Das niedrige Selbstvertrauen, das ich in der Person vermuten würde, würde sich schließlich auch dort widerspiegeln und ich könnte mir kaum vorstellen, dass derjenige eine ordentliche Leistung abliefert.

Bei einem Anfängerjob wird man normalerweise nicht sofort anspruchsvolle Tätigkeiten übernehmen, sondern langsam eingearbeitet. Vermutlich wird sich der Job am Anfang nicht sehr von dem einer Steuerfachangestellte unterscheiden. Und dann kann man immer noch schauen, wie man sich in dem Bereich zurecht findet.

Alternativ kann man auch einen Job in einem Großunternehmen suchen. Dort werden immer wieder studierte Betriebswirte als Sachbearbeiter eingestellt. Solche Jobs liegen dann kaum über dem Niveau einer Ausbildung und man wird in der Regel so intensiv und strukturiert eingearbeitet, dass man als Absolvent auch keine weitere Ausbildung benötigt.

Und wenn der Job nicht passt, hat man in einem Großunternehmen alle Möglichkeiten, über einen internen Wechsel einen besseren Job zu finden. Die Bezahlung als Sachbearbeiter in einem Konzern ist oftmals auch besser als bei einem anspruchsvollen Job in einem Kleinbetrieb.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 14.03.2016, 18:25, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Sagen wir es mal so, ich habe auch meine Prüfung zum Rettungsassistenten bestanden und wollte hinterher nicht in dieser Funktion arbeiten. Grund war ganz einfach der, dass die Mindeststunden auf dem Rettungswagen nicht eingehalten worden sind und ich auf dem Krankentransportwagen verscheuert wurde und hinterher nur auf dem geduldigen Papier die RTW Stunden bescheinigt wurden die nie stattfanden. Somit sollte ich über das Überleben von Menschen entscheiden, ohne es zu wissen und jemals praktisch genau zur Anwendung gebracht zu haben und das war mir zu Riskant und entsprechend habe ich erst noch einige Zeit hinterher als Rettungssanitäter gearbeitet, sprich es war zwangsläufig noch jemand da der die Verantwortung tragen musste. Danach war es dann kein Ding mehr und ich habe selbst die Verantwortung mit den Stellen getragen.

Auch damit wurde ich eingestellt und ich bin damit auch offen umgegangen wenn ich mich auf eine Stelle als Rettungssanitäter beworben hatte, mit einer höheren Qualifikation. Ich wurde eingestellt und mit Handkuss genommen, zum einen weil ich damit billiger war und zum anderen aber auch Verantwortung gezeigt habe, indem ich nicht darauf fixiert war nur entsprechend meiner Qualifikation arbeiten zu müssen aus Prestige und nichts weiter lernen möchte. Soweit muss man sich das erst einmal eingestehen und auch deutlich machen können, dass man erst etwas Praxis braucht, sicherer werden möchte, Erfahrung sammeln und dann durchaus bereit ist das zu Tragen. Das ist eine Schwäche die man zugibt und damit zu seiner Stärke machen kann, man muss sich nur richtig verkaufen können.

Mit einem Studium ist es nicht anders. Mal ehrlich, welcher Studierte lernt schon in seinem Studium was hinterher seine genauen Aufgaben sind? Die wenigsten und ich kann schon verstehen, dass manche dann eine Scheu haben und Berührungsängste das Wissen der Theorie hinterher in die Praxis umzusetzen, einfach weil es zu 70% komplett anders läuft wie es das Fachbuch von sich gegeben hat. Darauf muss man sich auch erst einmal einlassen können und mit einer Ausbildung umgeht man das indirekt, da man dort auch praktisch eingearbeitet wird und kann hinterher dennoch sein gelerntes Wissen aus dem Studium mit zur Anwendung bringen und einbringen. Damit kann man dann auch im Vorteil sein, da man mehrere unterschiedliche Bereiche kennenlernt und nicht nur die "Fachidioten".

Mir sind ehrlich gesagt studierte lieber, die vorher eine Ausbildung durchlaufen haben und somit praktische Erfahrungen haben als jemand der nur Bücher verschlungen hat und hinterher alles praktisch so machen möchte, wie es sein Buch sagt auch wenn das in vielen Fällen gar nicht so geht. Diese Menschen lassen sich dann davon aber auch nicht überzeugen und abbringen und wissen praktisch nichts, aber wissen vieles Besser weil man studiert hätte. Somit ist das in meinen Augen kein falscher Gang, aber finde auch erst einmal einen Arbeitgeber der nach einem abgeschlossenen Studium noch jemand eine Ausbildungsstelle gibt, denn auch das ist eher selten.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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