Zu krankem Tier stärkere Verbindung haben?
Eine Bekannte von mir hat zwei Hunde, beide sind als Welpe zu ihr gekommen. Die Hunde sind inzwischen schon acht Jahre alt, allerdings hat sich der eine Hunde vor einiger Zeit im Wald böse verletzt und musste in die Tierklinik. Dort war er dann auch über zwei Wochen hinweg und als er dann nach Hause kam, musste er auch noch eine Weile gepflegt werden und durfte nicht sofort durchstarten. Dadurch hat meine Bekannte offenbar eine besondere Bindung zu dem Tier aufgebaut.
Inzwischen habe ich das Gefühl, dass sie dem einen Hund etwas mehr Zuwendung zukommen lässt, als dem anderen. Das kranke Tier wird von ihr häufiger gestreichelt und geschmust und sie achtet immer darauf, dass es ab und an ein Leckerli bekommt. Der eine Hund muss etwas abspecken und ist daher etwas auf Diät und der ehemals kranke Hund hat quasi die gleiche Figur, muss aber nicht abspecken.
Denkt ihr das Tierhalter während der Krankheit und Pflege eines Tieres eine besondere Bindung zu diesem Tier aufbauen, so dass am Ende eine stärkere Verbundenheit besteht, als zu anderen Tieren? Ist euch das auch schon mal passiert?
Das ist mir noch nicht passiert. Aber das ist eine ganz natürliche Reaktion, wie sie bei Menschen fast immer vorkommt.
Wenn ein Baby krank auf die Welt kommt und auch wenn es größer wird und nicht gesund werden kann, wird es immer mehr Streicheleinheiten bekommen als die anderen, noch vorhandenen Kinder. Die Eltern haben das Gefühl, dass es mehr Zuwendung braucht, weil es krank ist und die anderen gesund sind. Vielleicht wollen sie dadurch einen Ausgleich schaffen.
Die anderen Kinder fühlen sich dann oft vernachlässigt, während das kranke Kind - falls es dazu gesundheitlich fähig ist - die Situation auch mal ausnutzt.
Es ist natürlich nicht richtig, wenn beide Hunde gleich mollig sind und nur der gesunde abspecken muss. Nun weiß ich ja nicht, was der kranke Hund hat und ob er nicht wieder gesund wird. Falls er krank bleibt und noch abspecken soll, würde ihn das vielleicht zu viel belasten. Das kann man nur entscheiden, wenn man den genauen Sachverhalt kennt.
Ich würde schon behaupten, dass viele Menschen dazu neigen, zu einem ehemals oder noch aktuell kranken Tier ein besonders inniges Verhältnis aufzubauen. Obwohl ich alle meine Tiere sehr liebe, waren es immer zwei, die einen irgendwie besonderen Status hatten.
Der eine war mein kleiner Könich, eine Bartagame, die von klein auf immer schwach und kränklich war. Als ich ihn damals von der Vorbesitzerin holte, war er schon der Kleinste in der Gruppe. Das blieb er dann auch lange, weil er einfach kaum fraß, ohne dass irgendeine Erkrankung gefunden wurde. Ich habe ihn dann in ein Einzelterrarium gesetzt und zwangsgefüttert. Ein gutes halbes Jahr lang. Dann war ich bereit aufzugeben und wir machten einen Termin zum Einschläfern. Nun, einen letzten Versuch wollte ich dann aber noch wagen und hielt ihm eine Grille vor die Nase - und er fraß!
Ich habe in dem halben Jahr mehrmals täglich mit der Spritze in der Hand und dem Kleinen im Arm dort gesessen und ihn gefüttert. Ich hatte täglich Angst, dass er aufgibt. Jeder Gedanke beim Aufstehen oder Heimkommen galt ihm. Da wurde einfach unheimlich viel Zeit, Geduld, Liebe und Sorge investiert und darüber war dieser Kleine auch bis zum Ende seines Lebens. Leider ist er im Februar dieses Jahres verstorben.
Die zweite im Bunde ist meine Katze. Ich habe mich im Tierheim damals für diese Seniorin entschieden und schon kurze Zeit später mussten wir eine Notoperation wegen einer entzündeten Gebärmutter über uns ergehen lassen. Weil sie einen Body überhaupt nicht akzeptierte, mit dem Kragen um den Kopf aber gar nicht klar kam, wuchsen wir zusammen, weil nun ich sie kratzte und "putzte", sie mir einem Löffelchen fütterte und ihr Platz in meinem Bett gewährte, was sie auch dankend annahm. Vorher hatte ich sie seltenst anfassen können, weil sie mich ziemlich doof fand.
Diese ganze Situation hat nicht nur mich stärker an die Katze gebunden, sondern auch sie an mich. Seit dieser OP haben wir unheimlich viel Vertrauen aufbauen können und ich musste mir ihre Liebe lange erarbeiten. Die Tür war ab da geöffnet. Natürlich habe ich dadurch ein anderes Verhältnis zu ihr als zu der anderen Katze, weil uns ihre Erkrankung einfach näher gebracht hat. Außerdem ist sie ja auch älter als die andere Katze und hat so ihre Alters-Wehwehchen, so dass ich ihr gegenüber natürlich einen anderen Schutzinstinkt habe als gegenüber der völlig unproblematischen, immer fröhlichen, jungen Katze.
Ich bemühe mich aber sehr, dass ich diese stärkere Bindung nicht so raushängen lasse. Leckerchen und Streicheleinheiten bekommen alle gleich.
Das ist mir bisher noch nie passiert. Aber, ich denke, wenn ich zu meinen Hunden beispielsweise ein weniger inniges Verhältnis hätte, dann könnte das durchaus passieren. Bei uns ist es einfach durch das Training so, dass das Vertrauen und die Einschätzbarkeit von Eigenheiten gar nicht mehr wachsen kann. Wenn mehr Bindung nicht geht, dann ändert eine Erkrankung auch nichts daran.
Aber da der Weg zu dieser innigen Bindung immer anders ist, kann ich mir gut vorstellen, dass Krankheit das auch prägen kann. Denn bei meinen Hunden ist es so: Es gibt ab und zu mal einen Hund, der passt charakterlich genau zu mir. Da wächst die Bindung ganz schnell ganz eng. Und dann gibt es Hunde, die liegen mir eigentlich gar nicht. Da hakt es an allen Ecken und Enden. Da dauert es, bis eine tiefe Bindung da ist, aber sie wächst.
Bleiben noch diese unkomplizierten, netten Exemplare, die keine besonderen Stärken oder Schwächen haben. Bei denen entsteht die Bindung eher so unmerklich, irgendwann wird einem bewusst, wie tief sie eigentlich ist. Aber das dauert, weil man hier die Bindung lange als selbstverständlich hinnimmt. Oder man stuft sie aus Versehen als weniger stark ein, weil man eben weder sofort zusammenpasste, noch darum kämpfen musste.
Und wenn man nun mit zwei so "netten" Exemplaren lebt und eben nicht aus irgendwelchen Gründen ganz besonders eng zusammenwächst, dann ist sicher die Beziehung zu einem Tier, das schwer krank war, danach enger.
Ich würde schon sagen, dass ich zu meinen Hunden generell eine enge Bindung habe. da ändert es dann auch nichts, wenn einer krank ist. Ich kümmere mich immer um meine Tiere, egal ob sie gesund oder krank sind. Natürlich lege ich ein besonderes Augenmerk auf ein Tier, wenn es krank ist. Gerade, weil ich dann seinen Zustand genau beobachte und gleich etwas unternehmen kann, wenn es ihm dann mal schlechter gehen sollte.
Ich glaube schon, dass die Pflege eines kranken Tieres eine Bindung aufbauen und auch vertiefen kann. Aber ich mag meine Tiere alle und so so fühle ich mich dann nicht zwingend enger mit dem kranken Tier verbunden. Aber man verbringt natürlich intensiver Zeit mit dem Tier, wenn es eben besondere Pflege und auch Medikamente braucht.
Ist mir ehrlich gesagt auch nur bei Tieren passiert, zu denen vorher die Bindung nicht so eng wie möglich war. Bei meinen Hunden war das definitiv nicht der Fall, denn zu diesen pflege ich eine tiefe Bindung bei der mehr nicht mehr geht und auch kein Unterschied dabei entsteht, zwischen einem kranken oder einem gesunden Tier. Sie werden alle gleich behandelt.
Bei den Nagern gab es durchaus Unterschiede. Einer war Sympathischer als der andere, manche haben sich aufgrund ihrer Vorgeschichte nie anfassen lassen oder sind Handzahm geworden wie andere. Ein solches Exemplar war dann schon einmal schwer krank, kurz vor dem Sterben als ich es gefunden habe. Die Pflege hinterher hat das ganze schon verändert und dieser Degu war hinterher so dankbar, dass ohne ihn fast nichts mehr ging und er der erste an der Scheibe war wenn diese geöffnet wurde, auf die Schulter geklettert ist und immer dabei sein musste. Vorher war das undenkbar und ich mochte ihn dann schon mehr, als andere die mich doch lieber gebissen haben wenn ich ihnen das Futter hinein gestellt habe.
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