Wie können ältere Arbeitnehmer wieder einen Job finden?

vom 24.04.2017, 05:33 Uhr

Ich bekomme auch in meinem Umfeld immer wieder mit, wie ältere Arbeitnehmer sich offensichtlich schwer tun, wieder neue Arbeit zu finden. Mein Schwiegervater ist so ein Beispiel. Dessen Arbeitsvertrag ist letztes Jahr mit 60 ausgelaufen und seitdem bewirbt er sich eben fleißig, damit er neue Arbeit finden kann. Er gehört auch zu der Sorte Mensch, die unbedingt etwas tun und arbeiten müssen und nicht zu Hause sitzen wollen. Allerdings hat er schon hunderte Bewerbungen verfasst und immer noch keinen Erfolg gehabt. Nicht einmal die Zeitarbeitsfirmen wollen ihn haben, was ihn ziemlich frustriert.

Schließlich ist er gesund und fit für sein Alter und alles andere als gebrechlich. Leider habe ich auch gar keine Erfahrung auf diesem Gebiet und kann daher nicht sagen, welche Strategien er anwenden könnte oder müsste, um endlich Erfolg zu haben. Was können ältere Menschen generell tun, um wieder einen Job zu finden? Ich sehe zum Beispiel an meinem Schwiegervater, dass es sehr schwer ist, um die 60 noch Arbeit zu finden und der sucht schon seit fast einem Jahr. Liegt das generell am Alter, dass es ältere Arbeitnehmer so schwer haben, auf dem Arbeitsmarkt etwas zu finden oder liegt das eher an Spezialisierung, Branche und Bildung?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das kann natürlich ein Zusammenspiel von allem sein, es können auch schlecht geschriebene Bewerbungen sein, aber auch einfach das Alter. Gerade bei der Zeitarbeitsfirma schließe ich eher auf das Alter, weswegen er nicht genommen wird. Das können die so natürlich nicht sagen, aber es wird schon der Grund sein.

Man geht sicherlich davon aus, dass er nichts mehr leisten kann. Um Zeit zu überbrücken und nicht sinnlos zu Hause zu sitzen könnte er ja auch ehrenamtlich etwas machen. So hat er Beschäftigung und teilweise gibt es das auch mit Aufwandsentschädigung, da hat er wenigstens ein bisschen Geld.

Bewerbungen in dem Alter sind schwierig. Da kann man auch nicht viel machen, da die Leute viele Vorurteile haben. Gerade durch eine ehrenamtliche Arbeit würde man das ein bisschen ändern können, immerhin sieht man dann, dass er etwas macht und ein Jahr im Lebenslauf ohne Beschäftigung ist ja auch nicht so schön. Ich würde das auf jeden Fall versuchen und eine Bestätigung darüber den Bewerbungen beilegen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Kommt doch ganz darauf an was er gelernt hat und wofür er sich bewirbt. Wenn er meint er bewirbt sich jetzt mal als Industriekletterer und ist gelernter Maler, dann würde ich mich auch fragen was das soll. Da spielt das Alter gar keine Rolle sondern einfach der Gedankengang was dahinter steckt und zum anderen muss man auch so sehen, dass es durchaus Arbeiten gibt die im hohen Alter nicht mehr so einfach zu bewerkstelligen sind. Akkord ist solch eine Sache, gleiches auch mit Schichtdienst der ebenfalls nochmals zusätzlich belastet und von älteren Arbeitnehmern schlechter weg gesteckt wird, als von jüngeren.

Zeitarbeitsfirmen nehmen ältere aus einem Grund nicht so gerne. Denn diese zahlen sehr wenig, daher auch die Anlaufstelle für Leute mit niedriger oder gar keiner Qualifikation. Dann müssen diese Arbeitnehmer flexibel sein, dass sie z.B. komplett Deutschlandweit eingesetzt werden. Alter oder Familie dahinter hindert daran dann schon wieder, diese sind nicht sonderlich flexibel und wollen auch nicht unter der kompletten Woche weg sein und nur maximal am Wochenende nach Hause kommen. Dazu sind diese auch noch viel in Akkordarbeit und solchen Dingen mit eingespannt, da kann man mehr verdienen aber je älter ein Arbeitnehmer auch ist, desto teurer ist er in der Versicherung damit er hinterher beim Kunden auch eingesetzt werden kann oder braucht speziellere Untersuchungen in kleineren Abständen, diese kosten ebenfalls.

Die Idee mit dem Ehrenamt mag zwar nett sein, wer aber Arbeitssuchend gemeldet ist, der muss auch zur Verfügung stehen und kann nicht einfach machen was ihm gefällt. Entsprechend ist das auch Genehmigungspflichtig und wenn das nicht genehmigt wird, dann war es das damit ebenfalls. Zudem das auch keine Qualifikation ist und bei einer "Arbeitszeit" von mehr als 15 Stunden pro Woche folgt damit auch die Abmeldung bei der Arbeitsagentur, sprich kein Geld mehr. Und das für ein Ehrenamt? Mit Sicherheit nicht. Das stellt man sich hier zu einfach vor, denn gerade wenn man Arbeitslosengeld bezieht sind die Stricke schon sehr eng was das betrifft.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Sorae hat geschrieben:je älter ein Arbeitnehmer auch ist, desto teurer ist er in der Versicherung damit er hinterher beim Kunden auch eingesetzt werden kann oder braucht speziellere Untersuchungen in kleineren Abständen, diese kosten ebenfalls.

Ich denke, die Versicherung könnte der Knackpunkt sein. Denn die Jahre davor hat er schon bei einer Leihfirma gearbeitet, hat seine Arbeit auch immer gut und zuverlässig erledigt. Er ist sich in Bezug auf Arbeit wirklich für nichts zu schade und er hat auch gar keine Ansprüche, wenn es um die Arbeitszeiten oder andere Sachen geht. So hat er auch schon im Schichtdienst gearbeitet und sich nie beschwert. Nach Menschen mit seinen Kenntnissen wird in seiner Region schon gefragt, aber scheinbar schreckt die Versicherung doch viele ab. Du weißt nicht zufällig, wie stark die ab einem gewissen Alter ansteigt oder hängt das von der Branche ab?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Täubchen hat geschrieben:Du weißt nicht zufällig, wie stark die ab einem gewissen Alter ansteigt oder hängt das von der Branche ab?

Je nach Branche ist das unterschiedlich, ab 45 Jahren fängt es an, dass die Versicherungen deutlich anziehen. Ab spätestens 55 Jahren, meistens schon 50 Jahren, braucht es dazu noch einige Mehruntersuchungen damit ältere Mitarbeiter überhaupt noch eingesetzt werden dürfen die dann jedes Jahr stattfinden müssen und auch nicht ganz günstig sind, je nach dem was man braucht.

Gehen die Firmen auch weiter und vermitteln ebenfalls Akkordarbeit, dann ist dort die Altersgrenze meistens schon bei 50 Jahren erreicht und darüber wird nichts mehr eingestellt. Denn wieso auch? Es ist zwar nicht gesetzlich geregelt bis wann Akkord gearbeitet werden darf, aber die meisten mit 50 Jahren packen das auch nicht mehr und somit bindet man sich das auch gar nicht erst ans Bein da damit auch die Einsatzmöglichkeit bereits herab gesetzt wird.

Ich habe auch schon Kollegen mit 63 Jahren gesehen die wie ich im Schichtdienst gearbeitet haben und sich nie beschwert. Dennoch hast du gemerkt wie es ihnen zugesetzt hat, die Arbeiten wurden schlechter und langsamer mit der Zeit, der Krankenstand ging nach oben und sie fehlten dann häufiger am Arbeitsplatz als jüngere Kollegen. Zu guter Letzt wurden diese alle dazu überredet in Frührente zu gehen mit Abstrichen und dem ganzen ein Ende zu machen, was auch die meisten gemacht haben. Einer der es nicht wollte und finanziell konnte ist am Ende mit 65 Jahren Tot vom Bock gefallen im Nachtdienst. Damit ist dann auch niemanden geholfen und auf Tagschicht wechseln wäre zwar machbar gewesen, aber auch da schon deutliche finanzielle Einbußen die nicht gingen.

Wenn es so schwer ist mit einer Vollzeitstelle, dann kann man auch schauen etwas in Teilzeit zu finden oder 450 Euro Basis. Solange man die 15 Stunden nicht überschreitet in der Woche, kann man noch mit ALG 1 aufstocken und hat zumindest etwas womit man Kontakte knüpfen kann und nicht nur Zuhause sitzt. Da gibt es etwas mehr Angebot auch wenn es Branchenfremd ist und meistens auch für Leute die kurz vor der Rente stehen mit einer weiteren Chance, auch wenn es nochmals etwas neues sein darf für die letzten Jahre.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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