Dozenten für faul halten bis man für ihn arbeitet?

Als ich noch studiert habe, war ich Werkstudentin an der Universität. Das Institut, wo ich gearbeitet habe, war auch in der Lehre tätig und ich wurde dann auch mehr und mehr in der Lehre eingebunden. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich zu Anfang des Studiums die Dozenten allesamt für faul gehalten habe. Manche Dozenten hatten nach meinem subjektiven Empfinden wirklich überhaupt nichts gemacht.

Da wurden entsprechende Studenten oder Wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt, die dann die Klausuren beaufsichtigt haben, teilweise auch korrigiert und die Klausureinsicht moderiert haben, aber auch Seminare und Tutorien wurden organisiert und gehalten. Manchmal habe ich mich einfach gefragt, wo der Dozent eigentlich seine Daseinsberechtigung hat.

Aber dann half ich wegen meiner Arbeit einer Dozentin und habe gemerkt, wie viel Stress die eigentlich haben. Die Stunden waren viel zu knapp bemessen um alles zu erledigen, teilweise fielen auch organisatorische Aufgaben an oder man musste sich um Verwaltungsaufgaben in Bezug auf Anträge und Finanzen kümmern. Da wurden dann gerne Aufgaben wie die Literaturrecherche und die Erstellung von Powerpointpräsentationen an die Studenten delegiert, weil man sonst gar nichts geschafft hätte.

Seit dieser Arbeit habe ich auch viel mehr Verständnis für Hochschuldozenten, weil ich eben mit eigenen Augen gesehen und miterlebt habe, wie stressig dieser Job ist, auch wenn man den Dozenten später im Hörsaal nichts anmerkt. Ergeht es euch da vielleicht genauso? Habt ihr zu eurer Studienzeit die Dozenten auch für faul gehalten bis ihr euch mit eigenen Augen vom Gegenteil überzeugt habt?

Ich denke, dass man in dem Job nicht faul sein kann. Man hat viel zu tun und da muss man auch nicht erst für einen Dozenten gearbeitet haben um das zu merken. Man muss ja nur mal bedenken, wie der Tag gefüllt ist, was man alles kontrollieren muss und so weiter. Um an so einen Job zu kommen muss man ja auch zielstrebig sein und daher kann man sicherlich nicht faul sein. Ich kann aber schon verstehen dass man das nochmal anders sieht, wenn man es mal direkt mitbekommen hat.

Ich weiß gar nicht wie man dazu kommt, dass man einen Dozenten für Faul hält ohne das man weiß was dieser eigentlich wirklich alles machen muss und zu machen hat. Denn wenn man einmal eine Einblick dahinter hatte, dann sieht vieles anders aus aber einfach vorher ein Urteil fällen aufgrund eines subjektiven Eindrucks ist schon einmal nicht der richtige Weg.

Ich wusste nie was meine Dozenten alles im Hintergrund noch zu bewerkstelligen haben, aber es hatte immer seinen Grund wenn etwas delegiert worden ist oder nicht rechtzeitig geschafft wurde, da einfach mehr dazu gehört als sich hinstellen und einen Vortrag halten. Wie du selbst sagtest, dazu gehören auch ganz banale Aufgaben wie Abrechnungen und Finanzen, wer weiß das schon oder denkt sich das? Viel zu schnell wird ein Stempel mit Faul aufgedrückt, nur weil man selbst nicht weiß was noch alles dahinter steht, spricht aber auch nicht für sonderlich viel Intelligenz.