Wird "überqualifiziert" auch gerne als Ausrede benutzt?
Natürlich kommt es vor, dass Bewerber eine sehr viel höhere Qualifikation haben als es für den betroffenen Job nötig wäre. Da hat das Unternehmen eben auch Sorge, dass derjenige nicht lange im Job bleibt, weil er sich dann unterfordert fühlt und nach einer besseren Stelle Ausschau hält. Ich habe auch schon von manchen Bewerbern gehört, die Grund zur Annahme hatten, dass "überqualifiziert" gerne auch mal als Ausrede benutzt wird. Ein Bekannter hatte letztes Jahr zwei Vorstellungsgespräche bei einem Unternehmen plus Probetag.
Noch während es Probetags meinten sie, dass sie ihm gerne zusagen würden, die Entscheidung aber noch intern besprechen müssen. Die Aufgaben haben auch gezeigt, dass er damit umgehen, ohne dass es für ihn zu stumpfsinnig oder einfach wäre und er hat natürlich auch sein Feedback zum Probetag abgegeben. Zwei Wochen später kam eine Absage mit der Begründung, er sei doch überqualifiziert und man würde lieber einen Anfänger - natürlich mit deutlich niedriger Gehaltsvorstellung - einstellen. "Aber es ist doch schön, wenn man wegen zu guter Leistung und nicht wegen zu schlechter eine Absage erhält, oder?", meinte die Personalchefin noch am Telefon.
Hattet ihr schon mal das Gefühl, dass die Begründung Überqualifikation nur als Ausrede diente, weil es sich eben netter anhört als andere Gründe? Es heißt ja, man sei zu gut, was vielleicht ein Kompliment ist, aber nicht weniger frustrierend für den Arbeitssuchenden. Findet ihr solche Absagen erträglicher, auch wenn ihr sie nicht ganz nachvollziehen könnt?
Oh ja, diesen Satz habe ich auch schon mal gehört. Schlimm eine solche Aussage. Ich hatte mich einmal auf eine Aushilfsstelle beworben um nebenbei noch etwas Geld zu verdienen und fand die Arbeit auch super. Von den Kollegen her hat es auch super gepasst. Aber beim Gespräch mit der Personalleitung kam dann das Wort überqualifiziert zur Sprache. Ich habe Ihnen dann aber klar gemacht, das ich diesen Job brauche und er mir Spaß macht und es für mich in dem Falle kein überqualifiziert gibt. Dies hat sie anscheinend so überzeugt, das ich dann doch anfangen durfte.
Das Problem ist doch einfach, das viele Firmen denken wenn sich jemand mit super Qualifikationen auf einen kleineren Job bewirbt, das derjenige nicht lange dabei sein wird. So nach dem Motto man sucht sich das Ganze nur Übergangsweise und ist in 2 Monaten dann eh wieder weg. So suchen sich Firmen lieber Leute, mit entsprechenden Qualifikationen, die auch länger im Betrieb verweilen und sich nicht wieder nach einer anderen Arbeit umsehen. Oftmals sind diese Leute ja auch einfach nur zufrieden überhaupt wieder einen Job zu haben und geben sich damit zufrieden. Andere würden vielleicht nach recht kurzer Zeit Ansprüche stellen.
Wenn man den Job aber wirklich braucht und auch wirklich haben will, dann sollte man seinen Gegenüber von sich überzeugen. Denn das sollte man gerade können wenn man doch laut deren Aussage überqualifiziert ist. Mir hat es bisher jedenfalls noch nicht geschadet weiter dran zu bleiben um den Job zu bekommen.
Man kann es so und so sehen. Was stelle ich mir jemand studierten ein, der schon 30 Jahre Berufserfahrung hat auf eine Stelle, bei der man nichts können muss und man den ganzen Tag nur einen Knopf drückt. Klar ist dieser Mitarbeiter überqualifiziert, kostet mich dann auch mehr als jemand der die Scheine nicht vorweisen kann und auf die Dauer fühlt sich dieser Mitarbeiter dann auch unterfordert, weil er ganz andere Fähigkeiten und Möglichkeiten hat.
Ausrede ist so einfach gesagt, man muss mehr und weiter denken als nur ein paar Wochen oder 1-2 Jahre. Stelle ich mir jemanden ein, dann will ich ihn auch so lange halten wie möglich. Es bringt mir nichts, wenn der Mitarbeiter nach 8 Wochen sagt er ist Unterfordert und kündigt nachdem er eingearbeitet worden ist. Noch weniger kann ich es mir leisten, dass ich für jemanden am Monatsende 8000 Euro bezahle, der nur den Kopierer bedient und sonst keine Aufgabe hat. Einfach weil das seiner Qualifikation angemessen wäre.
Fragt man dann genauer nach, dann kommt meistens nur das man einen Job unbedingt braucht und wenn die weiteren Ziele durchleuchtet werden auch als Arbeitgeber feststellt, dass das in komplett unterschiedliche Richtungen geht. Dann lasse ich auch lieber die Finger davon und suche mir jemanden der langfristig daran Freude hat und diese Position auch annimmt wie sie ist und nicht vom Kopierer hinterher der Geschäftsführer sein möchte binnen 5 Jahren.
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