Kein Doppelaufwand durch digitale Krankenakte?

vom 01.05.2017, 06:27 Uhr

Durch eine digitale Krankenakte könnte medizinisches Personal unglaublich viel Zeit und auch Kosten sparen. Auf diese Weise hätte man Zugriff auf alle Patienten-Daten wie beispielsweise Allergien, Medikation, Diagnosen sowie sämtliche Ergebnisse bildgebender Verfahren oder auch Blutergebnisse etc. Die elektronische Gesundheitskarte speichert ja schon obligatorisch Patienten-Daten wie Name, Geburtsdatum und Adresse sowie Versichertennummer. Aber die Speicherung von medizinischen Daten sind bisher ja optional und nicht verpflichtend.

Wenn darauf auch Notfallversorgungsdaten und Daten zu persönlichen Arzneimittelrisiken und -unverträglichkeiten, die elektronische Patientenakte hätte man ja im Prinzip eine digitale Krankenakte und man würde sich ja - zumindest theoretisch - den Doppelaufwand sparen. Sicherlich würde die medizinische Versorgung dadurch effizienter werden, aber offen gesagt würde ich gar nicht wollen, dass direkt jeder aus dem medizinischen Bereich meine digitale Krankenakte in die Finger bekommen könnte und dann direkt alles über mich wüsste.

Würdet ihr so eine digitale Krankenakte begrüßen oder wärt ihr davon nicht so begeistert? Würde sich das Konzept überhaupt durchsetzen oder ist das hier eher unwahrscheinlich?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wenn man es im richtigen Maß kombiniert, dann denke ich kann solch eine digitale Krankenakte nur Vorteile haben. Dein Einwand, das sich quasi jeder deine Daten ziehen und angucken kann, finde ich auch befremdlich und würde ich auch nicht wollen. Denn irgendwer kennt immer irgend wen um an die Daten zu kommen. Von daher würde ich das Ganze so machen, das jeder schon digitalisiert wird, allerdings nur diejenigen darauf zugreifen können, bei denen man in Behandlung ist.

Heißt, wenn du bei deinem Hausarzt A bist, hat er normalen Zugriff drauf. Dein Frauenarzt B bei dem du seit Jahren bist, hat ebenfalls Zugriff drauf. Alle anderen Ärzte X haben keinen Zugriff drauf, weil du bei Ihnen nie in Behandlung warst. Musst du jetzt allerdings zu einem dieser Ärzte, dann wird deine Krankenkarte eingelesen und automatisch wird deine digitale Akte hinterlegt und alle haben Zugriff auf die Dateien. Sicherlich wird auch dies nicht jedem gefallen weil man ja quasi auch die alten Krankenberichte lesen kann.

Aber so wäre man zumindest etwas mehr geschützt, als wenn es ein Portal für Ärzte und Schwestern gibt, wo man sich die Daten ohne Grund einfach ziehen kann. Aber bis sowas umgesetzt wird, vergehen noch Jahre und in der Zeit gibt es mit Sicherheit weitere gute Ideen um die Privatsphäre eines Jeden zu schützen.

» Kobe » Beiträge: 472 » Talkpoints: 72,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Warum weiß jemand alles über mich wenn er Zugang zu meiner Krankenakte hat? Da stehen alle relevanten Daten, die meine Gesundheit betreffen, drin aber doch nicht mehr. Die Regelungen zum Datenschutz sind ja auch total streng. Als ich bei uns in der Uniklinik in verschiedenen Abteilungen Untersuchungen hatte, hat mir mal ein Arzt gesagt, dass er nicht automatisch Zugang zu meiner kompletten Akte hat, weil ich in den letzten drei Monaten nicht in seiner Abteilung in Behandlung war. Er hätte dafür extra eine Genehmigung einholen müssen.

Ich bin jedenfalls froh, dass meine Daten zumindest in der Klinik zentral und für alle Abteilungen zugänglich gespeichert werden, weil ich mehrere beliebte Medikamente nicht vertrage, was direkt angezeigt wird in meiner Akte. Das ist deshalb wichtig, weil es die meisten Wirkstoffe nicht nur in Form von Tabletten gibt sondern auch als Infusionen und wenn man eine Infusion braucht ist man ja unter Umständen nicht in der Lage zu fragen, was man da genau für einen Wirkstoff bekommen soll.

Bei niedergelassenen Ärzten wäre das für mich nicht so wichtig. Da kann ich ja direkt Einspruch erheben, wenn mir das falsche Medikament verschrieben werden soll. Oder ich weiß, wer aktuelle Röntgenbilder oder Laborwerte von mir hat und würde das erwähnen, wenn mir eine Untersuchung vorgeschlagen wird.

Ich habe aber gerade bei älteren Leuten schon häufiger beobachtet, dass sie sich mit ihrer eigenen Behandlung nicht wirklich gut auskennen. Die wissen teilweise gar nicht so genau, was sie für Medikamente nehmen und haben es auch noch nicht verinnerlicht, dass man bei seinem Arzt nachfragen muss und selber alle wichtigen Informationen zur Verfügung stellen muss.

Für solche Leute wäre es schon gut, wenn jeder behandelnde Arzt Zugriff auf die komplette Krankenakte hätte um zum Beispiel zu sehen, was der Patient genau für Medikamente nimmt. Denn mit einer Aussage wie "Blutdrucktabletten" kann der ja wenig anfangen wenn es darum geht, ob ein neues Medikament verschrieben werden kann oder nicht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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