Sind viele Krankenkassen im Land kontraproduktiv?

Ein Bekannter von mir ist der Ansicht, dass die Anzahl von Krankenkassen in Deutschland wohl kontraproduktiv bei der gesundheitlichen Versorgung wäre. Denn so würde sehr viel Geld für Werbung ausgegeben werden, da ja Mitglieder geworben werden müssten und es wäre weniger Geld für die gesundheitliche Versorgung übrig.

Daher plädiert er für eine Wandlung des Systems und dass im Endeffekt nur eine einzige Krankenkasse übrig bleibt. Als Vorbild sieht er hierbei Dänemark, da es dort nur eine Krankenkasse geben soll, die aber alle Patienten umfassend versorgen soll. Was genau er mit "umfassend" meint, hat er nicht genauer erläutert.

Wäre es für Deutschland besser, wenn man eine einzige Krankenkasse für alle Menschen einführen würde? Oder wäre das auf Grund der Größe des Landes gar nicht effizient möglich?

Du kannst Dänemark aber nicht mit Deutschland vergleichen. Es gibt in Dänemark keine Sozialversicherung. Es gibt keine Krankenversicherung und dem entsprechend keine Beiträge. Der Staat organisiert das Gesundheitssystem und die Finanzierung kommt aus Steuermitteln. Das ist mit der Rente oder der Altenpflege dort nicht anders.

Billig ist es in Dänemark deshalb nicht. Die Ausgaben für das Gesundheitssystem sind zwar niedriger, aber man ist trotzdem rund 70 Prozent seines Einkommens direkt wieder über Steuern los. Trotzdem hast du massive Wartezeiten, wenn eine Behandlung im Krankenhaus ansteht. Sprich von 4.000 Euro brutto bleiben statt 2.400 Euro nur etwa 1.500 Euro netto für Familien, Zuzahlungen fallen trotzdem an.

Wir haben dagegen ein gewachsenes System, in dem Krankenkassen zuerst nur für bestimmte Unternehmen und später für bestimmte Berufsgruppen zugänglich waren. Meine Großeltern waren damals nicht versichert, weil es die Kassen nur für Arbeiter und Angestellte gab. Und bis 1996 wurde man noch einer Krankenkasse zugewiesen. Wer bei der AOK versichert war, war damit schon klar als einfacher Arbeiter oder Sozialfall gekennzeichnet. Die Leistungen waren auch schlechter.

So ein gewachsenes System kann man nicht einfach umkrempeln. Allein die Anpassungen der letzten Jahrzehnte sind immens. Das bedeutet nicht, dass man so viele Kassen heute noch benötigt. Wobei es ja deutlich weniger geworden sind. Aber nachdem zuerst die normalen Kassen nicht mehr im Zugang beschränkt sind und mittlerweile die Knappschaft ebenfalls zugänglich ist, besteht trotzdem noch die landwirtschaftliche Krankenversicherung. So etwas geht nur schrittweise. Außerdem sind staatliche Systeme nicht automatisch besser, wie Dänemark oder Großbritannien zeigen.