Aus Scham nicht zugeben wollen, dass man Therapie braucht?
Ich habe bei Facebook eine Diskussion mitbekommen, die ich persönlich ziemlich befremdlich fand. Es handelt sich dabei um eine Diskussion in einer Gruppe, die sich auf meine Stadt bezieht und wo man sich eben gegenseitig hilft und Tipps gibt. Eine Frau schrieb, dass sie gerne einen Therapeuten aufsuchen würde, weil sie eben Hilfe bräuchte. Sie fragte dann auch in die Runde, welcher Therapeut denn empfehlenswert wäre, wie lange die Wartezeit sei und wie es mit der Kostenübernahme durch die Krankenkasse aussehen würde.
Sie meinte dann auch, dass sie sich nicht trauen würde, den Hausarzt nach einer Überweisung zum Therapeuten zu fragen, weil sie sich schämen würde, überhaupt zuzugeben, dass sie eben therapeutische Hilfe braucht. An sich ja nichts ungewöhnliches. Schizophren fand ich nur, dass die Frau ganz offensichtlich mit vollständigem Klarnamen aktiv war und auch ihren genauen Wohnort genannt hat, weil der Therapeut ja gut erreichbar sein soll. Das ist für mich ein ziemlicher Widerspruch, wenn ich ehrlich bin.
Könnt ihr so ein Verhalten verstehen? Würdet ihr so offen Informationen über euch Preis geben, wenn ihr euch schämen würdet, zuzugeben, dass ihr Hilfe braucht? Hat man überhaupt den richtigen Hausarzt, wenn man sich nicht traut, über so etwas mit ihm zu sprechen?
Ich kann schon verstehen, dass einem manche Dinge auch beim Arzt peinlich oder unangenehm sind. Aber ich finde es auch komisch, dass die Frau offensichtlich solche Probleme hat, den Hausarzt um eine Überweisung zu bitten und dann öffentlich in einem sozialen Netzwerk unter vollständigem Namen darüber schreibt.
Meine Theorie wäre, dass sie vielleicht nicht bedacht hat, dass dort für alle sichtbar ihr Name auftaucht und sie vielleicht meinte, dass die im Internet ja anonym wäre. Allerdings müsste man da schon wirklich sehr schusselig sein, um dies komplett auszublenden. Ansonsten kann ich mir jedoch auch keinen Reim auf das Verhalten der Frau machen.
Ich kann das nicht verstehen, denn immerhin kann das ja jeder bei Facebook lesen und es macht keinen Sinn da alles von sich anzugeben und dann eine Scham vor dem eigenen Arzt zu empfinden. Mit diesem sollte man meiner Meinung nach schon über so etwas reden können, sonst ist man vielleicht beim falschen Arzt und sollte sich nach einem neuen Arzt umsehen.
Die Frau scheint wirklich einen kleinen Dachschaden zu haben und therapeutische Hilfe zu brauchen. Anders kann ich mir solch einen Aufruf über Facebook nicht erklären und für mich hat das auch nichts mit Scham zu tun. Aber wenn es ihr hilft, ihre Blockade zu überwinden, dann hat es ja was gebracht oder auch nicht ...
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