Was ist das Besondere an 50 Shades of Grey?
Ich habe mir aus rein beruflichem Interesse heute 50 Shades of Gray angeschaut und mich durch die 120 Minuten Sendezeit gequält. Doch nachvollziehen konnte ich nicht wieso der Roman überhaupt zum Bestseller wurde. Gelesen habe ich ihn nicht.
Was ist das Besondere daran? Wieso fand das Buch so einen reißenden Absatz? Ich fand es eher mühselig mich durch den Film zu quälen, weil ich die Probleme der Hauptdarsteller nicht verstanden habe. Sie heult gleich rum, wenn er einmal leicht zuschlägt und er kriegt einen Anfall, wenn sie ihn berührt.
Auch den Zusammenhang zwischen Kindheit und sexueller Neigung verstehe ich nicht. Die Sexszenen waren jetzt auch nicht sonderlich extravagant. Da geht selbst bei mir als Single im Schlafzimmer mehr ab. Könnt ihr nachvollziehen wieso das Buch so zu einem Renner wurde?
Ich habe weder das Buch gelesen oder habe den Film gesehen. Beides habe ich auch nicht vor. Dass dies alles Erfolg hatte, ist nur wegen der Gewagtheit. Das ist halt wieder ein Tabuthema. Broback Mountain fand ich auch doof und langweilig und diesen Film würde ich auch niemanden ans Herz legen wollen.
Eigentlich ist es recht übersichtlich. Die Bücher und der Film sprechen viele Fantasien an. Da hat man einen Mann, der sie extrem begehrt. So begehrt zu werden, das spricht viele an. Wer das nicht hat, der träumt gerne davon. Das zeigt doch der millionenfache Absatz der ganzen Schmonzetten. Irgendein Bedürfnis müssen die befriedigen, sonst würden weder die Bücher von Rosamunde Pilcher noch die Bahnhofshefte rund um den Arzt oder die englische Oberschicht so viele Käufer finden.
Dann kommt der starke Mann dazu. Der tolle Typ, der einem sagt, wo es lang geht und was nun gemacht wird. Das ist im Alltag nicht gewünscht, aber es ist eine weit verbreitete Fantasie. Das Klischee von der Unschuld vom Lande und dem reichen, erfahrenen und attraktiven Mann scheint auch immer zu funktionieren.
Den Film habe ich zusammen mit dem Gatten abgebrochen. Wir fanden den einfach doof. Die Bücher haben mich auch nicht gereizt. Nach der Leseprobe zu urteilen, ist Harry Potter dagegen Weltliteratur. Aber es spricht eben viele an. Es ist eine neue Version der bekannten Schmonzetten. Und wenn es genug lesen oder schauen, dann gucken andere aus Neugier auch.
Aber was ist daran denn gewagt? Die beiden haben ein bisschen Sex, ganz gewöhnlichen Sex. Da ist doch nichts Besonderes dran, wenn man ein paar Fesselspielchen macht und mal ein bisschen mit der Gerte zuschlägt. Da dürfte selbst bei Lieschen Müller im Schlafzimmer mehr passieren.
Es muss doch gar nicht gewagt sein. Wilde Orchidee oder Basic Instinct waren auch unglaublich harmlos. Es geht schließlich bei solchen Filmen immer um Ottonormalverbraucher. Egal was der im eigenen Schlafzimmer macht oder welche Pornografie er konsumiert, er soll es im normalen Kino gucken können, ohne ansatzweise schockiert zu sein oder sich vor den anderen Zuschauern zu schämen. Man Familie Müller hat eben nur Blümchensex im Dunkeln.
Ich habe mir das erste Buch angetan, weil ich eben auch herausfinden wollte, was daran so außergewöhnlich und fesselnd sein soll. Das einzig Besonder ist, dass so viele Leute von einer so langweiligen und stupiden Geschichte tatsächlich fasziniert sind. Es ist meiner Ansicht nach weder gewagt noch in irgendeiner Form realistisch. Natürlich gibt es dieses "Guilty Pleasure", dass man es in diesem Fall eben toll findet sich als Leser die unschuldige Jungfrau vorzustellen, die einen reichen Typen trifft, der nicht von ihr lassen kann. Aber da habe ich schon Fanfictions gelesen, die das besser hingekriegt haben, ohne dass es einem dermaßen stupide und uninformiert vorkam. Am Buch an sich ist absolut nichts besonders - nur am Phänomen.
Ich bin damals auf das Buch durch einen Nachrichtenartikel aufmerksam geworden, in dem stand, dass das Buch ursprünglich aus einer Twilight-Fanfiction umgeschrieben wurde. Da man so etwas auch nicht alle Tage hört, hatte ich mir mal die Leseprobe angetan und war entsetzt über den furchtbaren Schreibstil. Da habe ich wirklich schon Hobbyschreiberlinge bessere Arbeit abliefern sehen.
Als der erste Film dann auf Videoload verfügbar war, haben wir ihn uns angesehen, aber es war gar nicht zum Aushalten. Das Schlimme: Man hat deutlich die Twilight-Vorlage an einigen Handlungssträngen noch erkennen können. Dazu blasse, festgefahrene Charaktere und Autoren und Filmemacher die von BDSM-Praktiken so viel Ahnung haben wie die Kuh vorm Trapezturnen. Meine Kolleginnen sagen, dass der zweite Film so viel besser sein soll, aber das tue ich mir wirklich nicht an.
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