Gaffen bei Unfällen als Krankheit betrachten?
Ich habe ein Interview mit einem Mann gesehen, der selbst sagt, dass er ein wirkliches Problem hat oder hatte. Er meint, dass er Jahre immer bei Unfällen gegafft und Videos gedreht hätte, um diese dann ins Netz zu stellen. Er bezeichnete dies selbst als Sucht und ging sogar soweit, dass er den Polizeifunk abgehört hat, um mit noch ein paar anderen eine Art Wettstreit zu veranstalten, wer dann als Erster am Unfallort ist, um eben Bilder und Videos machen zu können.
Er wurde dann auch irgendwann zu 8 Monaten auf Bewährung verurteilt, wegen unterlassener Hilfeleistung. Die Strafe viel angeblich nur so milde aus, da er noch Namen von anderen Gaffern genannt hatte. Der Mann meinte, dass ihm einfach wirklich ein Gefühl dafür gefehlt hätte, die Videos als taktlos oder unmenschlich zu sehen. Angeblich hat es ihm nun geholfen, dass er Vater wurde. Seitdem würde er keine Videos und Bilder mehr von Unfallopfern machen.
Ich frage mich, ob man Gaffen wirklich als Sucht oder eine Krankheit bezeichnen kann. Macht man es sich damit nicht zu einfach? Kann das drehen von Videos an Unfallorten wirklich zu einer Sucht werden? Ist das als Krankheit durchaus möglich? Oder ist das nur eine Ausrede und ein vorgeschobener Grund?
Bei einem Unfall zu gaffen und dann auch noch Hilfeleistung zu unterlassen würde ich auf jeden Fall auch krank nennen, aber ob das eine anerkannte Krankheit ist, davon habe ich bislang noch nicht gehört. Irgendein Problem müssen solche Menschen ja haben, um derart asozial aufzutreten. Die Beschreibung dieses speziellen Falls klingt wirklich nach einer Krankheit, normal kann das ja nicht sein. Aber das müssen dann wohl Spezialisten entscheiden, vielleicht benutzt dieser Mann das wirklich nur als Ausrede.
Ich würde es schon als psychisches Problem einstufen. Immerhin ist es nicht so, dass das jeder macht und man durchaus weiß, dass man anders handeln müsste. Deswegen kann man da eigentlich nur von einem Problem sprechen. Ansonsten ist es natürlich auch etwas, was behandelt werden muss, weil man so nach einer Tat nicht einfach weiterleben sollte, immerhin passieren jeden Tag Unfälle und deswegen sollte man das Verhalten abstellen.
Schaulust ist nun etwas vollkommen Normales und eine Krankheit steckt nicht dahinter. Etwa 90 Prozent aller Menschen haben das Bedürfnis zu gaffen. Da kommt einfach Neugier auf etwas nicht gewöhnliches mit dem Wunsch zusammen, sich zu versichern, dass es einem selbst gut geht. Wer das Leid anderer sieht, der fühlt sich selbst besser, weil er das nicht erleidet.
Und sich dann nicht in der Gewalt zu haben, um Hilfe zu rufen oder weiter zu gehen, wenn bereits Helfer und Retter da sind, der hat sich einfach nicht im Griff. Mangelnde Impulskontrolle ist ein häufiges Phänomen, das würde ich nicht krankhaft nennen. Das kann man trainieren.
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