Spenden wollen, damit letzter Wille erfüllt wird?

In einem anderen Beitrag hatte ich das Problem was den letzten Willen einer Seniorin betrifft, schon angesprochen. Da die direkt Beteiligten - also Bestatter, letzte (entfernte) Angehörige und die Stadt, die die Friedhofsgebühren erhebt - sich nicht einigen können und auch keiner bereit ist, die Differenz von 1600 Euro aus eigener Tasche zu bezahlen, wird die alte Dame wohl ganz woanders bestattet und bekommt ihren letzten Willen nicht mehr erfüllt.

Ich habe schon mitbekommen, dass dieses Verhalten auf einen ziemlichen Protest gestoßen ist. Viele verstehen die Unkulanz der Stadt nicht und sehen diese in der Verantwortung, für ihre Bürger zu sorgen. Einzelne Stimmen waren sogar bereit, aus eigener Tasche die Differenz zu bezahlen, damit die alte Dame ihren letzten Willen doch noch erfüllt bekommt, was ich im Anbetracht der Summe schon heftig finde.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich für so einen Zweck sicherlich nicht spenden wollen würde. Wenn der letzte Wille einer mir vollkommen fremden Person nicht erfüllt werden kann, dann geht mich das nichts an. Wenn es sich um den letzten Willen eines nahen Angehörigen handeln würde, wäre das vielleicht noch etwas anderes, das kann ich noch nicht beurteilen. Aber für einen fremden letzten Willen sehe ich das nicht ein. Würdet ihr spenden wollen, damit der letzte Wille einer wildfremden Person erfüllt wird? Oder seht ihr das auch nicht ein?

Ich würde da auch nicht spenden wollen. Ich kannte die Person ja gar nicht und selbst wenn es mir leid tun würde, würde ich durchaus andere und bessere Gründe finden um zu spenden. So kann man ja beispielsweise auch für Obdachlose spenden, denn die haben mehr davon oder für Kinder, Tiere was auch immer, eine Tote hat da nichts mehr davon, so schade es mit dem letzten Willen auch ist.

Man darf aber auch nicht vergessen, dass es viele Leute gibt, die 1600 Euro gar nicht spüren würden und den Betrag ebenso wenig vermissen wie den Euro, den unsereiner einem Bettler in den Hut wirft. Wenn dies der Fall ist, wüsste ich nicht, was dagegen sprechen würde, dass das Problem so aus der Welt geschafft wird. Nur sind großspurige Worte und anonyme Empörung über irgendwelche Dritte oder die Welt an sich noch erheblich billiger.

Nicht gelten lasse ich jedoch das Argument, dass das Geld verschwendet sei, weil die Empfängerin bereits vom Allmächtigen abkommandiert wurde, oder weil man sie gar nicht kannte. Die Erdbebenopfer in Haiti kennt man schließlich auch nicht, und es gibt bei wohltätigen Zwecken immer noch einen besseren Grund und man könnte sich stundenlang darüber streiten, wo das Geld am besten aufgehoben sei. Die Tierfreunde unter uns würden dafür neue Hundenäpfe fürs Tierheim anschaffen, jemand anders würde sich vielleicht darüber empören, dass das Geld bei irgendwelchem Viehzeug landet und das Waisenhaus als Empfänger präferieren.

Auch bei Obdachlosen habe ich schon genug Stimmen gehört, dass die Leute gar keine Spenden "verdient" haben, weil sie ja nur zu faul zum Arbeiten sind. Und wieder ganz andere Leute sind der Meinung, dass es uns hierzulande sowieso viel zu gut geht und die 1600 Euro statt dessen zur Verbesserung der Bildungschancen alleinerziehender Mütter in den Quecksilberminen Eritreas hergenommen werden soll.

Ich bin daher der Meinung, dass es mich nichts angeht, ob jemand, der es sich leisten kann, für den Grabstein einer Unbekannten spendet, oder das Geld für Kokain und Nutten hinauswirft, und kann mich deswegen auch nicht über die "Verschwendung" empören, zumal es sich global gesehen um einen Winzbetrag handelt. Wenn sich jemand für das Geld einen neuen Computer kauft, stelle ich mich ja auch nicht hin und schreie, dass man dafür aber eine Menge Reis für hungernde Kinder hätte kaufen können.