Physiologisches Idealbild der Postmoderne

vom 17.11.2007, 00:49 Uhr

Nachdem ich in dem Thread "Ist das Gehirn Schuld an Übergewicht?" ( http://www.talkteria.de/forum/topic-4632.html ) bereits darauf aufmerksam gemacht habe, würde ich ganz gerne noch ausführlicher über dieses Thema reden, weil ich es durchaus für wichtig halte, dass man sich vor Augen hält, in welch einem "Propaganda-Film" wir von morgens bis abends unfreiwillig teilnehmen, alles brav befolgen und das teilweise noch nicht einmal merken.

Die Veränderung, welche ich vor allem in den letzten zwei bis drei Jahren bemerkt habe, ist die zunehmende geschlechtliche Annäherung von Mann und Frau, sprich, dass beide immer androgyner werden. Bei den Männern merkt man das vor allem an den Werbe-Figuren oder den neuen "Helden" aus Hollywood, welche fast ausschließlich "kleine Bubies" mit "Babyface" sind, die keinerlei männliche Merkmale besitzen.

Besonders deutlich wurde das bei der männliche Werbe-Figur von Coca Cola Light (die, in dem ein Kerl aus einem Aufzug in ein Büro aussteigt oder den Aufzug repariert oder was immer der da drin macht), welche immer schlanker, magerer und bubihafter geworden ist. Wer es nicht glaubt, soll sich einfach mal die Werbungen irgendwoher besorgen und selbst nachkontrollieren. Bei den Frauen entstand das vor allem durch die ganzen "Sternchen" aus den "High Society"-Magazinen (Nicole Richie, Lindsay Lohen usw.) und deren Abmagerung, hervorgerufen von Rachel Zoe, einer amerikanischen Mode-Stylistin. Die zunehmende "Entweiblichung" der Frauen wurde dann natürlich auch ganz schnell übernommen und, was ich besonders schlimm finde, von der Bekleidungsindustrie ausgenutzt, um neue "Trends" zu schaffen.

Denn nun sahen die eigentlich "weiblichen" Bekleidungsstücke alle nicht mehr so toll aus, weil sie überall schlabberten, weil man jeder Busen noch Hüfte besaß und somit sämtliche Silhouetten, welche nicht wie ein Zelt hingen, uninteressant wurden.

Und dementsprechend kommt jetzt wieder die immer stärker werdende Adaption von Mode-Trends der Männerwelt kombiniert mit einer Nuance Nostalgie und Retro, allen voran die Röhren-Jeans (welche ja eigentlich von der Punk-Bewegung der 70'er 80'er "erfunden" wurde), die Blouson-Lederjacke und auch sonst noch genug Sachen, die "Papi" in seinem Kleiderschrank hat.

Was haltet ihr von dieser Bewegung, die, meiner Meinung nach, fast an Perversion grenzt, die Geschlechtlichkeit und Unterschiedlichkeit von Mann und Frau immer mehr aufheben zu wollen in einem mir bislang noch unverständlichen Bestreben?

» DerDaene » Beiträge: 609 » Talkpoints: 3,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Insgesamt würde ich fast schon so weit gehen, dass beide Geschlechter irgendwie Geschlechtslos werden.
Bei den Frauen habe ich manchmal den Eindruck, dass sie sich und ihrer Umgebung beweisen (wollen), wie sehr sie ihren Körper unter Kontrolle haben. Denn nichts anderes ist in meinen Augen, diese (krankhafte) Magerkeit. Normalerweise haben ja Frauen ein paar Rundungen und das ist ja auch ganz sinnvoll, da sie ja Kinder nähren müssen. Das Ganze dann noch im Gegenzug zu immer mehr Menschen betrachtet, die ihr Essverhalten nun wieder gar nicht unter Kontrolle haben und immer dicker werden. Auch das ist nun mal ein Trend.

Ich habe mir auch schon die Frage gestellt, ob dieses Bestreben immer magerer und damit Geschlechtsloser zu werden, mit dem Wunsch nach ewiger Jugend zusammen hängt, denn schließlich sind ja Kinder zu Anfang der Pubertät auch oft noch Geschlechtslos hinsichtlich ihrer sichtbaren Geschlechtsmerkmale. Insgesamt klingt das fast wie der Traum einiger Feministinnen, Männer und Frauen sind total gleich, egal ob das Aussehen oder Fähigkeiten betrifft, darum sind Männer irgendwann überflüssig.

Ich selbst halte von diesen Trends überhaupt nichts, Frauen sollten ruhig fraulich sein, mit den richtigen Rundungen an den richtigen Stellen. Männer dürfen gern die starke Schulter zum Anlehnen haben. Gerade diese Gegensätze machen ja den Reiz des anderen Geschlechts aus. Und wenn der weg wäre, dann wäre es ja auch langweilig. Trotzdem habe ich auch in meiner Umgebung beobachtet, dass viele Menschen die eigentlich gegen solche Trends immun sind (zumindest nach deren Aussagen) trotzdem davon beeinflusst werden. Und zwar sehr unterschwellig.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


JotJot, also erst einmal Danke, dass endlich jemand eine Antwort schreibt. Und dann ist das auch noch so eine meiner Meinung nach unintellektuelle, was wirklich super ist.

Stimmt, vor allem bei den Frauen polarisiert sich das wirklich sehr stark. Vielleicht besteht ja bei den "Mageren" durch diese Magerheit eine Art psychologischer Schutz gegen eine Schwangerschaft, so ungefähr "Wenn mein Körper nicht stark genug dafür ist, werde ich auch keine Kinder gebären.", aber das ist nur eine Vermutung, also von daher auch nicht weiter relevant.

Wow, dein Kommentar zu den Feministinnen finde ich wirklich gut, auch wenn es sehr provakant ist, ist ja nur eine Überlegung. Was hältst du denn von der Androgynisierung des Mannes? Siehst du das ähnlich stark ausgeprägt oder nur als eine vage Nuance an?

» DerDaene » Beiträge: 609 » Talkpoints: 3,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hab vor der Antwort aber auch mal eine Weile die Medien "konsultiert". Wobei ich ehrlich zugeben muss, dass ich diesen Trend vorher gar nicht so sehr als immer mehr um sich greifenden Trend wahrgenommen habe. Das passiert so schleichend und wird auch so problemlos hingenommen. Da schaltet Mensch schon mal das Gehirn aus.

Bei den Frauen ist der Trend zur Geschlechtslosigkeit auch leichter erkennbar, da einfach kein Busen, keine (fraulichen) Hüften mehr zu sehen sind und Pos wie der von JLo schon gern mal als dick bezeichnet werden.

Bei den Männern ist das nicht ganz so offensichtlich. Aber wenn man mal etwas genauer hinsieht und vor allen Dingen hinhört, dann ist auch hier der Trend zum androgynen deutlich zu erkennen: Brustbehaarung ist völlig out. Wie oft hört man davon, dass die Männer nach guten Methoden dazu suchen. Wenn ich dann aber mit Freundinnen und Bekannt(inn)en darüber spreche, haben die gar nichts gegen (maßvolle) Behaarung. Woher haben also die Männer diesen Ideen, dass das toll wäre und den Frauen gefiele? Auch ein trainierter Körper ist ja in Ordnung, aber bloß kaum Muskeln. Gut, nicht jede(r) steht auf sehr trainierte Bodybuilder, aber ein paar Muskeln ist ja doch noch etwas anderes. Bartwuchs, nun ja, auch der verschwindet immer mehr. Die Männer sollen im Gesicht glatt wie der sprichwörtliche Baby-Popo sein. Falten müssen auch bei Männern unbedingt bekämpft werden. Ich mag nun wirklich gepflegte Männer, aber der Mann mit dem Marlboro-Touch verschwindet zunehmend zugunsten von Milchbubis.

Was die extrem schlanken Frauen anbelangt, würde ich sogar noch einen Schritt weitergehen. Es hat schon fast etwas von Lolita-sein. Die Kindfrau, die zwar körperlich und geistig schon reif ist, aber eben doch noch kindlich. Bei Männern gibt es meines Wissens keine adäquate Bezeichnung dafür. Aber könnte dieser Trend ein Stück davon beeinflusst sein?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



JotJot, da gebe ich dir Recht, das ist wirklich ein Problem, dass das alles so allmählich passiert, dass man das (leider) gar nicht merkt. Stimmt natürlich, dass das bei den Frauen einfacher erkennbar ist, denn beim Mann erkennt man an sich ja dann nur am Gesicht die Veränderungen, da sich sonst an der gesamtphysischen Erscheinung nur geringfügig etwas ändert.

Begrüße es übrigens sehr, dass es scheinbar trotzdem noch genug Frauen gibt, die diesen Trend der Männer nicht dementsprechend begrüßen und weiterhin "echte Kerle" attraktiver finden. Ich denke auf jeden Fall, dass der Trend der Frauen den der Männer beeinflusst hat. Ich meine, bislang sollten Männer männlich, muskulös und groß sein, damit sie einen "Beschützer" darstellen (was an sich eigentlich totaler Mist ist, aber das ist hier nicht das Thema). Heutzutage ist das allerdings nicht mehr sonderlich notwendig, oder zumindest ist es das fühlbar nicht mehr, notwendig ist es das eigentlich schon eine ganze Zeit nicht mehr.

Denn mittlerweile ist die Welle der "Power-Frauen" dementsprechend groß genug, dass sie jegliche Archetypen wegschwemmen und damit auch den "Beschützer-Instinkt" des Mannes. Und da die Frauen ohnehin immer kindlicher werden, denke ich, dass es nur ein logischer Schluss war, dass der Mann sich dieser "Infantilisierung" anschließt und seinerseits die primären Anzeichen von Männlichkeit nach und nach auflöst.

Ich frage mich nur, was der Verursacher dieses Phänomens ist, denn ich glaube nicht, dass das allgemein nur das Vorhandensein von schlanken Models in Mode und Kosmetik ist, kann es mir jedoch nicht wirklich erschließen, was er sein könnte?!?

» DerDaene » Beiträge: 609 » Talkpoints: 3,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Die zunehmende Androgynisierung des Mannes ist mir auch aufgefallen und das gefällt mir ehrlichgesagt gar nicht. Als ich zum Beispiel Bill von Tokio Hotel vor einigen Jahren das erste Mal gesehen habe, habe ich mich sehr erschrocken und mich gefragt, was das denn für ein Individuum sein soll. Noch viel erschreckender fand ich jedoch die Reaktion der weiblichen Teenies auf ihn, die doch tatsächlich in so ein "Etwas" verliebt sind. Geradezu lächerlich fand ich dann, dass sie sich als Frauen genau die gleiche Frisur gemacht haben, da muss man doch schon mal stutzig werden.

Dass die Frauen immer unweiblicher, kindlicher und dünner werden ist meiner Meinung nach kein neuer Trend, das läuft ja schon länger und ich gucke mir zum Beispiel gar keine Modenschauen im Fernsehen mehr an, weil ich es einfach nur noch erschreckend finde, wie die Frauen aussehen. Das ist auch nicht mehr schön, das ist einfach nur krank.

Warum das genau so gekommen ist, kann ich mir auch nicht erklären, aber ich glaube schon, dass die Mode- und Kosmetikindustrie da einen sehr großen Anteil dran hat. Nicht nur den Frauen, auch den Männern wird suggeriert, dass gutes Aussehen ein Muss ist und deshalb wir viel zu viel auf die äußere Hülle fixiert. Und ich denke auch, dass es gerade bei den Frauen viel mit Macht über den eigenen Körper zu tun hat, wenn sie sich so krankhaft abhungern.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


@grooovegirl: Finde ich interessant, dass du gerade diesen Bill von Tokio Hotel ansprichst, der ist für mich ja eigentlich DER Prototyp des Androgynen schlechthin.

Ansonsten kann ich mich den bisherigen Postern nur anschließen, ich finde diesen Trend auch mehr als zweifelhaft. Ich glaube auch, dass diese krankhaft mageren Frauen ein Problem mit ihrer Weiblichkeit haben bzw. ihre Entwicklung aufhalten möchten. Ich habe auch schon solche Statements von Magersüchtigen gelesen, von da her passt das gut ins Bild.

Und ja, die Mode greift immer mehr solche Trends auf. Da wären z.B. diese Westen oder Hosen, die aussehen wie Herrenhosen, meist mit Hosenträgern. Allerdings gibt es zum Glück auch Gegentrends, genauso gibt es zum Glück auch verspielte Kleider mit bunten, weiblichen Mustern, mit Pailetten bestickte Accessoires und dergleichen. Bei Röhrenjeans bin ich übrigens geteilter Meinung. Ich finde, wenn man die entsprechende Figur hat, können sie durchaus auch sehr weiblich aussehen, da sie ja Figurbetont sind.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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