Sozialzwang zum Tanzkurs?

vom 06.04.2017, 12:24 Uhr

Als mein Neffe vor ein paar Jahren Abitur machte, war es ein großes Thema in seiner Schule, dass ein Abschlussball stattfinden sollte. Der so genannte "Abi-Ball". Mein Neffe fand das wohl reichlich albern, seine Freundin, die mit ihm im selben Abschlussjahrgang ist, auch.

Diese ganze Begeisterung der übrigen Stufenmitglieder schaukelte sich so weit hoch, dass die Idee aufkam, alle sollten doch einen Tanzkurs besuchen, damit das professionell wirke. Es herrschte helle Begeisterung. Nicht so bei meinem Neffen und dessen Freundin.

Tatsächlich wurde dann eine Tanzschule kontaktiert und ein überteuerter Tanzkurs gebucht für die Stufe. Selbst wenn man sich mit den Preisen da nicht auskennt, konnte man schnell erkennen, dass das viel zu teuer war. Zudem die diesen irren Preis auch noch von Schülern kassieren wollten. Daran schien sich aber auch hier wieder niemand zu stoßen.

Es entstand ein regelrechter Sozialzwang: Alle sollten doch unbedingt daran teilnehmen und wer das nicht wollte, wurde komisch beäugt. Mein Neffe hat da viele Freunde in der Stufe und einige hielten auch zu ihm, aber die meisten behandelten ihn während dieser Zeit tatsächlich komisch.

Habt ihr sowas auch schon mal gehört? Ich wusste gar nicht, dass man da quasi zum Tanzkurs genötigt wird heutzutage. Auch war mir nicht bewusst, dass jetzt so ein Abschlussball zum guten Ton zu gehören scheint, wenn man Abitur macht. Wie ist das eigentlich bei anderen Schulformen? Gibt es das da auch?

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ein Abiball ist, soweit ich weiß, Standard an den meisten Gymnasien. Ob nun wirklich alle gekommen sind, kann ich nicht sagen, aber doch eindeutig die meisten, und die dann oft mit einigen zusätzlichen Gästen: Eltern, Geschwister, Partner falls diese an einem anderen Jahrgang/einer anderen Schule sind, usw. Bei uns war das auf vier zusätzliche Karten beschränkt, man konnte aber natürlich mit anderen Schülern tauschen, wenn man mehr Familie mitnehmen wollte.

Ein Tanzkurs wurde vorher auch gebucht, zu dem man dann freiwillig hingehen konnte. Ich und meine beste Freundin, die in Ermangelung eines Herren für beide von uns auch meine Tanzpartnerin war, haben es gelassen, und ich weiß auch nicht, ob wir etwas hätten bezahlen müssen. Wir hatten aber auch beide schon ein paar Jahre vorher mit einigen anderen Klassenkameraden einen Tanzkurs gemacht, und ich habe nach diesem noch ein wenig länger als Hobby Standardtanz gemacht, weshalb wir zumindest nicht komplett ahnungslos waren. Für schöne Choreographien war beim Eröffnungstanz ohnehin kein Platz, da der ja von allen Abiturienten getanzt werden sollte.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das gibt es in der Schule doch eigentlich ständig, dass ein sozialer Druck herrscht, bei dem man dann Dinge macht, auf die man vielleicht keinen Bock hat. So werden Klassenfahrten ja teilweise auch durch Abstimmung bestimmt und da hat auch nicht jeder Bock auf das Ziel. Einen Tanzkurs hätte ich im ersten Moment auch blöd gefunden, aber letztendlich ist das ja auch nichts, was einem schadet, ganz im Gegenteil, Gelegenheiten zum Tanzen ergeben sich ja immer mal wieder im Leben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Hier in der Region ist es vollkommen normal, dass Gymnasiasten in dem Jahr, wo die meisten 16 sind, in die Tanzschule gehen. Das ist natürlich freiwillig, aber wer nicht geht, der schließt sich aus. Ab 16 sollte man eben die wichtigsten Tänze können. Immerhin stehen ab dann normalerweise Ereignisse an, wo man zumindest etwas tanzen können sollte.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich weiß auch nicht was daran neu ist und bei mir auf der Schule war es ebenfalls mit dem Tanzkurs. Dieser war zwar freiwillig wer aber nicht mitgemacht hatte, der hat sich damit selbst ins Aus geschossen und war dann der Außenseiter. Somit war das ein ganz normaler Gruppenzwang den man mitgemacht hat und dann Teil der Gesellschaft war, oder man machte nicht mit und stand dann am Rand.

Ich fand das ganze nicht schlimm und es war sogar nett, man lernte junge Männer von einer anderen Seite kennen die ansonsten nicht aufgefallen sind.Ich bereue es nicht mitgemacht zu haben und fand es auch nicht schlimm, denn für mich gehören die Grundtänze auch zur Allgemeinbildung mit dazu und wer das nicht kann, da frage ich mich auch was da schief gelaufen ist.

Leider können das immer mehr junge Menschen nicht mehr, was ich sehr bedauerlich finde da es auch jetzt immer wieder Veranstaltungen gibt bei denen das gefordert ist. Das ist dann mehr als peinlich wenn man dort steht und sich verhält wie in der Dorfdisco, weil man nie die üblichen Standardtänze gelernt hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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