Wie viel ist euch eine gute Ausbildung wert?
In Deutschland gibt es verschiedene Arten von Ausbildungen. Nicht nur die schulischen bzw. betrieblichen, sondern auch die akademischen Ausbildungen. Hinzu kommt, dass man für manche Ausbildungen Geld bekommt und für andere muss man eben Geld bezahlen (siehe Studium), wobei sich natürlich auch die Höhe der Kosten unterscheidet. So wird eine private Universität natürlich mehr kosten als eine staatliche Universität.
Amerikanische oder britische Verhältnisse haben wir ja noch nicht, was die Kosten angeht. Ich habe mal gehört, dass man für ein Studium in Großbritannien locker 10.000 Pfund pro Jahr einplanen müsste, wenn man das auf die Anzahl der Studienjahre hochrechnet, ist das auch ziemlich teuer. In den USA soll das noch viel schlimmer sein, sodass viele junge Menschen hochverschuldet nach dem Studium ins Arbeitsleben starten.
Mich würde mal interessieren, wie ihr das seht. Nehmen wir an, ihr würdet eine Ausbildung oder ein Studium beginnen wollen, bei dem für euch Kosten zukommen würden und wofür ihr nicht bezahlt werden würdet. Wo wäre eure persönliche Schmerzgrenze bei den Kosten? Ab welcher Summe würdet ihr euch lieber nach Alternativen umschauen, da sich eine Ausbildung oder ein Studium nicht lohnt oder man dann ein Leben lang verschuldet wäre? Oder sollte man seinen Traum immer verfolgen, egal wie teuer es wird?
Prinzipiell finde ich es richtig, wenn Ausbildung nichts kostet, so dass diejenigen mit dem passenden Talent die Ausbildung auch wählen können. Ganz unabhängig davon was die Eltern beruflich machen. Ich finde es falsch, wenn über Generationen durch eine Gesellschaft zementiert wird, dass man von armen Eltern abstammt und damit zum Hilfsarbeiter verdammt bleibt, obwohl man das Zeug zum Studium gehabt hätte.
Selbst wenn man extrem fleißig ist und sich zehn Jahre lang bei einem Knochenjob das Budget für ein Studium zurück legt ist das für mich eine Benachteiligung, die direkt nach der Schule das Studium starten können, weil die Eltern ihnen das Geld schenken.
Traurig finde ich, wenn dann junge Leute aus einfacheren Verhältnissen gezwungen sind, das Studium unter fragwürdigen Bedingungen zu bekommen. Eine Austauschschülerin, die mal in meiner damaligen Schulklasse anwesend war wusste schon so ungefähr mit sechzehn, dass sie sich mehrere Jahre bei der Army verpflichten wird samt Auslandseinsätzen, damit sie beim Militär studieren kann und keine Kosten hat.
Das finde ich verkehrt, wenn man nur dafür sein Leben quasi verkauft oder aufs Spiel setzen muss. Nicht falsch verstehen: Wenn man natürlich eine militärische Karriere anstrebt, weil das der eigentliche Berufswunsch ist, ist das völlig in Ordnung. Aber nicht, wenn man das aus finanziellen Zwängen tun muss.
Ich habe eine schulische Ausbildung gemacht, die auch nicht ganz preiswert war. Auch hier gab es große Unterschiede zwischen Privatschulen und solchen, die teilweise von der Stadt und dem Land gefördert wurden. Eine einzige öffentliche Schule dieser Art gab es damals in Deutschland, aber weit weg, so dass ich dann ein Zimmer oder eine Wohnung hätte finanzieren müssen.
Somit habe ich eine Schule gewählt, die zum Großteil privat war, aber von der Stadt unterstützt wurde. Darum war sie nicht so teuer wie eine komplett private Schule. Ich hatte das große Glück, dass ich auf Unterstützung meiner Eltern zählen konnte, sonst hätte ich diese Ausbildung wohl nicht machen können.
Sicher ist es schlimm, wenn eine bestimmte Ausbildung der große Traum von jemandem ist und dieser Mensch sie sich nicht leisten kann. Ich muss auch sagen, dass ich es schlimm finde, wenn man eine Ausbildung hinter sich hat und dann in den ersten Jahren von dem Gehalt nur die Schulden abbezahlt. Trotzdem wird man es wohl auf sich nehmen, wenn es der Traumberuf ist.
Eine gute Ausbildung ist für mich unbezahlbar und ich bin dafür auch bereit etwas aus meiner eigenen Tasche zu finanzieren. Denn ich sehe es nicht als normal an, dass man hier alles kostenlos in den Hintern gesteckt bekommt und nebenbei noch schön mit Geld gepudert wird.
Man kann es sich mal so ansehen, dort wo Studiengebühren gezahlt werden müssen sind die Leute auch schneller fertig mit ihrem Studium und auch das was dort abgelegt wurde als Zensur bestimmt hinterher weiter welchen Job man bekommt. Ist das nur Durchschnitt oder schlecht, dann gibt es einen schlechten Job und ist man gut, dann einen guten. Hier kann der letzte Depp mit einem schlechten Abschluss und ohne Leistung einen tollen Job dann haben, die auch noch kostenlos in den Hintern gesteckt wurde und man nichts dafür tun musste. Entsprechend wissen viele das auch nicht zu schätzen, da sie nicht einmal wissen was ihr Platz wirklich kostet. Denn dann kommst du auch auf die 10.000 Euro pro Semester, bei einigen mehr, bei anderen etwas weniger.
Meine Ausbildung hat gekostet und ich habe dafür jeden Monat 600 Euro auf den Tisch gelegt und für die praktischen Dinge nochmals 400 Euro für einen 2 Wochen Block. Damit das bezahlt werden konnte war ich nebenbei noch arbeiten und habe mir das nicht von meinen Eltern Sponsoren lassen. Das was ich nicht aufbringen konnte habe ich über einen Kredit bezahlt der nach der Ausbildung dann abgezahlt werden musste, aber mit einer Ausbildung hat man einen besseren Job als ohne und hinterher etwas abzahlen dafür sollte dann auch machbar sein für jeden.
Mein Studium habe ich ebenfalls selbst bezahlt und war nebenbei noch Vollzeit arbeiten damit ich mir das leisten kann. Sicherlich ist auch das eine Belastung gewesen aber wenn man will, dann bekommt man auch das hin. Das waren 4 Jahre Anstrengung und jede Menge Mühe mit vielen Abstrichen aber heute zahlt sich das doppelt, dreifach und vierfach auch wieder aus und selbst wenn ich das als Kredit angenommen hätte für die kompletten Gebühren, wären diese Kosten nach 2 Jahren wieder refinanziert gewesen durch den Job. Man muss dabei also etwas weiter denken als "ich bin so arm und kann monatlich keine 500 Euro aufbringen jetzt" sondern nach Alternativen suchen und nicht immer nur auf Goldesel Eltern verlassen die das schon zahlen werden, sondern selbst mal aktiv werden und seinen Teil dazu beitragen.
An einer fixen Summe mache ich es somit nicht fest, sondern eher an einem Kosten Nutzen Faktor. Mir bringt keine Ausbildung etwas, wenn ich hinterher nur Arbeit bekomme die ich auch ohne Ausbildung bekommen hätte. Auch der Verdienst hinterher spielt eine Rolle um die Schulden vom Kredit zu begleichen wie auch die weiteren Möglichkeiten die sich damit eröffnen oder ob es eine Einbahnstraße ist.
Ich bin sogar soweit, dass ich jetzt schon weiß das ich für meine Sohn lieber Schulgeld an einer Privaten Schule zahle für seine Zukunft, anstatt ihn hier auf die staatlichen Schulen zu schicken. Und das obwohl diese kostenlos wären, sind diese von der Qualität her mies und ich komme in Anbetracht dessen das ich mir an der Privatschule auch jede Vereinskosten einspare, sogar billiger als mit staatlicher Schule und 2 Vereinsgebühren pro Monat. Denn auch das sehe ich mit als einen Teil der "Ausbildung" mit dazu. Man muss einfach mehr sehen als ein paar Scheinchen und Münzen wenn es darum geht und entsprechend ist es auch nicht an Summe X festzumachen wie ich finde.
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