Sich vor der Ausbildung ein Jahr frei nehmen?

vom 12.04.2017, 21:54 Uhr

Der Sohn eines Freundes wird jetzt bald die Realschule abschließen und hat jetzt auch ungefähre Vorstellungen, was er später mal machen möchte. Es wird wohl auf eine Ausbildung hinauslaufen.

Allerdings möchte er - entgegen dem Willen seiner Eltern - nicht direkt nach der Schulzeit mit der Ausbildung beginnen, sondern ein Jahr Pause einlegen. Er selbst nennt seine Idee "kreatives Jahr", in welchem er sich von den Strapazen der Schulzeit entspannen möchte um zu sich selbst zu finden. Seine Eltern sind deswegen in heller Aufregung.

Sie halten ihm entgegen, dass das unreif sei und seinem Alter nicht angemessen, solche unsinnigen Ideen zu haben. Letztlich würde er ein ganzes Jahr seines Lebens, in dem er später mal Geld verdienen könnte, wegwerfen und ihnen somit unnötig auf der Tasche liegen. Zwar würden sie ihn gerne bei all seinen Vorhaben finanziell fördern, jedoch sehen sie nicht ein, wieso sie ihn sinnlos ein Jahr lang durchfüttern sollten und ihm auch noch eventuelle Urlaubsreisen finanzieren sollten. Er verdient ja noch gar kein Geld.

Im Groben muss ich da meinem Freund zustimmen. Es wirkt nicht wirklich nötig, sich ein ganzes Jahr Pause zu gönnen. Zumal man ja bis zum tatsächlichen Beginn der Ausbildungen im August/September ja auch noch ein paar Monate Zeit hat, um sich zu entspannen oder in den Urlaub zu fahren.

Würdet ihr so ein Jahr zur "Selbstfindung" eures Kindes vor der Ausbildung gut heißen? Oder hättet ihr hier die selben Vorbehalte wie die Eltern des Jungen in dem beschriebenen Fall?

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Grundsätzlich finde ich es gut, sich ein Jahr Pause nach der Schule zu nehmen. Für eine Ausbildung bewirbt man sich ein Jahr im Voraus, also wird er hoffentlich einen Ausbildungsplatz sicher haben, sobald es in die einjährige Auszeit geht. Da kann man doch nicht behaupten, dass er sein Leben wegwirft.

Außerdem arbeiten die heutigen Berufsanfänger doch sowieso mindestens bis 71 oder bis sie tot umfallen. Wen interessiert da schon ein Jahr mehr oder weniger. Im Gegenteil, ich bekam in sämtlichen Vorstellungsgesprächen positives Feedback zu meinem Jahr Auszeit. Allerdings habe ich das auch mit einem Auslandsaufenthalt sinnvoll genutzt. Wenn man seine Pause im Lebenslauf gut verkaufen kann, ist es sicher kein Makel.

Kritisch ist allerdings, dass er nur den Realschulabschluss macht. Da er nach der zehnten Klasse noch nicht volljährig ist, werden seine Möglichkeiten sicher begrenzt sein. Vielleicht kann er einen 400-Euro-Job machen, das wird ihn sicher nicht überlasten und seine Eltern müssen ihn nicht durchfüttern.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Das Kind sollte nicht vergessen, dass es bis zur Volljährigkeit der Berufsschulpflicht unterliegt. Reisen geht nur in den Ferien. Die Pflicht, eine Berufsschule zu besuchen, ruht nur während eines freiwilligen sozialen Jahres. Ob der Junge wirklich in die Hausfrauenklasse gehen möchte?

» cooper75 » Beiträge: 13427 » Talkpoints: 519,05 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde das albern ein ganzes Jahr dafür Zeit zu verschwenden damit man auf dem Sofa gammelt. Hier ließt sich das nicht so, als wenn der werte Herr Sohn vor hat auch arbeiten zu gehen und sich damit selbst zu finden, sondern es mehr darauf ankommt Freizeit zu haben und zu machen was man möchte. Da kann ich die Eltern verstehen, die keine Lust haben solch ein faules Stück in dieser Zeit zu finanzieren wenn rein gar nichts gemacht wird.

Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass er seinen Ausbildungsplatz erst für in einem Jahr hat. In dem laufenden Jahr werden die Plätze vergeben für die Ausbildung für September, manche auch noch ein halbes Jahr davor. Damit dürften gerade erst die Fristen laufen für das nächste Jahr nach der Auszeit und somit ist in meinen Augen auch dazu nichts sicher, dass er einen sicheren Platz hat. Scheint eher so, dass man noch keinen Platz hat aber nicht sicher ist über die gewünschte Ausbildung und sich deswegen erst einmal selbst finden muss. Das geht aber auch nicht auf dem Sofa, sondern mit Praktika, Arbeiten und solche Dinge.

Ich würde meinem Kind etwas husten wenn es anfängt zu Trödeln und meint ein Jahr Urlaub zu brauchen bevor es dann auch anfängt mit einer Ausbildung. In dieser Zeit kann das Kind sehr wohl arbeiten gehen und zum Einkommen der Familie beitragen, ich würde es sicherlich nicht unterstützen wenn mein Sohn dann ein Jahr auf der faulen Haut liegt, nichts macht, bis in die Puppen pennt und dann vor der Konsole sitzt und nichts gebacken bekommt. Zudem der Unterhalt bzw. die Zahlungsverpflichtung der Eltern auch ruhen kann, nämlich dann wenn das Kind anfängt zu trödeln und nichts macht was der Ausbildung förderlich ist. Sprich Geldhahn kann auch abgedreht werden und dann muss er arbeiten gehen oder etwas machen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Wenn mein Sohn solch eine Kreativpause einlegen möchte, dann müsste er mir schon ganz konkret darlegen, was er denn in der Zeit gedenkt zu tun. Eine Selbstfindung durch Abhängen, das käme bei mir nicht in die Tüte und da müsste er mir schon etwas sinnvolles präsentieren. Ein Jahr nur entspannen und Urlaub machen, das kostet ja auch eine Stange Geld und da müsste man sich schon auch mal darüber unterhalten, wie das ganze finanziert werden soll.

» knuddeltyp » Beiträge: 128 » Talkpoints: 6,90 » Auszeichnung für 100 Beiträge


@cooper75 So weit ich weiß reicht es vollkommen aus einen Realschulabschluss zu haben, damit man nicht die Berufsschulpflicht hat. Man muss also nicht sofort eine Ausbildung suchen oder ein soziales Jahr machen.

Zum Thema. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Junge schon eine Ausbildung in Aussicht hat und wenn er diese hat, dann müsste er diese auch antreten, wenn er einen Vertrag unterschrieben hat. Ansonsten muss man sich ja schon vorher beworben haben da es sonst im selben Jahr nichts mehr wird. Da hätte man also schon vorher mal als Eltern etwas sagen sollen.

An sich finde ich es gut, wenn sich das Kind ein Jahr frei nimmt und vielleicht ein Jahr im Ausland macht oder sich sonst irgendwie selber finanziert. Wenn es jedoch nur zu Hause bleiben will, habe ich dafür kein Verständnis und würde das auch nicht unterstützen. Ich denke, dass man einem Kind durchaus vermitteln sollte, dass das Geld nicht auf Bäumen wächst und man deswegen auch nicht ein Jahr auf dem Sofa verbringen sollte. Eventuell würde ich meinem Kind auch empfehlen dann noch mal Abitur zu machen, damit man bessere Möglichkeiten hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ramones, das ist leider nicht richtig. Mit einem Abschluss einer Hauptschule oder Realschule hat man nur seine Vollzeitschulpflicht erfüllt. Danach ist man berufsschulpflichtig. Das ist dann nur noch eine Teilzeitschule, aber man ist außerhalb der Ferien gebunden.

» cooper75 » Beiträge: 13427 » Talkpoints: 519,05 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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