Als Zeitarbeiter absichtlich langsamer arbeiten?
Als Zeitarbeiter erhält man ja meistens nur den Mindestlohn, während Festangestellte oft einen höheren Stundenlohn erhalten. Trotzdem muss der Zeitarbeiter genau die gleiche Leistung bringen. Würdet ihr wegen diesen Sachverhaltes auch absichtlich langsamer arbeiten, wenn ihr Zeitarbeiter wärt? Oder würdet ihr trotz des geringeren Lohnes auch in Akkord arbeiten?
Da man ja eine Art Leiharbeiter ist, hat man doch immer noch eine Chance auch irgendein Jobangebot zu bekommen, wenn man gut arbeitet. Ich würde auf keinen Fall langsamer oder schlechter arbeiten, nur weil ich nicht festangestellt bin. Meiner Meinung nach kann man einen guten Eindruck machen und dann lieber dort genommen werden oder übernommen werden. Arbeitet man schlechter wird man auch schnell mal als Leiharbeiter wieder weggeschickt.
Das halte ich persönlich für unklug, wobei es aber auch immer darauf ankommt, ob man das nur als Zwischenstation ansieht oder ob man tatsächlich in dieser Firma Fuß fassen möchte. Ein Bekannter von mir war auch mal Zeitarbeiter und ist dadurch eben in einer bestimmten Firma gelandet, weil er eben vermittelt und "ausgeliehen" worden ist. Er hat da deutlich schlechter verdient als die Stammbelegschaft, er hat sich aber trotzdem immer bemüht.
Das hat dann auch ein Mitarbeiter vor Ort bemerkt, der ihn dann gefördert hat. Dieser hat sich für meinen Bekannten eingesetzt und somit auch durchsetzen können, dass mein Bekannter nach einem Jahr Arbeit als Leiharbeiter festen, unbefristeten Vertrag bekommen hat und genauso gut bezahlt worden ist wie die Stammbelegschaft. Das wäre wohl kaum passiert, wenn er sich blöd angestellt hätte.
Er hat dann 5 Jahre in dieser Firma gearbeitet und ist dann zu seiner Freundin in eine andere Stadt gezogen, wobei er da eben festgestellt hat, dass er in der Firma deutlich mehr verdient hat, als das in seiner Branche üblich war. So hat er dort beispielsweise 600-700 Euro mehr im Monat gehabt, als er normalerweise gekriegt hätte. Auch das wäre ja wohl nie passiert, wenn er sich blöd angestellt hätte.
Daher würde ich immer schauen, was meine Ziele sind. Wenn ich irgendwo arbeite und für mich steht sowieso fest, dass ich auf dem Sprung bin und bei der nächsten Gelegenheit wegziehe, zum Partner, studieren oder was auch immer, wozu sich dann überdurchschnittlich anstrengen? Ich würde die Arbeit machen und gut ist, aber nicht absichtlich fehlerhafter oder langsamer arbeiten. Davon hat doch keiner was.
Zumal es doch meist so ist, dass die anderen Kollegen die eigene Arbeit fertig stellen, wenn man in seiner Arbeitszeit damit nicht fertig geworden ist. Also ich kenne das nicht so, dass man so lange auf Arbeit ist und bezahlt wird, bis die Aufgabe fertig gestellt worden ist. Wenn das wirklich so wäre, könnte man sich ja bewusst anstellen und für eine simple Aufgabe 3 Wochen brauchen und auf Arbeit dann campieren.
Das hängt vielleicht vom Typ ab. Ich bin jemand, der schon eine gewisse Entlohnung will und wenn es die nicht gab in der Vergangenheit, dann habe ich mir anderweitig Vorteile verschafft (etwa indem ich den Firmenwagen heimlich privat genutzt habe) oder indem ich eben nicht sonderlich viel gearbeitet habe. Natürlich habe ich das so gemacht, dass es keiner merkt. Man bekommt ja schon mit, was man sich leisten kann und wie weit man gehen kann, ohne dass es auffällt. Man hat schon was davon, es gibt einem eine innere Genugtuung.
Ich hatte früher beispielsweise einen Job, bei dem ich weniger verdient habe, als der heutige Mindestlohn ist. Das war nicht auf Dauer geplant, aber ich habe es doch länger behalten als gewollt. Und da habe ich parallel zur Arbeit zig private Sachen erledigt oder viele Möglichkeiten genutzt, mir Vorteile zu verschaffen. Gemerkt hat es keiner. Und was meine eigentliche Aufgabe war, habe ich auch erledigt, aber eben so schnell, dass dabei Schusselfehler passiert sind. Hat aber auch keiner gemerkt.
Ich mochte die Firma zum Schluss sogar ganz gerne und auch mit dem Chef kam ich gut klar, der mich immer gelobt hat, weil ich schnell war und die Fehler keiner mitbekommen hat. Aber dennoch blieb eben der fade Beigeschmack, dass ich da sehr wenig verdient habe, und das hat mich geärgert, sodass ich Gerechtigkeit auf anderem Wege herstellen musste. Der geringe Verdienst kam daher, dass ich nach dem Studium in meiner Branche zunächst keinen Job fand und was gemacht habe, was eigentlich nicht für Akademiker gedacht ist, sondern eher an Büroangestellte gerichtet war. Die haben auch mal meinen Lohn erhöht, aber ein akademisch angemessenes Gehalt kam dabei dennoch nicht heraus.
Jemand, der anders veranlagt wäre, der hätte sich vielleicht gedacht, dass er dennoch ganz fleißig arbeiten muss. Manche können ja gar nicht anders, weil sie von ihren selbstmaßregelnden Wertvorstellungen dazu gezwungen werden. Aber ich gebe mir keine großartige Mühe, wenn es sich nicht lohnt, nur dass ich es so mache, dass es keiner merkt.
Sternchen* hat geschrieben:Als Zeitarbeiter erhält man ja meistens nur den Mindestlohn, während Festangestellte oft einen höheren Stundenlohn erhalten.
Das ist eine Pauschalisierung, die zeigt, wie wenig über Leiharbeit oder Zeitarbeit bekannt ist. Denn die Gehälter in der Zeitarbeit liegen nicht meistens nur beim Mindestlohn. Denn erstens gibt es in dem Bereich auch einen eigenen Tarifvertrag, nachdem man eingestuft wird, je nach Tätigkeit, Vorbildung und Kenntnissen, auch wenn nicht alle Zeitarbeitsfirmen daran angebunden sind. Zum anderen gibt es in vielen Bereichen die sogenannten Branchenzuschläge, was besagt, dass ein Zeitarbeitnehmer mindestens 90% des Lohnes erhalten muss, den auch die Stammbelegschaft erhält.
Dazu muss sowohl die Leiharbeitsfirma und die Firma die den Leiharbeiter benötigt immer die Gehälter offen legen, die üblicherweise auf einer solchen Position gezahlt werden. Das einfach mal nicht zu machen, ist nicht so klug, denn das wird tatsächlich kontrolliert und zieht enorme Strafen mit sich. Gerade weil das ganze auch noch Branchenabhängig ist, ist es auch noch einfach sich darüber zu informieren, dazu gehören zum Beispiel unter anderem die chemische Industrie, Metall- und Elektroindustrie.
Gerade in diesen Industrien sprechen wir ja auch von der klassischen Produktion, wo die Gehälter augenscheinlich oft nicht so hoch sind und man meint, der Leiharbeiter bekommt dann nur einen Hungerlohn, aber gerade die Tarifverträge dieser Industrien sind doch sehr gut und zahlen deutlich über Mindestlohn die Stunde und so erhält auch der Zeitarbeitnehmer über Mindestlohn. Wenn man über ungelernte Kräfte redet, die mehr oder weniger als Helfer eingesetzt werden, dann mag man über Mindestlohn reden, aber ansonsten sollte man das nicht so pauschal sagen.
Davon abgesehen heißt Zeitarbeit auch nicht immer, das man in einem Betrieb nur eingesetzt wird und ausgebeutet wird, sondern das damit auch längerfristige Krankheitsausfälle oder Arbeitsspitzen gedeckt werden können und gerade wenn so etwas vorliegt und man dann aber meint, ich brauche nicht so viel arbeiten oder ich muss mich nicht besonders gut anstellen, weil man ja nicht so viel verdient, dann muss man sich auch nicht wundern, wenn man nie auch nur ein Angebot zur Übernahme bekommt.
Denn Zeitarbeit kann immer die Chance sein, das man erstmal nur für eine kurze Zeit geplant wurde, aber wenn sich die Umstände dann ändern, kann sich eine Chance auftun, aber stellt man dann jemanden ein, der vorher eher langsam und unmotiviert gearbeitet hat? Eher nicht. Und gerade wenn in dem Betrieb vielleicht 3 Zeitarbeiter die gleichen Tätigkeiten ausüben und dann eine Stelle zu besetzen ist, dann übernimmt man den, der die beste Leistung gebracht hat.
Pauschal kann man das nicht sagen, aber es gibt auch heute noch die schwarzen Schafe unter den Zeitarbeitsfirmen die ihre Angestellten nur ausbeuten und mit dem Mindestlohn nach Hause schicken, trotz der Branchenüblichen 90% die gezahlt werden müssen, allerdings erst nach 9 Monaten. Da gibt es auch einige, die ihre Arbeitnehmer 8 Monate dort lassen und dann zu einem neuen Kunden schicken damit sie billig bleiben und den Rest den der Kunde zahlt selbst einstreichen.
Da hätte wohl niemand Lust dann seine volle Leistung zu zeigen und das Arbeitstier heraus hängen zu lassen und bessere Leistung zu zeigen. Denn selbst wenn man gut ist, wird man auch nicht weiter übernommen oder dort gelassen mit einem höheren Lohn, wie manche sich das vielleicht vorstellen.
Aber ich muss auch sagen, dass ich keine Akkordarbeit machen würde unter einem Angestelltenverhältnis als Leiharbeitnehmer. Denn dort wird fest gezahlt in der Zeitarbeitsfirma, Akkord wird normalerweise nach Leistung bezahlt mit einem geringen Grundeinkommen. Damit kann man dann eine Höhe mit der eigenen Leistung steigern oder auch geringer halten, bei der Leiharbeitsfirma gibt es das gleiche, egal wie gut oder schlechte man ist das einige auch hier auf diese Zuschläge verzichten bzw. das in die eigene Tasche wirtschaften.
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