Ist das Abitur der Gegenwart kaum noch etwas Wert?

vom 18.04.2017, 19:12 Uhr

Ein Bekannter von mir ist der Ansicht, dass die Bildungsqualität immer weiter sinken würde. So hätte man früher mit einem guten Hauptschulabschluss schon eine Lehre beginnen können, während mittlerweile mindestens Abitur verlangt werden würde. Mein Bekannter ist daher der Ansicht, dass das heutige Abitur im Prinzip dasselbe (schlechte) Niveau erreicht hat wie die Hauptschule vor etwa 40 Jahren.

Ich habe auch schon gehört, dass mittlerweile kaum noch Hauptschüler für eine Lehre genommen werden. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass bei uns in NRW die Hauptschulen immer weiter abgeschafft und wegrationalisiert werden. So werden diese teilweise schon mit Realschulen und Gesamtschulen zusammengelegt. Wie das in anderen Bundesländern aussieht, weiß ich gar nicht. Wie seht ihr das? Ist das Abitur mittlerweile kaum noch etwas Wert, weil das schulische Bildungsniveau immer weiter absinkt? Oder ist das nur die Ansicht eines Pessimisten?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Manchmal genügt es doch, einfach logisch zu denken. :D Es kann nicht nur Häuptlinge geben, der Stamm braucht mehr Indianer. Sonst funktioniert das nicht. Warum eine Arzthelferin nun Abitur haben sollte, das erschließt sich mir nicht wirklich. Aber mittlerweile haben zwanzig Prozent der Auszubildenden in diesem Beruf die Hochschulreife.

Und der Jubel der Unternehmen ist für heute Studierende doch auch bloß Hohn. Wie gut geeignet doch so ein Absolvent mit einem technischen Bachelorabschluss für eine Position als Verkäufer geeignet ist. Immerhin bringt er das nötige technische Verständnis mit. Und Leute mit betriebswirtschaftlichem Abschluss sind so tolle Sachbearbeiter.

Ich habe weder das erste Studium abgeschlossen, um als Pharmareferent Praxen abzuklappern, noch wollte ich nach dem zweiten Studium mein Leben als Sachbearbeiter fristen. Und hätte ich was technisches studiert, wollte ich bestimmt nicht bei ATU Autoteile verkaufen. Das sind alles ehrenwerte Jobs, aber warum man dafür studieren sollte, ist mir schleierhaft.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Du musst das von einer anderen Sicht her sehen. Was heute auf der Hauptschule fristet ist in der Regel auch nichts mehr, was am Ende noch 1 und 1 zusammen zählen kann. Sprich die Leute die daher kommen, haben noch nicht einmal eine Basis auf der man sie mit einer Ausbildung belasten könnte da sie diese nicht einmal schaffen würden.

So war das auch schon vor 15 Jahren als ich mein Praktikum bei einem Konditor gemacht habe. Dieser hatte auch angegeben Hauptschulabschluss aber was dort aufgeschlagen ist für die ausgeschriebene Stelle, konnte weder Kilogramm in Gramm umrechnen, noch addieren oder etwas mit Zahlen anfangen. In einer Backstube wird halt mit Zahlen gearbeitet, da muss man schon mal rechnen können wie viel mehr Zutaten man braucht wenn man die dreifache Menge Teig zubereiten sollte. Aber das konnten diese Bewerber nicht!

Dann suchte er mit der Realschule und inzwischen nimmt er nur noch mit Abitur, da selbst die Realschüler nun nicht mehr in der Lage sind die einfachsten Dinge wirklich zu bewerkstelligen. Dass man nicht Schillers Glocke in der Backstube rezitieren und Analysieren muss, sollte klar sein aber die Grundaufgaben sind das Problem. Diese werden in jeder Schulform immer mehr vernachlässigt und mit Fachthemen voll gestopft, dass kleine Fachidioten von den Schulen kommen die für die einfachsten Basis Dinge zu doof sind. Und bevor ich mich hinsetze und anfange mit einem Bewerber noch das kleine Einmaleins zu üben, suche ich mir lieber jemanden der das schon kann und das sind nur die mit dem höheren Abschluss.

Dann darfst du auch nicht vergessen, dass seit die Übertrittszeugnisse weggefallen sind jeder Depp sein Kind anmelden kann auf der Schule wie er lustig ist. Früher war das durch die Leistung in der Grundschule festgelegt, ob jemand sich auf einem Gymnasium anmelden konnte oder einer Realschule oder gar einer Hauptschule. Viele Eltern greifen dabei viel zu hoch und schicken ihr Kind auf das Gymnasium auch wenn es gerade mal für eine Hauptschule reichen würde, bestenfalls mit viel Hinsetzen und arbeiten für eine Mittlere Reife. Somit werden auch da immer mehr Kinder durchgeschliffen und haben am Ende ein Abitur, können aber dennoch nichts und studieren hat auch nicht jeder vor mit einem Abitur in der Tasche.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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