Lassen sich Kinder von öffentlichen Trinkern beeinflussen?
Sagen wir mal in eurer Stadt würde es einen öffentlichen Platz geben, auf dem getrunken wird. Nicht immer viel, sondern mal ein Glas Wein oder von bestimmten Personen vielleicht auch ein paar mehr Gläser, aber aufgrund der Preise eher selten. Nun müssen da jeden Tag Kinder vorbei gehen, da in unmittelbarer Nähe auch Wohnungen sind.
Nun stellt jemand die These auf, dass diese Kinder irgendwann zu Trinkern werden, da sie jeden Tag Menschen sehen, die Alkohol konsumieren. Was denkt ihr dazu? Ich denke da ehrlich gesagt, dass gerade bei kleinen Kindern doch die Eltern das größte Vorbild sind und einiges vorleben und dass das mehr zählt als irgend so ein fremder Mensch, der vielleicht betrunken irgendwo steht. Meint ihr nicht?
Ich finde das ganze ist ein wenig weit hergeholt. Von einem Glas Wein trinken wird man nicht betrunken und steht auch nicht so auf dem Platz herum. Manche trinken für sich und lassen die Umwelt damit in Ruhe sondern sind einfach da. Dann ist das auch nichts anderes wenn man sich das ansieht, wie einen anderen Menschen ebenfalls und betrunken ist noch lange nicht jeder der auch öffentlich mal ein Glas Wein oder ein Bier trinkt.
Das Eltern die größten und tollsten Vorbilder sind, ist ebenfalls weit hergeholt. Für den Anfang mag es stimmen durch den Vertrauensvorschuss aber im weiterem Leben tritt das Vorbild Eltern auch immer weiter in den Hintergrund und andere Dinge kommen dann hoch. Erst sind es die Freude, weitere andere soziale Kontakte die gepflegt werden, Promis, Partner und manchmal noch andere Personen wie auch der erste Chef. Die Eltern genießen das die ersten 6 Jahre im Leben eines Kindes, aber mit 6 Jahren ist kaum ein Kind bereits Alkoholiker und lässt sich auf einem Platz voll laufen.
Dann darf dazu auch nicht vergessen werden, dass ein Kind vieles anders sieht als ein Erwachsener. Da wird sich kein Gedanke darum gemacht, wenn jemand steht mit einer Flasche und daraus trinkt. Es könnte in den Augen eines Kindes auch Wasser sein gegen den Durst, das komische Verhalten bei betrunkenen und angetrunkenen dagegen wird eher wahrgenommen und auch nachgefragt. Wirkt aber auch eher Abschreckend als anziehend, zumindest habe ich noch kein Kind erlebt welches es toll findet in der eigenen Kotze zu liegen, mit einer voll geschissenen und voll gepinkelten Hose am Hintern auf der Straße zu liegen und zu schlafen. Das wirkt abschreckender das täglich zu sehen und auch damit aufzuwachsen, als wenn Mutti und Vati das nur mit ihren Worten predigen, einfach da es greifbarer für Kinder ist.
Saufen die eigenen Eltern wie ein Loch und Verhalten sich so, dann ist das auch anders zu werten. Da wird es den Kindern als normal Vorgelebt und sie kennen nichts anderes und dann ist die Chance natürlich auch größer, dass sie bei solch einem Umfeld dann auch eher abrutschen. Aber auch darunter gibt es die Kinder, die das ganze anderweitig anders kennen durch ihre sozialen Kontakte, und das ebenfalls verabscheuen. Jedenfalls ist es an den Haaren herbeigezogen das nun ein Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen geschaffen wird, damit die armen lieben kleinen Kinderlein nichts davon mitbekommen oder man damit Argumentiert, dass sie dann automatisch die Trinker von morgen sind.
Wo gibt es denn einen öffentlichen Platz, auf dem "mal ein Glas Wein" konsumiert wird? In meiner Welt heißt das Restaurant, Biergarten oder auch der heimatliche Wohnzimmertisch. Zumindest in der Realität, in der ich lebe, sehen Kinder schon von klein auf, wie Mama und Papa, oder die fremden Leute in der Gastwirtschaft am Nebentisch, ein Weizenbier zum Schweinsbraten oder ein Glas Rotwein beim Italiener konsumieren. Was soll die Kinder denn dabei "beeinflussen", solange Mama und Papa sich nicht täglich abschießen bis zur Bewusstlosigkeit?
Man kann Kindern doch gut erklären, dass manche Getränke "für Erwachsene" sind, und dass auch Erwachsene nicht so viel davon trinken sollen, weil sie nicht gesund sind. So wie zuviel Schokolade oder was auch immer. Ich selber würde mir hier keine Gedanken machen. In Deutschland ist meines Wissens mäßiger Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit erlaubt, und wieso sollte mein hypothetisches Kind später mal zum Trinker werden, weil es Leute im Straßencafé mit ihren Biergläsern oder Proseccos sitzen sieht? Und die "richtigen" Trinker, die man gerade in Städten auf öffentlichen Plätzen herumhängen sieht, stellen wohl kaum ein Vorbild für das durchschnittliche Grundschulkind dar, sondern machen ihnen eher Angst.
Nach der Logik müsste meine Generation komplett und dauerhaft blau sein oder im Delirium tremens vor sich hin zittern. Als ich groß geworden bin, war Alkohol nicht nur dauerhaft präsent. Es sich leisten zu können, gepflegt zu trinken, das war ein Zeichen von Wohlstand.
Es gab die dauerblauen Kriegsversehrten in den Parks und in der Stadt, die entsprachen ungefähr der heutigen Trinkerszene. "Anne Bude" standen die Rentner mit der Flasche Bier und nach Feierabend gesellten sich die Arbeiter dazu. Wer es etwas besser hatte, der ging in die Eckkneipe, die es nun wirklich an jeder Ecke gab.
Wer nicht zu diesen "Proleten" gehörte, hat deshalb nicht weniger getrunken. Das gepflegte, von der Hausfrau servierte Bier nach dem Abendbrot war in fast jeder Familie Standard. Und als Zeichen des wirtschaftlichen Erfolgs gab es zum Abendfilm dann süßen Wein, ich sage nur Liebfrauenmilch, oder Likörchen, wahlweise auch Aufgesetzten oder Weinbrand. So ein "Deschadeng" hatte schon was. Dazu kam der allseits beliebte Eierlikör, das Damengetränk!
Bei den alten Damen ging es nicht besser zu. Am Nachmittag ein Likörchen, das ist gesund. Und natürlich reichte einem jede nette Omi bei jeder Gelegenheit ein Gläschen, sobald man etwa 14 war. Stress, Erkältung, Menstruationsbeschwerden, Trauer, Frust? Kind, du bist blass, trink ein Gläschen! Ein Anlass fand sich immer. Du strahlst so! Das müssen wir feiern! Trink ein Gläschen.
Damit der alkoholgeschwängerte Erwachsene den Alltag überstanden hat, gab es natürlich noch die "medizinischen" Tränke. Klosterfrau Melissengeist und Frauengold halfen den Damen über den Tag. Die Herren der Schöpfung griffen zu Tai Ginseng und Doppelherz. Wer in einer besseren Position war, hatte gleich Whiskey, Weinbrand oder so etwas Hochprozentiges im Schreibtisch.
Und dann wurde natürlich viel gefeiert. Man traf sich ständig und veranstaltete Partys. Da hatten die Eltern dann etwas zu feiern, was auch immer das gewesen ist. Bier und Wein reichte für diese Treffen nicht aus. Bowle und alle möglichen Kombinationen aus Limonaden und Whiskey oder Eierlikör und Schnaps musste es schon sein. Dazu im Winter Lumumba oder Grog. Wir haben es überlebt und sind nicht alle Säufer geworden, auch wenn das kaum zu glauben ist.
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