Nicht vom Elternhaus loslassen können

Als ihr zu Hause ausgezogen seit, um mit eurem Partner zusammen zu ziehen, was hattet ihr damals für Gefühle? Musstet ihr auch so ständig an eure Eltern denken, die nun plötzlich allein waren? Wie seit ihr mit eurem neuen Wohnumfeld zurecht gekommen? Hattet ihr auch Probleme, vom Elternhaus loslassen zu können?

Ich hatte eigentlich gar keine Probleme damit auszuziehen. Zwischen mir und meinen Eltern hat es eigentlich schon lange nicht mehr gut funktioniert und man hat sich ständig gestritten, sie waren auch nicht sonderlich nett zu mir und deswegen war ich ganz froh ausgezogen zu sein. Mittlerweile geben sie sich auch mehr Mühe. Ich denke, dass irgendwann einfach der richtige Zeitpunkt ist und für mich war es das damals.

Ich bin mit siebzehn ausgezogenen und war endlich frei. Das war ein richtig gutes Gefühl und egal wie viel ich neben Ausbildung und Studium arbeiten musste, ein Zurück gab es nie wieder. Ich hätte zurück gekonnt, aber das lag vollkommen außerhalb meiner Vorstellungswelt. Alles, aber das nicht!

Ich war so froh, diese fürchterliche gutbürgerliche Siedlung loszuwerden, wo jeder immer wusste, was der andere tut. Wo getuschelt wurde, wenn man erst am Morgen vom Feiern kam. Wo man nie durch atmen konnte. Wo gesellschaftliche Regeln der fünfziger und sechziger Jahre galten, obwohl die lange vorbei waren.

Ich hatte damit keine Probleme. Mit 14 bin ich ehrlich gesagt schon ausgezogen bzw war da zwar noch gemeldet aber so gut wie nie Zuhause in meinem Elternhaus sondern habe mehr bei Freunden gewohnt als alles andere.

Offiziell bin ich somit mit 18 Jahren ausgezogen direkt am Geburtstag. Die Wohnung war vorher angemietet worden, ein Freund hat dafür gebürgt und auf dem Mietvertrag unterschrieben und somit war die Sache klar. Morgens die Kisten ins Auto geworfen, Mittags weg und niemand hat es wirklich mitbekommen oder sich dafür interessiert. Loslassen war somit kein Problem und ein weiteres Denken oder Gedanken wie sich meine Eltern fühlen, habe ich nie daran verschwendet.

Da sollten sie sich lieber mal Gedanken dazu machen wie sie es geschafft haben ihre Kinder alle zeitlich aus dem Haus zu jagen mit ihren Arten und Weisen die an den Tag gelegt worden sind, dass niemand auch nur dort bleiben wollte oder auch warum kein Bedarf daran besteht, mit Besuchen bei den Eltern.

Ich bin für mein Studium ausgezogen, weil es einfach von der Entfernung zu weit weg war um täglich zu pendeln, mir blieb da also eigentlich gar keine andere Wahl. Weil ich aber immer ein gutes Verhältnis hatte war ich dann auch noch während des Studiums sehr viel zu Hause und habe mir da auch meinen Nebenjob bewahrt. Somit war ich zwar ausgezogen, aber irgendwie auch nicht, was so schon ziemlich gut war. Wollte ich mal eine Zeit meine Ruhe, dann bin ich halt nicht nach Hause, wollte ich mehr nach Hause, war ich eben auch da.

Auch heute fahre ich noch regelmäßig nach Hause und bleibe dann auch immer gleich das gesamte Wochenende oder auch noch ein paar Tage mehr. Ich bin immer noch gerne dort und fühle mich dort wohl. Also warum sollte ich auch nicht Zeit dort verbringen? Losgelassen habe ich aber schon sehr lange, denn ich habe ja auch mein eigenes Leben und bin nicht jedes Wochenende dort und rein aus irgendeinem schlechten Gewissen fahre ich auch nicht nach Hause, ich fahre dann, wenn ich hin möchte und zu Hause bin ich immer willkommen.

So finde ich das schon sehr gut und ich würde es auch nicht ändern wollen. Meine Familie ist mir wichtig und wir verstehen uns eben auch gut, also sehen wir uns eben auch entsprechend regelmäßig.

Ich bin nicht von zu Hause ausgezogen, um direkt mit meinem Partner zusammenzuziehen. Als ich von zu Hause ausgezogen bin, bin ich in eine WG gezogen, wobei mir das damals nicht schwer fiel. Da habe ich noch in der Nähe von meinen Eltern gelebt, so dass ich sie jedes Wochenende besuchen konnte. In den Ferien war ich noch länger dort, so dass es sich gar nicht so viel anders angefühlt hat.

Mittlerweile wohne ich doch ein größeres Stück von meinen Eltern entfernt, so dass ich sie nicht mehr so oft sehen kann. Allerdings finde ich das auch nicht schlimm. Ich bin so beschäftigt mit mir und meinem Leben, dass ich gar nicht dazu komme, sie zu vermissen. Außerdem reicht es mir offen gestanden auch, sie alle paar Wochen zu sehen und da dann einige Tage zu bleiben.

Ich habe festgestellt, dass das Verhältnis sehr viel besser geworden ist, seitdem ich ausgezogen bin. Wir verstehen uns besser und streiten uns nicht mehr. Ich finde es schön, alleine zu leben, ohne dass ich mich eingeschränkt fühle. Das Gefühl hatte ich bei meinen Eltern nämlich immer. Von daher kann ich es mir auch gar nicht mehr vorstellen, jemals wieder zu meinen Eltern zu ziehen. Das käme für mich gar nicht in Frage.

Ich war einerseits glücklich als ich mit meinem Partner zusammen gezogen bin, denn ich hatte damals nur eine kleine heruntergekommene Sozialwohnung. Andererseits hatte ich aber auch Angst, denn die Beziehung war da noch ganz frisch und ich hatte Angst, dass das Zusammenleben mit ihm nicht klappt. An meine Eltern musste ich damals nicht denken und tue es auch heute nicht. Sie waren ja auch nicht plötzlich alleine, sondern schon lange tot.

Die Wohnung meines Partners fand ich toll, kein Vergleich zu meiner Sozialwohnung. Nur die neue Lage in der Großstadt war für mich gewöhnungsbedürftig. Wir sind dann relativ schnell umgezogen. Probleme mich vom Elternhaus zu lösen hatte ich nie. Im Gegenteil, ich war froh als ich mit 18 endlich ausziehen konnte.