Mit abgebrochenem Studium bei der Bundeswehr arbeiten?

vom 13.04.2017, 12:09 Uhr

Ich habe gelesen, dass die Bundeswehr wohl so dringend nach IT-Fachkräften sucht, dass man inzwischen schon bereit dazu wäre, Studienabbrecher einzustellen. Man würde sogar Abstriche bei der Fitness machen. Man würde sogar die Arbeitskultur aufweichen, da bei Informatikern Uniformen und ein militärisches Arbeitsklima nicht sonderlich beliebt wären. Klick.

Findet ihr es richtig, wenn man wegen Fachkräftemangel die Arbeitsstruktur so dermaßen "aufweicht"? Kann man da überhaupt noch Vertrauen in die Fachkräfte haben, wenn die Bundeswehr aus Verzweiflung praktisch jeden aus diesem Bereich nimmt, egal ob mit oder ohne Studienabschluss?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich sitze selbst bei dem Laden und allgemein wurden die Anforderungen in den letzten Jahren nach unten geschraubt. Schaue ich mir den Sporttest von vor 10 Jahren an, dann würde den heute kaum jemand bringen können der nicht vorher im Training stand. Den heutigen Sporttest schafft jeder, der nicht einen Sessel am Hintern fest gewachsen hat. Was ist auch schon die Kunst daran sich 6 Sekunden an einer Stange zu halten, den Pendellauf in 60 Sekunden zu machen und die 3 Kilometer Radfahren in maximal 6:30 Minuten. Das ist keine Kunst und schaffen sogar alte Herrschaften.

Vergleiche das mal mit dem damaligen PFT. Da haben manche so richtig gekotzt, weil der um einiges schwerer war aber da hatte man dann auch keine Günther dabei, die nach 2 Kilometer Marsch mit dem Rucksack hechelnd wie ein Hund hinterher gezogen worden sind, da sie schlapp gemacht haben. Zumindest nicht, wenn es sich um einen freiwilligen gehandelt hat und nicht einen der einberufen wurde.

Es fehlt an Personal an jeder Ecke und an jedem Ende. Alleine 260.000 Stellen sind bislang offen und diese Lücke wurde mit dem Wegfall der Wehrpflicht geschaffen. Freiwillige Bewerber gibt es zwar, aber nicht alle erfüllen diese minderen Anforderungen und sind geeignet oder sie bleiben nicht lange genug, als das man sie in den Bereichen aus Ausbilden könnte. Freiwilliger Wehrdienst ist schön und gut, aber nichts was ernsthaft geplant werden kann, dass kann man mehr als ein Schnupperpraktikum sehen.

Ich finde es traurig, dass man die Anforderungen immer weiter senken muss damit es überhaupt jemand schafft. Wie gesagt, die meisten sind nicht einmal in der Lage diesen einfachen Sporttest zu schaffen, den sogar eine Dame mit 53 Jahren aus dem FF gemacht hat und eingestellt wurde. Ein Armutszeugnis ist das für die junge Generation, die nur noch vor der Konsole hängt und sich nicht mehr bewegt.

Was will man noch machen? Die Altersgrenze ist bereits angehoben worden, früher war mit 30 Jahren Schluss bzw. 32 Jahren inzwischen werden auch 40 jährige mit Handkuss genommen, Wiedereinsteller mit 45 Jahren sind ebenfalls keine Seltenheit mehr. Da sitzt dann ein 45 Jähriger Hauptgefreiter vor dir, der vor 20 Jahren seinen Wehrdienst abgeleistet hat und von den heutigen Strukturen keinen Dunst mehr hat da sich alles geändert hat. Den kann ich auch nicht ohne weitere Ausbildung auf seinen alten Posten wieder stecken, da er damit nicht mehr klar kommt.

Ich sehe es nach wie vor als falsch, dass der Wehrdienst abgeschafft worden ist. Damit hat man diese Lücke nicht nur bei der Bundeswehr gerissen mit dem Nachwuchs, da einige geblieben sind nach ihrer Wehrzeit und das den Nachwuchs immer gut gesichert hatte. Auch Feuerwehren, Krankenhäuser, Rettungsdienste, Pflegeeinrichtungen usw. haben seither die Nachwuchsprobleme und viele offene Stellen, die eben eingetreten sind nachdem auch der Sozialdienst abgeschafft wurde als Alternative.

Entsprechend kann man dem eher entgegenwirken, wenn das ganze wieder eingeführt wird als Bürgerpflicht für alle, Männer wie auch Frauen die ein Jahr ableisten müssen. Den Bereich dürfen sie sich aussuchen, ob sie nun Bundeswehr machen, in die Pflege gehen oder auch Feuerwehr. Ganz ohne irgendwelche Freistellungen und Drückeaktionen, wie man das umgehen konnte indem man z.B. ein ewiger Student war. Damit würde das Thema bereits vom Tisch sein, da der Nachwuchs sich von alleine dann wieder einstellt und ich nicht die Sofapupser motivieren muss doch bitte zu kommen, damit die Stellen besetzt werden können.

Du musst aber auch mal so sehen, diese Fachinformatiker die gesucht werden werden auch in der Wirtschaft gesucht. Und wenn ich die Wahl habe würde ich mich auch für die Wirtschaft entscheiden anstatt die Bundeswehr. Die Bundeswehr hat einen festen Plan nach dem gezahlt wird, in der Wirtschaft kannst du dir eine bessere Bezahlung und bessere Konditionen aushandeln die das starre Gerüst der Bundeswehr nicht zulassen würde. Bessere Arbeitsbedingungen wird wohl kaum jemand gegen Tarnfleck eintauschen, bzw. nur sehr wenige und die sind dann doch eher auf dem Rambo Trip.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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