Kollegen Termin mit dem Chef wegschnappen?

vom 12.04.2017, 10:44 Uhr

Eine Kollegin von mir hatte neulich einen Termin mit dem Chef ausgemacht. Der Termin stand wohl schon mehrere Wochen fest und da der Chef nur selten bei uns persönlich anwesend ist, kriegt man den ohne Termin nicht zu sprechen. Sie hatte auch ein sehr wichtiges Anliegen, was sie mit ihm besprechen wollte und hatte sich mehr oder weniger auf diesen Termin gefreut. So hätte sie Gelegenheit gehabt, alles anzusprechen.

Leider war es so, dass den beiden Sekretärinnen eingefallen ist, dass sie ja noch dringend etwas mit dem Chef besprechen müssten und es würde ja auch nur ganz "kurz" dauern und dann wäre meine Kollegin im Prinzip an der Reihe. Im Endeffekt war es aber so, dass die Sekretärinnen den Chef über eine Stunde in Beschlag genommen haben und dieser im Endeffekt gar keine Zeit mehr für meine Kollegin hatte. Hinterher musste er wieder weg ohne mit meiner Kollegin gesprochen zu haben.

Ich finde das ehrlich gesagt schon irgendwie dreist. Ich finde, es sollte gleiches Recht für alle gelten und wenn einer einen Termin machen muss, um den Chef sprechen zu können, warum sollte es dann Ausnahmen geben und man schnappt sich die Termine gegenseitig weg? Würdet ihr einem Kollegen den Termin beim Chef einfach wegschnappen oder sollte man das nicht so eng sehen, weil es hier um die Sekretärinnen des Chefs geht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Von einem Menschen sollte man das nicht abhängig machen. Die Frage ist auch was das für ein Anliegen war was seine Sekretärinnen mit ihm zu klären hatten und auch das kann eben wichtig sein und eine größere Priorität haben als wenn ein Mitarbeiter mit einem Anliegen kommt.

Zwar denkt man immer, dass sein Problem das größte und wichtigste überhaupt ist aber stelle dir mal vor, dass die Sekretärinnen ihm davon berichtet haben das die Firma kurz vor der Insolvenz steht wenn Kunde A nicht zusagt. Das ist wichtig, auch für die Kollegin die vor der Tür steht mit ihrem Termin und ihrem Anliegen, dass sie ihr Gehalt neu verhandeln möchte. Ist die Firma aber insolvent, dann bringt ihr ihr neu ausgehandeltes Gehalt auch nicht mehr.

Das muss man immer von zwei Seiten betrachten. Sicherlich ist es nicht nett, aber man muss dabei auch mal über den Tellerrand schauen und wenn es nicht wichtig gewesen wäre, dann hätte es wohl auch keine Stunde gedauert. Oder die Damen haben ihrem Chef einfach nichts von dem Termin mit der Mitarbeiterin gesagt und diesen für sich selbst genutzt, dann ist es natürlich dreist und sollte man auch abklären, ob der Chef davon Kenntnis hatte oder nicht, dass bereits ein Termin für ihn stand.

Kommt bei mir im Büro leider auch mal vor, dass ich einen Termin ausmache und dann etwas unvorhergesehenes dazwischen kommt, der etwas länger dauert. Nicht immer habe ich dann direkt im Anschluss die Zeit mich mit meinem eigentlichen Termin noch zu befassen da der nächste wartet. Es ist keine böse Absicht meinerseits, aber man kann auch nicht erwarten das ich danach im Anschluss 100 Menschen versetze nur damit der Mitarbeiter direkt dran kommt. Dieser bekommt den nächst möglichen Termin, von mir aus auch nach Feierabend in meiner Freizeit, dort wird sich dafür dann auch aufrichtig Entschuldigt wegen des Umstandes und seines Anliegens angenommen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich finde es auch dreist. Gerade, wenn man Wochen auf ein Gespräch gewartet hat und es dringend ist, muss man doch die Möglichkeit haben durch diesen ausgemachten Termin mit dem Chef sprechen zu können. Gerade als Sekretärin sollte man so auch wissen, dass der Chef viel zu tun hat und das Anliegen der Person wichtig sein könnte.

Im Prinzip scheint der Chef schlecht organisiert zu sein, wichtige Anliegen werden erst nach Wochen besprochen und wenn er einen Termin hat, hält er diesen nicht ein. Ein guter Chef hätte erstmal seinen Termin wahrgenommen und dann mit seinen Sekretärinnen gesprochen, auch hier liegt schon der Fehler. Seinen Kollegen sollte man aber keinen Termin wegnehmen, weil das auch untereinander nur nach hinten losgehen kann.

Wobei es natürlich auch bei den Sekretärinnen sehr Ernst gewesen sein kann. Man muss bedenken, dass sie ihn ja auch nicht oft sehen. Dennoch hätte der Chef beiden Parteien zuhören müssen, meiner Meinung nach.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Im Prinzip scheint der Chef schlecht organisiert zu sein, wichtige Anliegen werden erst nach Wochen besprochen und wenn er einen Termin hat, hält er diesen nicht ein. Ein guter Chef hätte erstmal seinen Termin wahrgenommen und dann mit seinen Sekretärinnen gesprochen, auch hier liegt schon der Fehler. Seinen Kollegen sollte man aber keinen Termin wegnehmen, weil das auch untereinander nur nach hinten losgehen kann.

Wie du darauf kommst kann ich nicht nachvollziehen. Nicht wenige Chefs lassen ihre Termine von den Sekretärinnen verwalten und erfahren maximal am Tag welche Termine sie wann haben, manchmal aber auch erst 5 Minuten vorher. Was hat das mit schlechter Organisation zu tun? Ein Chef hat mehrere Baustellen und ist nicht immer im Haus, sondern hat auch viele Termine außerhalb. Deswegen ist er also schlecht Organisiert wenn man die Dinge nicht 5 Minuten später klären kann?

Hast du dir mal einen Terminkalender einer Führungsperson angeschaut wie dieser aussieht? Der macht seine Termine auch nicht mehr selbst aus, man hat dafür Personal welches das macht in der Form von Sekretärinnen. Bestenfalls weiß man selbst welche Termine man im laufe des Tages hat, aber auch das ist schon schwer bei 50 unterschiedlichen pro Tag da noch den Überblick zu behalten, daher beschäftigt man Menschen dafür die das für einen Organisieren.

Bevor du also anfängst den Chef zu kritisieren, wenn das die Sekretärinnen ausmachen, solltest du ernsthaft mal den Ball flach halten mit Aussagen wie schlecht Organisiert und schlechter Chef oder den Fehler bei ihm zu suchen. Wie gesagt, er hat mehrere Termine auch außer Haus und der Vorschlag die Sekretärinnen dann im Anschluss zu machen ist ebenfalls genauso albern, soll er dann alle weiteren Termine auch nach hinten schieben? Die werden sich ebenfalls bedanken. Lieber einen vor den Kopf stoßen als am Ende 20 oder gar mehr.

Wie gesagt, es kann auch sein das die Damen ihm nichts von dem Termin mit dem Mitarbeiter gesagt haben, es etwas unvorhergesehenes abgeklärt werden musste um größeres Abzuwenden und deswegen ist man dann ein schlechter Chef? Schau mal über den Tellerrand, es bringt dem Mitarbeiter nichts wenn er am nächsten Tag auf der Straße sitzt aber er seine Problemchen mit dem Chef besprechen konnte, während dieser in der Zeit die Firmenpleite hätte abwenden können. Prioritäten setzen heißt hier das Zauberwort und wenn das Anliegen der Sekretärinnen als wichtiger erachtet wurde, dann ist das auch anzunehmen anstatt direkt ein Fass auf zu machen mit falschen Anschuldigungen und Beschuldigungen von schlechter Organisation und schlechtem Chef.

Würde ein Mitarbeiter bei mir sich so aufführen nachdem er einen Termin nicht wahrnehmen konnte, da etwas wichtigeres angestanden hatte und er hinterher an die Glocke hängen wie schlecht ich als Chef bin, wie schlecht organisiert und alles mögliche, der könnte direkt seine Koffer packen und ich würde noch persönlich dafür sorgen, dass er so schnell auch keinen Job mehr bekommt. Das sind einfach Dinge die gehören sich nicht und die macht man nicht, dass man sein Maul zerreißt über Dinge von denen man keine Ahnung hat als kleine Leuchte was denn nun wichtiger gewesen ist.

Einblicke gewähren damit es diese kleine Funzel vielleicht begreift? Sicherlich nicht, denn es hat nicht einmal vorher gereicht über den Tellerrand zu schauen, wie sollte dann Verständnis dafür erlangt werden wenn er ebenfalls mit diesen Dingen konfrontiert wird und eine Entscheidung treffen. Beides anhören und damit zwei Dinge minimal abschließen? Toller Vorschlag, nichts halbes und nichts ganzes sorgt sicherlich auch für absolute Zufriedenheit bei allen beteiligten.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Sorae hat geschrieben:Zwar denkt man immer, dass sein Problem das größte und wichtigste überhaupt ist aber stelle dir mal vor, dass die Sekretärinnen ihm davon berichtet haben das die Firma kurz vor der Insolvenz steht wenn Kunde A nicht zusagt. Das ist wichtig, auch für die Kollegin die vor der Tür steht mit ihrem Termin und ihrem Anliegen, dass sie ihr Gehalt neu verhandeln möchte. Ist die Firma aber insolvent, dann bringt ihr ihr neu ausgehandeltes Gehalt auch nicht mehr.

Das ist bei uns extrem unwahrscheinlich. Denn wir haben nichts mit Kunden zu tun. Wir setzen Projekte um, die von großem Interesse für den Staat sind und für die wir extra vom Staat beauftragt werden. Soll heißen, wir sind zwar keine Behörde und beschäftigen keine Beamten, wir werden aber vom Staat bezahlt und gefördert. Gehaltsverhandlungen gibt es bei uns auch nicht, das läuft alles über TV-L. Daher schließe ich persönlich aus, dass wir kurz vor der Insolvenz stehen und dass das dringend geklärt werden musste.

Der Chef weiß in der Regel nicht mal, wer wie viel verdient und warum. Ich habe kürzlich mitbekommen, dass der Chef sogar extra bei der Personalabteilung einen Antrag stellen muss, wie viel seine Mitarbeiter aus seiner Abteilung verdienen und sogar da würde man ihm die Auskunft verweigern wegen Datenschutz. Total schizophren, wenn ihr mich fragt, aber ändern kann man das nicht.

Der Chef hat auch nicht wirklich etwas mitzureden bei Personalentscheidungen, das macht die Chefin bei uns und die ist grad im Urlaub. Ich weiß, dass der Chef im Moment einen Stellvertreter sucht für sich selbst, aber darüber können die auch nicht gesprochen haben, weil der Vorstellungstermin feststeht und es da nicht wirklich was zu besprechen gibt. Die Bewerber stellen sich in vier Wochen vor und dann wird entschieden. Was soll man da diskutieren über eine Stunde? Es sollen Werkstudenten eingestellt werde, aber auch da hat er nichts mit zu tun. Das klärt die Sekretärin alleine und klatscht ihm dann den fertig ausgefüllten Personalbogen für die Unterschrift hin. Der Chef ist normalerweise nicht mal bei Vorstellungsgesprächen anwesend.

Meine Kollegin hatte da - in meinen Augen - ein viel "wichtigeres" Anliegen. Denn die ist bei uns hauptsächlich für die Ausbildung von unserem Nachwuchs zuständig. Sie unterrichtet unseren Nachwuchs in mehreren Fächern und das seit über 10 Jahren. Sie wollte mit ihm über die Probleme sprechen, die sie teilweise bei der Überwachung der Ausbildung hat und ich finde das schon wichtig. Denn wenn der Nachwuchs schlecht ausgebildet wird, dann wirft das ein schlechtes Licht auf den Chef. Denn er muss ja hinterher den Kopf dafür hinhalten, wenn das da nicht so läuft. Der Chef wusste übrigens, dass er einen Termin mit meiner Kollegin hatte und nicht mit den beiden Sekretärinnen. Das wurde ihm schon mitgeteilt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Meine Kollegin hatte da - in meinen Augen - ein viel "wichtigeres" Anliegen. Denn die ist bei uns hauptsächlich für die Ausbildung von unserem Nachwuchs zuständig. Sie unterrichtet unseren Nachwuchs in mehreren Fächern und das seit über 10 Jahren. Sie wollte mit ihm über die Probleme sprechen, die sie teilweise bei der Überwachung der Ausbildung hat und ich finde das schon wichtig. Denn wenn der Nachwuchs schlecht ausgebildet wird, dann wirft das ein schlechtes Licht auf den Chef. Denn er muss ja hinterher den Kopf dafür hinhalten, wenn das da nicht so läuft. Der Chef wusste übrigens, dass er einen Termin mit meiner Kollegin hatte und nicht mit den beiden Sekretärinnen. Das wurde ihm schon mitgeteilt.

Auch wenn dieses Anliegen durchaus Sinn macht, hier scheint es nicht so zu sein, dass der Chef viel zu melden hat und auch diese Entscheidungen mit trägt.

Somit ist er dann dafür vielleicht auch der falsche Ansprechpartner, selbst wenn er am Ende den Kopf hin halten muss läuft das darauf hinaus, sag was du brauchst, ich genehmige es und kümmere dich selbst darum. Gespräche die nur auf Missstände hinweisen und keine Lösung direkt mitbringen, bringen mir auch nicht viel wenn damit jemand bei mir auf der Matte steht. Solche Aufgaben werden dann auch an die zuständigen Abteilungen weiter geleitet und somit landet es auch wieder bei ihr selbst sich darum zu kümmern.

Außerdem weißt du oder sie wohl auch nicht, was eine Stunde lang beredet wurde und es kann auch etwas anderes sein, als eben der ausgefüllte Personalbogen oder die Bewerbungsgespräche die anstehen. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Tür die ganze Zeit offen stand und man alles mitbekommen hat was darin besprochen worden ist. Somit kann das was dort besprochen wurde ebenfalls wichtig sein.

Ich sehe es so, wenn jemanden ein Anliegen so wichtig ist und das nicht warten kann, dann kann man den Chef auch belagern und ihn nach Feierabend abpassen und von mir aus auch Zuhause. Habe ich auch schon erlebt und ich war doch sehr positiv überrascht von dem Engagement welches da gezeigt wurde mir das Anliegen doch noch am selben Tage vorzutragen, auch wenn ich es als nicht sonderlich wichtig erachtet habe. Lief auch darauf hinaus, sag was du brauchst, mache mir einen Plan, leg ihn vor ich rechne was machbar und finanzierbar ist und dann mach du den Rest. Mehr konnte ich dazu auch nicht sagen, da es auch in meinem Unternehmen Bereiche gibt für die ich zwar den Kopf hinhalte und das Licht wieder auf mich fällt, aber definitiv der falsche Ansprechpartner bin.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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