Schauspieler in bestimmten Rollen nicht ernst nehmen können?

Ein Schauspieler, den ich ganz gut finde, spielt immer wieder in Komödien mit. Ich kenne es eigentlich nur so, dass er lustige Rollen spielt, in denen er sich selbst nicht zu ernst nimmt. Nun habe ich allerdings gesehen, dass er auch in einem Action-Film mitspielt. Ich habe da kurz reingeschaut, allerdings nach kurzer Zeit wieder abgebrochen. Ich kann den Schauspieler in dieser ernsten Rolle einfach nicht ernst nehmen. Für mich passt das einfach nicht mehr.

Sicherlich ist es etwas anderes, wenn man zuerst diesen Action-Film sieht, bevor man die ganzen Komödien kennt. Allerdings kann ich mich nun schwer umgewöhnen. Geht es euch auch so, dass ihr Schauspieler bestimmte Rollen einfach nicht abkaufen könnt, weil ihr sie von anderen Filmen oder Serien anders kennt?

Das kommt ab und zu schon vor, wobei mir spontan aber nur ein konkretes Beispiel einfällt: Matthew McConaughey. Man kennt ihn ja eher aus irgendwelchen romantischen Komödien, wo er übertrieben kitschige Rollen spielt. Ich kenne ihn nur so und nicht anders, sodass ich eben auch neugierig gewesen bin, wie er wohl in anderen Rollen so ist.

Schließlich sah ich den Film "Interstellar" wo er auch eine Rolle spielt. Er spielt dort einen sorgenden Familienvater. Mit Romantik hatte das überhaupt gar nichts zu tun, was ja nicht schlimm sein muss. Ich konnte ihn aber in der Rolle als sorgenden und liebenden Vater und Held überhaupt nicht Ernst nehmen und war im Endeffekt extrem enttäuscht von diesem Film, obwohl ich vorher ausschließlich positive Kritiken über ihn gehört und gelesen hatte.

Wenn jemand ein guter Schauspieler ist, kann er den Massenmörder ebenso gut verkörpern wie einen Hobbit. Und nur weil jemand weltbekannt ist, muss er oder sie nicht zwangsläufig in seinem Beruf wirklich gut und überzeugend sein. Meiner Meinung nach sind gerade viele Hollywood-Schauspieler einfach nur wirklich sehr schön. Oder sie verkaufen sich gut nach außen. Manche haben wohl auch Beziehungen oder waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort, sodass sie ihre Filmrollen nicht deswegen bekommen, weil sie brillante Künstler sind, sondern weil das Publikum sie toll findet.

Aber generell besteht für Schauspieler immer die Gefahr, dass sie von den Produzenten und dem Publikum auf bestimmte Typen festgelegt werden und immer nur entsprechende Rollen angeboten bekommen. Ich denke, dass hier so eine Art Kreislauf entsteht. Und letzten Endes handelt es sich um ein Geschäft. Wenn das Publikum Schönling X als Herzensbrecher haben will, bekommt es ihn auch, zumindest so lange, bis Schönling X die Schnauze voll und/oder genügend Geld auf die Seite gelegt hat, um Indie-Filme zu drehen oder unter Pseudonym komplexe und anspruchsvolle Theaterrollen anzunehmen.

Ich selber mache es von der Qualität der darstellerischen Leistung abhängig, ob ich einem Schauspieler seine Rolle abnehme, egal, ob ich ihn vorher in 50 Komödien gesehen habe oder nicht. Nur leider habe ich den Eindruck, dass es nicht unbedingt für das Talent und die künstlerische Brillanz eines Mimen spricht, wenn der eine billige, stereotype Comedy nach der anderen abdreht, solange es sich rentiert.

Für mich hängt das auch sehr von den schauspielerischen Fähigkeiten des jeweiligen Schauspielers ab. Wenn der Schauspieler die neue Rolle nicht gut verkörpern kann, dann muss ich auch sagen, dass er besser bei dem bleiben sollte, was er kann. Aber wenn ein Schauspieler so gut ist, dass er die neue Rolle gut darstellen kann, dann ist es nach einer kurzen Gewöhnungszeit für mich kein Problem, den Film zu sehen und den Schauspieler auch ernst zu nehmen.

Für mich hat es auf der einen Seite etwas damit zu tun, wie gut jemand wirklich schauspielern kann. Auf der anderen Seite hat es aber auch damit zu tun, welche Rollen jemand annimmt. Wenn sich einer jahrelang auf den Lover oder den Comedytypen festlegt und sich das beim Publikum einfach stark einbrennt, dann ist es schwierig, aus der Nummer wieder herauszukommen.