Kinder auch ohne Schule in Gesellschaft integrieren können?

vom 08.04.2017, 17:57 Uhr

Eine Bekannte von mir hat eine ziemlich seltsame Auffassung. Sie versteht zum Beispiel nicht, warum es in Deutschland die allgemeine Schulpflicht gibt und sie ist daher Verfechterin des Homeschooling-Prinzips. Sie ist der Meinung, dass Kinder alles notwendige und wissenswerte auch von den Eltern vermittelt bekommen können. Selbst das Argument, dass Kinder auf diese Weise gezwungen wären, sich mit anders Denkenden auseinander zu setzen und Toleranz zu entwickeln, ziehen bei ihr nicht.

Sie meint, es würde im Prinzip ausreichen, wenn man die eigenen Kinder statt zur Schule zu einem Verein schicken würde. Dort könnte man ausreichend soziale Kompetenz lernen und lernen, wie man sich in die Gesellschaft vernünftig integriert. Da würde schon ein Musikverein ausreichen oder einer, in dem Fußball gespielt wird. Wie seht ihr das? Würde ein Verein tatsächlich ausreichen, um Kinder in die Gesellschaft zu integrieren oder ist die Schule doch unersetzlich?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mag sein, dass das bei manchen Kindern reicht, aber wie will man das denn testen? Man muss sich ja gezielt für so ein System entscheiden und dann wird man sich sicherlich auch einreden, dass das Kind auch durch einen Verein gut integriert ist. Meiner Meinung nach macht es aber schon einen Unterschied ob man 2 Mal in der Woche in einen Verein geht oder jeden Tag in die Schule. Letztendlich wird es sicherlich dazu auch Studien geben, aber ich kann Homeschooling nichts abgewinnen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Für mich kommt es da maßgeblich auf die Qualität des sozialen Kontakts an. In einem Verein sieht man sich bestenfalls ein- bis zweimal die Woche. In der Schule sind es in der Regel fünf Tage in der Woche und das über mehrere Stunden.

Bindungen kann man da viel besser vertiefen. Ganz zu schweigen von Umgangsstrategien. Es ist vollkommen klar, dass nicht jeder mit jedem befreundet sein kann. Das Kind muss sich also Strategien überlegen, wie es sich mit Leuten arrangiert, die es nicht so gut leiden kann. Außerdem ist die Schule ein guter Platz, um gewisse Grundlagen zu lernen. Wenn sich einer komplett daneben benimmt, dann wird ihm das relativ schnell klar gemacht. Sowas passiert dann in der Regel im Leben als Erwachsener nicht wieder.

Natürlich kann man weiterhin die Meinung vertreten, eine Menge soziale Aktivitäten könnten die Schule ersetzten. Vielleicht stimmt das sogar bei großer Anzahl. Wenn ein Kind zum Beispiel jeden Tag in der Woche gewisse Aktivitäten hat, kann das durchaus reichen. Allerdings nimmt das wieder sehr viel Zeit in Anspruch, die es dann für das Homeschooling verlieren würde.

Insoweit schlägt die Schule also zwei Probleme auf einmal: Das Kind lernt den Pflichtstoff und hat gleichzeitig die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen, während das beim Homeschooling separat geschehen müsste.

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mit einem Verein? Das ist ungefähr so, als wenn ich meine mein Kind lernt die ersten sozialen Kontakte in einer Krabbelgruppe in die es einmal oder auch zweimal die Woche geht für eine Stunde und den Rest dann Zuhause bei Mutti schimmelt. Nein, funktioniert nicht denn für eine Stunde in der Woche ist man gar nicht gezwungen soziale Interaktion zu erlerne und sie auch anzuwenden, da geht man sich aus dem Weg und weiß genau, wann Ende ist und man ist.

Bei der Schule weiß man auch wann der Anfang ist und wann das Ende, der Zeitraum ist allerdings größer und mit seiner "ich spreche nichts und verstecke mich" Aktion, kommt man dabei bei weitem nicht soweit durch wie in einem Verein. Was willst du da auch lernen? Dieser Verein wird besucht für das Hobby welches im Fokus steht und nicht das soziale, in der Schule wird auf den Stoff wie auch auf das Soziale Wert gelegt und demnach gar nicht mit einem Verein zu vergleichen.

Nachdem es aber in Deutschland kein Homeschooling gibt und auch nicht geben wird, muss man sich darüber keine Gedanken machen. Damit ein Kind hier Zuhause unterrichtet werden dürfte, braucht es einiges und ist nicht einfach zu beantragen. Als ich zur Schule gegangen bin vor über 20 Jahren, hat es noch nicht einmal gereicht wenn man eine Sonnenallergie hatte, mit einem Astronautenanzug herum laufen musste, damit man nicht verbrennt. Auch dieses Mädchen musste jeden Tag in die Schule kommen und der Antrag auf Unterricht Zuhause wurde mehrfach abgelehnt, auch wenn gesundheitliche Dinge hier dazu geführt haben und nicht die Überzeugung weil es "netter" ist das Kind die ganze Zeit um sich zu haben und auch nur das zu lehren, was man selbst gerne hätte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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