Wegen drohender Arbeitslosigkeit beim Partner ausziehen

vom 08.04.2017, 10:11 Uhr

Eine Bekannte hat einen befristeten Arbeitsvertrag, der in zwei Monaten endet. Da sie nur zehn Monate gearbeitet hatte, würde sie danach direkt eine Hartz4-Bezieherin werden. Da der Arbeitsweg zu ihrer Stelle zu weit war, ist sie mit Beschäftigungsaufnahme zu ihrem Freund gezogen, der relativ gut verdient. Fällt sie in Hartz4, ist sie nun gezwungen dort auszuziehen, um überhaupt Leistung zu erhalten.

Ist das nicht sehr unmenschlich, dass sie keine Leistung bekommt, wenn sie mit ihrem Partner zusammen lebt? Würden die beiden aber von dem einen Lohn leben, hätten sie zusammen auch nicht mehr, als ein Hartz4-Empfänger.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn man einen Arbeitsvertrag hat, bei dem man weiß, dass er endet, kann man sich ja auch die ganze Zeit über bewerben und schauen, dass man einen anderen Job bekommt. Sie hatte ja nicht nur ein paar Wochen dafür Zeit, sondern 10 Monate und da sollte sich schon etwas finden lassen. Ansonsten finde ich es absolut normal, dass Menschen die zusammen sind und zusammenleben auch beim Harz 4 zusammen berechnet werden.

Wobei ich einfach sehen würde, dass ich einen Job finden würde. Die Zeit bis dahin kann man ja sicherlich schon irgendwie überbrücken und selbst mit einem 450 € Job würde man ja in einer gemeinsamen Wohnung super leben können, wenn man sich die Kosten teilt und er ganz normal seine Miete bezahlt. Ausziehen nur um Leistungen zu beziehen finde ich schon verwerflich, wenn ich ehrlich bin.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich hätte das auch so gemacht und das ist auch der Grund, warum ich mit meinem Partner nicht zusammenlebe. Also es ist einer der Gründe. Weil ich es nicht einsehe, jemanden finanzieren zu müssen, nur weil ich mit dem ab und an kuschle. Da wird man ansonsten einfach gezwungen, den anderen mitzufinanzieren, auch wenn man das gar nicht will.

Bei einem Ehepaar sehe ich das sein, denn mit der Eheschließung sagt man ja im Prinzip, dass man sich um den anderen kümmern will. Aber nur weil man eine Beziehung hat, also mir jemandem zusammen ist, sich halt ein wenig miteinander befasst sozusagen, nur deswegen soll man jemanden finanzieren? Das würde ich auch umgehen wollen bzw. ich umgehe es, indem ich gar nicht erst mit meinem Partner zusammenziehe.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Man weiß doch in der Regel, dass der Arbeitsvertrag befristet ist und wann man sich etwas Neues suchen müsste. Warum fängt man dann nicht frühzeitig damit an? Eine Kündigung kann auch mal sehr plötzlich kommen, aber bei einem befristeten Vertrag von 10 Monaten weiß man doch deutlich früher Bescheid und kann entsprechend agieren.

Bei meiner Arbeit bekomme ich auch zur Zeit befristete Verträge. Mein Vertrag letztes Jahr wurde bis Silvester befristet und dann um 12 Monate verlängert. Aber da wird das auch frühzeitig mit der Chefin kommuniziert, damit ich eben weiß, ob der Vertrag noch einmal verlängert wird oder ob ich mir etwas neues suchen werde.

Ich finde es auch nicht in Ordnung, wenn man extra umziehen würde, nur um H4 zu bekommen. Dann würden die Steuerzahler auch noch einen Teil der Umzugskosten übernehmen müssen oder wie? Das Geld kann man ja für andere Sachen einsetzen. Es kann immer mal sein, dass man unvorhergesehen in so eine Situation rutscht und da muss man dann eben das beste draus machen.

Aber wenn man im Prinzip nur faul auf dem Hintern sitzt und auf die Zukunft wartet, finde ich es falsch, wenn man dann noch den Staat auspresst, so lange es geht. Hier ist es ja definitiv eigene Faulheit und Blödheit, sonst hätte die Dame schon längst eine Arbeit gefunden. Auch besteht die Möglichkeit, dass sie in eine Leihfirma geht und dann eben nicht arbeitslos wird.

Also mich würde kein Arbeitsamt zwingen, von meinem Freund wegzuziehen. Sollte ich arbeitslos werden, dann würde ich mich frühzeitig um einen Minijob bemühen, vielleicht sogar zwei Minijobs und dann eben zusehen, dass ich die Kosten selbst tragen und mich selbst finanzieren kann und nicht von Vater Staat lebe.

@Zitronengras: Wo finanziert man denn bitte schön seinen Partner, wenn dieser sich einen Minijob sucht und dann eben so gut es geht sich beteiligt? Ja gut, vielleicht projiziere ich zu viel. Ich würde in dieser Situation alle Hebel in Bewegung setzen und alles tun, dass ich eben Arbeit finde, sodass man bei mir nicht davon sprechen müsste, dass ich finanziert werde.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



@Zitronengras: Wo finanziert man denn bitte schön seinen Partner, wenn dieser sich einen Minijob sucht und dann eben so gut es geht sich beteiligt? Ja gut, vielleicht projiziere ich zu viel. Ich würde in dieser Situation alle Hebel in Bewegung setzen und alles tun, dass ich eben Arbeit finde, sodass man bei mir nicht davon sprechen müsste, dass ich finanziert werde.

Der Minijob alleine bringt die gar nicht so viel. Minijobs sind ja nicht dafür gedacht, als alleinig Geldquelle zu dienen, denn die werden von Arbeitgebern nur so gerne angeboten, weil sie darauf nur sehr wenig Lohnnebenkosten zahlen müssen. Man kann ja auf Wunsch vom Minijob Rentenbeiträge abziehen lassen, was sich aber gar nicht so dolle lohnt. Aber krankenversichert ist man nicht.

Entweder müsste man dann einen Arbeitgeber haben, der sich bereit erklärt, Krankenkassenbeiträge abzuführen und auch selbst welche zahlen, sodass das wie bei einem normalen Job läuft, da kommt dann aber nicht mehr viel raus oder das Amt zahlt eben die Krankenversicherung, aber dafür müsste man Leistungen vom Amt beantragen.

Das Schlimme ist für mich nicht unbedingt, dass man was für den Partner kauft, sondern dass es erwartet wird und der vom Staat bei einer Bedarfsgemeinschaft gar nichts mehr bekommt, obwohl er ja auch jahrelang Steuern und Sozialabgaben gezahlt hat. Außerdem kann man ja selbst dann, wenn man zusammenwohnt, bisher alles so organisiert haben, dass jeder finanziell für sich selbst zuständig ist und nur die Miete gemeinsam bezahlt wird. Danach fragt dann aber keiner, sondern es wird einfach erwartet, dass man den anderen mitfinanziert, weil der dann gar nichts vom Amt bekommt. Das finde ich schlimm.

Selbst wenn ich mit meinem Freund zusammenwohnen würde, dann wäre es sicherlich so, dass jeder da sein eigenes Zimmer mit der eigenen Einrichtung hat und dass man zwar zusammen einkaufen geht, aber jeder seine eigenen Produkte kauft und diese selbst bezahlt, also dass sich da sehr wenig überlappt. Ich finde das auch sinnvoll, um finanzielle Streitigkeiten zu vermeiden. Wenn man aber als Bedarfsgemeinschaft zählt, dann bekommt der eine ja nichts mehr und dann muss er was vom anderen erhalten. Da wird dann einfach irgendwie erwartet, dass der Verdiener den anderen mit durchschleppt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 08.04.2017, 15:10, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Dass der Staat erwartet, dass man für einen Partner aufkommt, das ist doch nicht falsch. Zuerst ist jeder für sich selbst zuständig, danach kommen Partner und Familie und nur wenn das nicht reicht oder nicht vorhanden ist, springt der Staat ein. Schließlich haben all diese Leute mehr Verantwortung für eine Person als die Allgemeinheit.

Früher war das einfacher, ohne Ehe gab es kein Zusammenleben. Das ist heute zum Glück anders. Nur warum sollten Verheiratete bei gleichem Einkommen schlechter gestellt werden? Das ginge dem Grundgesetz entgegen. Außerdem können Bedarfsgemeinschaften sich auflösen und dann muss niemand mehr für den ehemaligen Partner aufkommen. Das ist bei Ehepaaren immerhin anders.

Allerdings finde ich die Idee, die Wohnungen wegen Arbeitslosigkeit zu trennen, schräg. Das klingt wie, wasch mich, aber mach mich nicht nass. Entweder man löst das konsequent wie Zitronengras, oder man muss mit den Folgen leben. Anders ist es Rosinenpickerei auf Kosten der Allgemeinheit.

Und ein Minijob sollte doch zur Überbrückung reichen. Rund 180 Euro Krankenversicherung und den Rest zum Leben ist nicht viel, aber es geht. Sie ist zum Freund gezogen, also kann der die Miete auch allein stemmen. Das hat er vorher und müsste es nach einem Auszug auch. Das ist nicht schön, aber ein neuer Job muss doch sowieso her und kann sich in zwei Monaten auch noch finden.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Dieser Arbeitsvertrag ging 10 Monate und vorher? Wenn sie vorher auch schon gearbeitet hat, dann summiert sich das ganze auf und man wird dann nicht direkt in die Hartz 4 Gruppe gesteckt. Zudem auch genug Zeit ist und auch in der Vergangenheit war, dass man sich einen neuen Job sucht damit man eben gar nicht erst in diese Verlegenheit kommt.

Natürlich ist es klar, dass man nicht erwarten kann das der Staat für alles aufkommt. Zunächst ist immer die Familie dran, zu denen ebenfalls ein Lebenspartner mit einer gemeinsamen Wohnung gehört. Kann dieser dafür ebenfalls nicht aufkommen, dann kann man das ebenfalls glaubhaft belegen und bekommt darüber hinaus dann auch weitere Unterstützung, zwar nicht in Form von Hartz 4 sondern anderen Sozialleistungen wie z.B. Wohngeld. Somit muss man nicht direkt ausziehen nur weil die Arbeitslosigkeit droht, da sollte man sich einfach mal besser informieren.

So wie Zitronengras es im letzten Abschnitt beschreibt, geht man in diesem Punkt dann auch nicht als Bedarfsgemeinschaft durch wenn wirklich alles getrennt bewirtschaftet wird. Muss man allerdings belegen und glaubt einem auch nicht jeder, gerade wenn man vorher das Paar war und nicht nur eine Wohngemeinschaft. Zudem man sich dann auch auf unangemeldete Kontrollen einstellen muss, da es doch einige sind die auf diese Weise mehr abkassieren wollen als ihnen zusteht.

Wie cooper allerdings auf 180 Euro Krankenversicherung kommt weiß ich nicht. Denn diese richtet sich nach dem Einkommen welches man hat und bei einem Job auf 450 Euro Basis nach der Stundenanzahl die man arbeitet, liegt diese unter 12 Stunden die Woche kommt man auch in der freiwillig gesetzlichen mit 50 Euro im Monat hin. Darüber hinaus wird es erst teuer, dass ist wohl richtig aber wenn man das entsprechend mit dem Arbeitgeber vereinbart kann man auch an dieser sparen bei vollem Versicherungsschutz.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Sorae, freiwillig gesetzlich krankenversichert zu sein, ist teuer geworden. Mittlerweile liegt das fiktive Einkommen, dass die Krankenversicherung zugrunde legt, bei 991,67 Euro. Das macht einen Mindestbeitrag von gut 150 Euro für die Krankenversicherung und fast 30 Euro für die Pflegeversicherung. Ob du nun 450 Euro oder gar nichts verdienst, ist der Krankenversicherung egal. Das ist der aktuelle Mindestsatz für freiwillig Versicherte.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Sorae, freiwillig gesetzlich krankenversichert zu sein, ist teuer geworden.

Dann hat sich da einiges getan. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich vor rund 8 Jahren im Monat 37 Euro dafür bezahlt habe mit einer Arbeitsstelle auf 450 Euro Basis unter 12 Stunden. Damals ging es nach dem Einkommen und den Stunden die man gearbeitet hat, hätte ich mehr als 12 Stunden pro Woche gearbeitet, dann wäre das auch mit 150 Euro zu Buche geschlagen. So war es eine Absprache zwischen Arbeitgeber und mir, dass ich nur 12 Stunden in der Woche mache. Pflegeversicherung waren dann nochmals 17 Euro extra.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Deshalb gibt es so viele Versicherte, die Schulden haben und deren Versicherung ruht. Denn woher sollen 180 Euro kommen, wenn man kein Einkommen hat? Wer kein Geld vom Amt erhält, weil der Partner zu viel verdient, hat ein Problem. Einkommensabhängig wird der Beitrag erst ab 451 Euro monatlich berechnet. :wall: Da bleibt nur der Minijob und extreme Sparsamkeit oder für die Familienversicherung heiraten.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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